Susann Ullrich

Susann Ullrich

Passen Biologie und Psychologie zusammen? „Sehr gut sogar“, sagt Dr. Susann Ullrich, die sich mit beiden Fachgebieten ausführlich beschäftigt hat. Dem Biologiestudium verdankt sie Kenntnisse über Natur und Umwelt. In der Psychologie, in der sie anschließend promoviert wurde, legte sie das Augenmerk auf emotionale und sprachliche Prozesse sowie das menschliche Verhalten in Bezug auf die Umwelt. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HTW Berlin kann Dr. Susann Ullrich ihr Know how jetzt zusammenführen. Denn bei der Transformation des Campus Wilhelminenhof in einen klimagerechten und zukunftsfähigen Standort wird es nicht nur um Ideen für einen nachhaltigeren Campus gehen, sondern auch darum, möglichst viele Menschen dafür zu begeistern und mitzunehmen. Im Gespräch gibt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Einblick in das Projekt.

Bitte stellen Sie das Vorhaben kurz vor!

Dr. Susann Ullrich: Das Projekt heißt „Wissen für angewandte Nachhaltigkeit an deutschen Hochschulen, kurz „WaNdel!“, und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es geht darum, bis Ende 2025 einen Masterplan für die Transformation des Campus Wilhelminenhof aufzustellen, mit dem die HTW Berlin und ihre denkmalgeschützten Gebäude zum Vorbild für eine zukunftsfähige, klimagerechte Hochschule für Studierende und Anwohner*innen werden. Parallel dazu werden einzelne Aspekte auch bereits in sogenannten Reallaboren auf dem Campus ausprobiert, wobei wir möglichst viele Hochschulmitglieder und die Nachbarschaft einbeziehen wollen.

Wo liegen die Schwerpunkte?

Es gibt insgesamt vier Schwerpunkte. Einer liegt bei der Entsiegelung und Begrünung des Campus. Dazu wird auch ein kluges Regenwassermanagement gehören. Zweitens werden Ideen für eine innovative und smarte Nutzung der Gebäudeflächen, insbesondere der Büroflächen entwickelt. Diese beiden Schwerpunkte stehen auf der Agenda von Prof. Dr. Regina Zeitner aus dem Fachbereich 2.

Prof. Dr. Friedrich Sick aus dem FB 1 entwickelt ein Konzept für eine nachhaltige Wärmeversorgung und bezieht dabei auch die Nachbarschaft der HTW Berlin ein. Er hat schon Kontakt zum lokalen Energieversorger aufgenommen und mit der Modellierung eines digitalen Zwillings begonnen. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Barbara Praetorius aus dem FB 3 arbeiten wir schließlich an einem Set von Indikatoren, mit dem wir die erhofften Verbesserungen der Nachhaltigkeit am Campus messen, dokumentieren und visualisieren können. Es soll über das Öko-Audit „EMAS“ hinausgehen, nach dem die HTW Berlin ja bereits zertifiziert ist. Wir arbeiten hier auch eng mit Nina Batschke, der zentralen Nachhaltigkeitsbeauftragten der HTW Berlin, zusammen.

Wieviel Budget steht dafür zur Verfügung?

Die Projektmittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung reichen nur für die Finanzierung meiner Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin und für zwei studentische Hilfskräfte. Doch wir bemühen uns bereits darum, geeignete Fördertöpfe zu finden und Mittel für die spätere Umsetzung von Maßnahmen zu akquirieren.

Wie wollen Sie die Hochschule einbeziehen?

Wir wollen in Befragungen die Wünsche aller Nutzer*innengruppen für einen nachhaltigeren Campus ermitteln und in den Reallaboren gemeinsam erproben, was funktioniert und was nicht. Nichts soll an den Hochschulmitgliedern vorbei oder über die Köpfe hinweg passieren. Das entspricht weder unserem Selbstverständnis noch würde es einer späteren Umsetzung dienen.

Gibt es auch Anknüpfungspunkte zum Thema Diversität?

Natürlich – im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich denke hier gleich an die Biodiversität, die stark gefährdet ist und überall gefördert werden muss, auch hier auf dem Campus Wilhelminenhof. Mit Entsiegelungen und naturnahen und vielfältigen Bepflanzungen können wertvolle kleine Ökosysteme entstehen.

Diversität heißt darüber hinaus natürlich auch, dass wir die Vielfalt der Geschlechter und der Herkunft unserer Mitarbeitenden und Studierenden sowie der Anwohner*innen aus dem Kiez einbeziehen wollen. Damit schöpfen wir zugleich die Ideenvielfalt ab, die damit einhergeht.

Mit wem würden Sie gerne einen Kaffee oder Tee trinken?

Mit sehr vielen Menschen, die sich bereits an anderen Hochschulstandorten für Nachhaltigkeit und eine naturnahe Begrünung einsetzen, um von ihren Erfahrungen zu lernen und um ein Austauschnetzwerk zu formen, aus dem dann vielleicht sogar das nächste angewandte Forschungsprojekt entstehen kann.