Leonhard Gebhardt

Leonhard Gebhardt

Leonhard Gebhardt ist Absolvent der HTW Berlin. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Digital Value Anwendungszentrum (FB 3) und bietet auch Lehrveranstaltungen an. In seiner Promotion an der Universität Potsdam (bei Prof. Dr. Katharina Hölzle) und an der HTW Berlin (Nachfolge von Prof. Dr. Matthias Hartmann) beschäftigt er sich mit nachhaltigem Unternehmertum in regionalen unternehmerischen Ökosystemen.

Was muss man sich unter nachhaltigem Unternehmertum vorstellen?

Ich denke dabei an Menschen, die mit ihrem Geschäftsmodell Antworten auf soziale oder ökologische Problemstellungen entwickeln. Häufig erleben Gründer_innen in ihrem Leben Momente, die sie für solche Zusammenhänge sensibilisieren und motivieren, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen. Und das Thema hat noch eine andere Komponente: Nachhaltiges Unternehmertum kann auch als Substanzerhaltung verstanden werden, bei der es darum geht, den Erhalt der Geschäftsgrundlagen beim unternehmerischen Handeln mitzudenken. 

Welche Rolle spielen dabei regionale Ökosysteme?

Das Ökosystem ist eine Metapher. Ursprünglich wurden darunter biotische Gemeinschaften in einer physischen Umgebung verstanden. Die Interaktionen zwischen den Elementen sind für sie (über-)lebenswichtig. Ein regionales, unternehmerisches Ökosystem wiederum prägt den kreativen Prozess der Ideenentwicklung einer Geschäftsidee bis zur Skalierung. Ich beschäftige mich damit, wie sich regionale Besonderheiten im Gründungsprozess als Unterstützung bemerkbar machen, um Vorschläge für an Nachhaltigkeit orientierte Gründer_innen abzuleiten: Wo will ich wann gründen? Auf welche strukturellen Faktoren kann ich dabei zugreifen? Welchen Prozess der Gründung kann ich dort erwarten?

Haben Sie bei Ihrer Promotion auch „menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ im Auge?

Indirekt schon, explizit setze ich mich damit eher am Rande auseinander. Ich habe im Verlauf meiner Forschung mit verschiedenen Gründer_innen gesprochen. Dabei ging es auch um die Bedingungen, unter denen produziert wird. Insbesondere die Berliner Firma Kiezbett sticht in meiner Erinnerung heraus. Die Gründer haben den Anspruch, ihre ganze Wertschöpfung regional abzubilden. Wachstum wird dabei sehr stark reflektiert und die Frage formuliert, was für ein Wandel überhaupt angestrebt wird. Wirtschaftswachstum bekommt damit ganz verschiedene Dimensionen, die es zu berücksichtigen gilt – neben den ökonomischen auch ökologische und soziale. Mich motiviert der Gedanke, mit meiner Forschung dazu beizutragen, dass Unternehmensgründungen mehrdimensional betrachtet werden können. Ein Vorbild in der Hinsicht, Wachstum neu zu denken, ist für mich die Ökonomin Maja Göpel.

Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?

Gern mal mit dem Schauspieler und Aktivisten Shia LaBeouf.

Was war die größte Herausforderung, die Sie an der HTW Berlin bewältigen mussten?

Ich erlebe gerade als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HTW Berlin die größte Herausforderung. Mein Projektleiter und Doktorvater Prof. Dr. Matthias Hartmann ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Das ist für mich persönlich ein unermesslicher Verlust, natürlich auch für meine Kolleg_innen und für die Hochschule. Ich bin sehr dankbar, wie uns die Hochschulleitung, insbesondere die Vizepräsidentin für Forschung und Transfer sowie das Dekanat und die Professor_innen am FB 3 durch diese schwere Zeit begleiten und ganz praktische Hilfe anbieten.

Was möchten Sie nach der Promotion machen?

Ich bin recht begeisterungsfähig und kann mir viel vorstellen. Mir ist es aber wichtig, dass es abwechslungsreich bleibt und ich in irgendeiner Art an meine Projekterfahrungen anknüpfen kann: Möglichkeiten der digitalen Transformation nutzen, um Nachhaltigkeit in Organisationen zu verankern.