Flexibel, fair, VDI in der Lehre!

Wenn Studierende während einer Exkursion komplizierte Berechnungen mit Spezialsoftware durchführen, obwohl sie nur ein einfaches Tablet bei sich haben, sind sie vielleicht mit Prof. Dr. Frank Burghardt unterwegs. Denn er setzt sich zusammen mit dem Hochschulrechenzentrum seit Jahren dafür ein eine virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI) für die HTW Berlin zu etablieren. Was das bedeutet und welche Vorteile VDI im Lehrkontext bietet, erzählt Burghardt im Interview.

Wie funktioniert eine virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI)?

Burghardt: Im Grunde ist es wie beim Serien anschauen: Anstatt regalweise DVDs und teure Abspielgeräte zu Hause anschaffen zu müssen, braucht man nur noch einen Fernseher und die entsprechende App von einem der vielen Streamingdienste. Im VDI-Kontext entsprechen die DVDs teurer Software, die Abspielgeräte stehen für teure Hardware wie z. B. Grafikkarten. Anstatt jeden einzelnen PC damit zu bestücken, genügt es, ein zentrales System, die sogenannte Cloud, im Rechenzentrum geeignet auszustatten. Mit dieser „Cloud“ kann sich dann jedes beliebige Gerät, auf dem die App zur Bildübertragung installiert ist, verbinden. An der HTW Berlin wird die Bildübertragung mit dem „VMware Horizon Client“ durchgeführt, der kostenlos heruntergeladen werden kann (z. B. auf dem Technischen Serviceportal des Fachbereichs 2).

Welche Vorteile hat dieses Konzept?

Burghardt: Davon gibt es jede Menge! Am offensichtlichsten ist sicherlich, dass damit nun jede*r Nutzer*in sowohl zeit- als auch ortsunabhängig auf Software zugreifen kann, die früher nur über unsere PC Labore nutzbar war. Das heißt, dass keine Öffnungszeiten von PC-Laboren mehr beachtet werden müssen. Jede*r kann ganz bequem, z. B. von der Couch aus, die entsprechende Software nutzen, egal um welche Tages- oder Nachtzeit. Das ist natürlich besonders hilfreich, wenn es coronabedingt noch einmal zu Kontaktbeschränkungen kommen sollte. Gleichzeitig können damit die vorhandenen PC-Labore viel flexibler eingesetzt werden. Egal ob Designer*in, Maschinenbauer*in oder Studierende anderer Studiengänge - mit VDI kann von jedem beliebigen Labor aus auf die gerade benötigte Software zugegriffen werden. Vielleicht brauchen wir zukünftig nicht mal mehr alle PC-Labore und es werden Räume frei für andere Nutzungsszenarien. Lehrende können mit VDI Spezial-Software nun jederzeit in der Vorlesung vorführen. Für Studierende werden Barrieren abgebaut, denn für die Nutzung von rechenintensiver Software ist kein hochwertiger Laptop mehr nötig – weil die Rechenleistung ja nicht auf dem Gerät der Nutzenden, sondern in unserem Rechenzentrum stattfindet. Damit schaffen wir faire Bedingungen für alle Studierenden. Intern reduziert VDI mittelfristig sowohl den Aufwand als auch die Kosten für die Pflege der Infrastruktur.

Was muss eine Lehrperson tun, um VDI nutzen zu können?

Burghardt: Zunächst einmal muss mit dem oder der jeweils zuständigen Laboringenieur*in geklärt werden, ob die benötige Software via VDI zur Verfügung gestellt werden kann. Für die meisten Programme ist das überhaupt kein Problem! Allerdings gibt es bei fünf bis zehn Prozent der Software gewollte Beschränkungen durch die herstellende Firma bzw. durch das Lizenzkonzept. Ist das geklärt, kümmern sich die Laboringenieur*innen um die Abwicklung und schalten den Zugang zu den sogenannten „Pools“ frei. Ein Pool ist eine bestimmte Zusammenstellung von Software. Im Fachbereich 2 haben wir entsprechende Übersichten über die Pools erstellt. Studierende, die Zugang zu bestimmten Pools erhalten sollen, werden durch die jeweilige Lehrperson bei dem oder der Laboringenieur*in angemeldet. Danach muss lediglich noch der plattformunabhängige „VMware Horizon Client“ heruntergeladen werden. Dann kann man sich, sobald das VPN eingeschaltet ist, mit dem HTW-Account einloggen und loslegen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, VDI im Lehrkontext zu nutzen?

Burghardt: Die Idee wurde nach einem Gespräch mit meinem Sohn bestärkt. Er ist ein großer Fan von Computerspielen und brauchte dafür immer die neuesten Grafikkarten. Als er mir dann erzählte, dass es sich nicht mehr lohnt, sowas anzuschaffen und dass er nur noch in der „Cloud“ spielt, wurde mir klar, dass dies die Zukunft ist. Ich wusste auch, dass die Hochschule Harz in Wernigerode bereits seit Jahren mit VDI arbeitet. Der Leiter des dortigen Rechenzentrums ist ein Freund von mir. Also fuhr ich gemeinsam mit Herrn Weller, dem Leiter des Rechenzentrums der HTW Berlin, und Herrn Ißbrücker sowie unserem Laboringenieur Herrn Christel in den Harz, um mir das anzuschauen. Das Konzept hat uns absolut begeistert und schnell war klar: Das probieren wir auch! Nach ersten Prototypen und Tests innerhalb unseres Fachbereichs vor ca. drei Jahren ist VDI mittlerweile im Produktiveinsatz und ich hoffe, dass zukünftig viele Lehrende ihre Software über unsere Cloud-Lösung nutzen werden.

VDI Erklärfilm

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