Wenn die KI beim Studieren hilft

Auswirkungen von Sprachmodellen (ChatGPT) auf die Hochschullehre an der HTW Berlin

Die HTW Berlin sichert stets die Qualität der Studienprogramme und Abschlüsse und passt die Lehrdidaktik und Inhalte des Studiums den sich ändernden Bedingungen an. Die HTW Berlin nutzt dabei den technischen Fortschritt zur Wahrung und Verbesserung der Qualität.

Artificial Intelligence-basierte Sprachmodelle werden in der Anwendung weitreichende Folgen für Industrie, Bildung und Gesellschaft haben. Die Auswirkungen auf die Hochschulbildung hängen vom wohlüberlegten Einsatz dieser Hilfsmittel durch die Studierenden und Lehrenden ab. Vertiefte Forschung ist notwendig, um das volle Potenzial auszuschöpfen.

Nachfolgend einige Thesen zum aktuellen Stand. Workshop-Angebote durch das Lehrenden-Service-Center werden zeitnah folgen. Zudem finden Sie Hinweise zum Umgang mit AI-Tools in Prüfungssituationen am Ende des Artikels.

1. Technologischen Fortschritt zum Vorteil aller nutzen

Sprachmodelle werden zukünftig zum Alltag gehören und einen festen Platz in Studium und Lehre einnehmen. Sie unterstützen Studierende und Lehrende im Lehr- und Lernprozess. Sie ersetzen jedoch nicht deren individuelle Anstrengungen zur Schaffung eines professionellen und wohlfundierten Bildungsprozesses und zum ehrlichen Umgang miteinander.

2. Interaktion zwischen und mit Studierenden

Sprachmodelle können helfen, bessere Lehr- und Lernerfahrungen zu generieren. Dabei stehen die Bedürfnisse der Studierenden an einem qualitativ hochwertigen und zeitgemäßen Studium im Vordergrund. Durch die Automatisierung geistiger Prozesse nimmt die Bedeutung individueller Betreuung im Sinne des akademischen Mentorats zu und die des vermittlungsfokussierten Frontalunterrichts ab.

3. Verbesserter Zugang zu Bildung

Sprachmodelle können verwandt werden, um weitere Lerninhalte vielen Studierenden und Interessent*innen außerhalb der Hochschule zu vermitteln und noch besser zugänglich zu machen. Interessent*innen aller Bildungshintergründe müssen bei der Nutzung unterstützt werden.

4. Effizienzgewinn bei der Materialbereitstellung

Durch einen erhöhten Automatisierungsgrad und damit die Verringerung des manuellen Aufwandes bei der Erstellung von Lehr- und Lernmaterialien können Sprachmodelle helfen, Bildungsangebote schneller und einfacher zu erzeugen.

5. Zeitgewinn für individuelle Betreuung

Antworten von Studierenden können mit AI-Anwendungen teilautomatisiert oder ggf. auch komplett automatisch kontrolliert und beantwortet werden. Lehrkräfte werden damit tendenziell entlastet. Ihnen steht Zeit für individuelle Feedbacks zur Verfügung, um Studierende in der individuellen Lernentwicklung zu fördern.

6. Bewusster und ehrlicher Umgang notwendig

Sprachmodelle müssen gewinnbringend eingesetzt werden. Studierende lernen durch bewussten Einsatz von und kritischen Umgang mit Sprachmodellen deren Vorteile und Limitationen kennen. Über die Verwendung von Textgenerierungstools sollte Transparenz hergestellt werden. Generell ist durch Sprachmodelle generierter Text als solcher in jedem Fall zu kennzeichnen!

7. Neue Prüfungsformen erproben, etablieren und rechtlich absichern

Der zunehmende Verbreitungsgrad von Sprachmodellen fordert Hochschulen und Lehrende dazu auf, neue Prüfungsformate zu etablieren, bei denen die Anwendung und der Transfer von Wissen im Vordergrund steht. Portfolio-, Workshop- oder Fall-basierte Prüfungen bieten sich hier an und müssen prüfungsrechtlich abgesichert werden. Künftig wird das Abschlusskolloquium im Verhältnis zur Abschlussarbeit stärker zu gewichten sein.

8. Disruptionen positiv begleiten

KI-Textgeneratoren und auch andere KI-basierte Tools werden zum Alltag in Lehre und Studium gehören. Hochschulen sollten in einem gemeinsamen Diskussionsprozess mit Lehrenden und Studierenden Wege zum gewinnbringenden Einsatz solcher Tools entwickeln und Rahmen und Grenzen definieren.

Hinweise zur Handhabung in Prüfungssituationen

  • Studierende erhalten in einer Aufgabenstellung den Hinweis, dass Ergebnisse von AI-Tools immer und vollständig als direkte Zitate zu kennzeichnen sind.
  • Studierende geben bei einer schriftlichen Arbeit stets eine Eigenständigkeitserklärung ab. Dies gilt laut RStPO § 23 Absatz 5 insbesondere auch für Abschlussarbeiten.
  • Die Nutzung von AI-Tools zur Textgenerierung entspricht dem Ghostwriting oder der Beratung durch eine/n unbekannten Dritten. Besteht ein Plagiatsverdacht und sollte dieser nachgewiesen werden können, müssen Details vollständig dokumentiert werden. Das Verfahren ist das gleiche wie bei allen anderen Täuschungsversuchen.
  • Empfohlen wird, schriftliche Modulabschlussprüfungen (Klausuren) wieder ausschließlich in Präsenz abzunehmen oder durch mündliche Modulabschlussprüfungen zu ersetzen. Nicht in Präsenz abzulegende schriftliche Prüfungsleistungen sollten immer mit einer mündlichen kombiniert werden.
  • Haus- oder Belegarbeiten können mit (Verteidigungs-)Präsentationen/Referaten kombiniert werden, so dass an einem verpflichtenden Anwesenheits-Blocktag alle mündlichen studienbegleitenden Prüfungsleistungen (in der Gruppe) stattfinden.
  • Schriftliche studienbegleitende Prüfungsleistungen können auch zur Voraussetzung von mündlichen studienbegleitenden Prüfungsleistungen oder mündlichen Modulabschlussprüfungen gemacht werden.