Ella Frühwirt

Ella Frühwirt

Der Titel klingt vielversprechend: „Zukunft findet Stadt“ heißt das Projekt, das Ella Frühwirt koordiniert. Mit Stadt ist Berlin gemeint, und über deren Zukunft will sich die HTW Berlin zusammen mit vier weiteren Hochschulen, einigen Kooperationspartnern und interessierten Bürger*innen bis 2027 gemeinsam einen Kopf machen. Im Mittelpunkt stehen mit den Themenfeldern „Klima“ und „Gesundheit“ zwei durchaus komplexe Herausforderungen.  Wie man sie im Verbund angehen wird, erzählt Ella Frühwirt im Gespräch. „Zukunft findet Stadt“ ist eines der größten Verbundprojekte, die in der zweiten Runde der Bund-Länder-Förderinitiative „Innovative Hochschule“ realisiert werden.

Wie fühlen Sie sich als Koordinatorin in diesem Megaprojekt?

Ella Frühwirt: Es ist definitiv eine große Aufgabe, aber ich freue mich sehr auf sie! Wir haben fünf Jahre Zeit, um Ideen zu entwickeln und zu erproben, das dürfte ausreichen. Fast alle Akteur*innen sind inzwischen an Bord des Projekts, brennen für die Themen und wir haben eine Struktur etabliert, mit der wir gut arbeiten können. Wichtige Erfolgsfaktoren werden eine überzeugende Kommunikation und große Offenheit bei allen Beteiligten zu sein. Denn wir wollen hochschulübergreifend und interdisziplinär vorgehen, da müssen alle bereit sein, Grenzen auch mal zu überschreiten.

Warum gerade die Themenfelder Klima und Gesundheit?

Erstens liegen in diesen Bereichen große Herausforderungen für Berlin. Ich nenne nur die Stichworte Klimawandel, Energiekrise und Gesundheitsvorsorge. Zweitens verfügen alle beteiligten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften über hochkarätige Expertise, die sie zu den Themen „Klima“ und „Gesundheit“ einbringen können.

Wie macht man ein so großes Projekt operabel?

Wir haben insgesamt zehn Teilvorhaben definiert. Sprungbrett für jedes Vorhaben sind die Hochschulen. Was können sie bieten, wen interessiert das, wer kommt für Kooperationen in Frage? Dann machen wir uns auf die Suche. Wir wollen Wissenschaft in die Gesellschaft bringen, Kompetenzen der Hochschulen sichtbarer machen und durch Interdisziplinarität eine neue Qualität des Transfers herstellen. So möchten wir noch stärker als bisher schon der Fall in die Stadtgesellschaft hineinwirken, neue Zielgruppen erschließen und co-kreative Zusammenarbeit etablieren.

Geben Sie bitte Beispiele für die Teilvorhaben!

Mit einer Roadshow namens „trao“ durch Berliner Unternehmen wollen wir konkrete Anknüpfungspunkte von Wissenschaft & Wirtschaft ausloten. Bei KiezTalks werden sich Bürger*innen und Wissenschaftler*innen begegnen, damit letztere die Bedürfnisse der Stadtgesellschaft besser kennenlernen und in ihre Forschung aufnehmen können. Und ich möchte die Real Life Labs nennen, in denen Forschende und Expert*innen mit Erfahrungen gemeinsam konkrete Fragestellungen bearbeiten. Angedacht sind eine Musterwohnung mit innovativen Pflegeangeboten sowie ein Klima-Lab. Auf jeden Fall sollen alle Angebote so niedrigschwellig wie möglich sein. Wir wollen wirklich „hands on“ vorgehen und dafür sorgen, dass sich viele Menschen einbringen.

Was würden Sie in fünf Jahren gerne über das Projekt sagen?

Erstens, dass wir es geschafft haben, unsere Zielgruppen zu erreichen und die Kompetenzen der Wissenschaft in ihren Köpfen und Herzen zu verankern. Zweitens, dass es gelungen ist, die Hochschulen noch weiter für die Gesellschaft und die Wirtschaft zu öffnen und dadurch sehr viele Akteur*innen zu „matchen“, wie man so schön sagt. Das ist nicht trivial, wie ich aus eigener Erfahrung als Transfermanagerin weiß. 

Gibt es auch Anknüpfungspunkte zum Thema Diversität?

Ja, Diversität ist ein Querschnittsthema im Projekt. Das gilt sowohl für die Strukturen – wir bieten z.B. barrierearme Veranstaltungen an und eine barrierearme Projektwebsite -, als auch inhaltlich, wenn wir z.B. beim Format KiezTalks die von Armut betroffenen Familien zum gemeinsamen Kochen einladen. Ein weiteres Beispiel sind die bereits erwähnten Real Life Labs, bei dem gemeinsam mit dem Partner Johannesstift Diakonie Pflege und Wohnen eine smarte Musterwohnung entsteht.

Mit wem würden Sie gerne einen Kaffee oder Tee trinken?

Oh je, da gibt es viele… Aber in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse vermutlich mit dem israelischen Schriftsteller und Friedensaktivisten Amos Oz (der leider schon verstorben ist) und der französisch-israelischen Soziologin Eva Illouz. Ich würde die beiden über die Zukunft diskutieren lassen, ihnen zuhören, staunen und meinen Kaffee schlürfen.

Ella Frühwirt
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"Zukunft findet Stadt. Hochschulnetzwerk für ein resilientes Berlin“

Das Projekt „Zukunft findet Stadt. Hochschulnetzwerk für ein resilientes Berlin“ wird im Rahmen der Bund-Länder-Förderinitiative „Innovative Hochschule“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege Berlin gefördert.

Verbundpartner sind die HTW Berlin, die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin), die Berliner Hochschule für Technik (BHT), die Evangelische Hochschule Berlin (EHB) sowie die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB). Als Projektpartner firmieren das Museum für Naturkunde Berlin (vertreten durch die Berlin School of Public Engagement and Open Science), die Johannesstift Pflege und Wohnen sowie der Impact Hub Berlin.

Das Projekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren und endet voraussichtlich im Dezember 2027.

Das Gespräch führte Gisela Hüttinger, HTW Berlin, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch

Berlin, 24. November 2023