"Ich forsche nicht für den Aktenordner"

Die Ideen für sein erstes Patent brachte Prof. Dr.-Ing. Thomas Gräf aus der Industrie mit, wo er vor seiner Berufung an die HTW Berlin tätig war. Als Wissenschaftler hatte er an der Hochschule mehr Zeit, an der Lösung des von ihm erkannten Problems zu tüfteln und in den Laboren des Studiengangs Elektrotechnik auch die technischen Möglichkeiten für praktische Versuche. Bis der Sensor für das Temperaturmonitoring von Hochspannungsschaltern patentiert war, dauerte es trotzdem einige Jahre. „Doch der Langstreckenlauf hat sich gelohnt“, findet der Experte für Elektrische Anlagentechnik. Der Messsensor, der Kurzschlüssen in großen Schaltanlagen vorbeugt oder hilft, die Auslastung zu optimieren, wird inzwischen von einem Unternehmen in Serie produziert. Damit hat Prof. Dr.-Ing. Gräf sein Ziel erreicht: Die Innovation hat den Weg in die Praxis gefunden. „Ich will keine Forschung für den Aktenordner machen“, sagt der Ingenieurwissenschaftler.

Keiner hat so viele Erfindungen angemeldet

Niemand an der HTW Berlin hat so viele Erfindungen hervorgebracht bzw. Patente angemeldet wie er. Einige alleine, andere zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr.-Ing. Matthias Menge, auch der wissenschaftliche Nachwuchs ist hie und da mit von der Partie. Mal geht es um Arbeitsschutz durch Sensoren in smarten Textilien, die dem Träger signalisieren, wenn er sich in einem gefährdeten Bereich bewegt, mal um die Vermeidung von Stromausfällen durch faseroptische Sensoren, zuletzt um die solarthermische Nutzung von Dachflächen.

Standardkomponenten innovativ kombinieren

Das bevorzugte Verfahren von Prof. Dr.-Ing. Gräf: Für die Lösung von Problemen auf bestehende Standardkomponenten zurückgreifen, sie innovativ kombinieren, anschließend auf Versuchsständen testen. „Erst dann präsentiere ich meine Idee“, erklärt er seine Philosophie. Denn Interessenten möchten sich mit eigenen Augen überzeugen. 

Patente müssen aktiv vermarktet werden

Das hat er auch mehrfach auf der Hannover-Messe erlebt, wo er den schon erwähnten Sensor präsentierte und damit viel Aufmerksamkeit fand. Denn Patente sind keine Selbstläufer, sondern müssen aktiv vermarktet werden. Üblicherweise besorgen dies Patentagenturen, doch der Erfinder ist der bessere Experte, sagt Prof. Dr.-Ing. Gräf. Dass ihm dafür als Hochschullehrer wenig Zeit bleibt, sei ein Wermutstropfen. Doch er könne wenigstens seine Studierende für die Bedeutung von Patenten sensibilisieren und ihre Gründungslust wecken.

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