Was bringt Photovoltaik auf dem eigenen Dach?
Wieviel meines Strombedarfs ließe sich mit Photovoltaik decken und welche Ersparnis wäre damit verbunden? Ein paar Klicks genügen und schon gibt der „Solarisator“ Auskunft: 67 Prozent wären drin, die Energiekosten würden um 2101 Euro sinken. Seit Mai 2024 steht das Online-Tool auf der Webseite der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme an der HTW Berlin zur Verfügung. Es hilft Besitzer*innen von Eigenheimen dabei herauszufinden, wie sich eine Photovoltaik-Anlage auf ihren Haushaltsstrom auswirkt. „Das Angebot kommt gut an“, sagt Michaela Zoll, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin maßgeblich an der Konzeption des Tools beteiligt war. Der Solarisator ist einer von vier Rechnern, die im Forschungsprojekt „Solarstromrechner“ entwickelt werden. Gefördert wird es von der Klaus Tschira Stiftung.
Der Solarisator ist einfach zu bedienen
„Der Solarisator sollte einfach zu bedienen sein und komplexe Forschungsergebnisse verständlich visualisieren“, blickt Michaela Zoll an den Anfang des Projekts zurück. Eine Art Allrounder für Einfamilienhäuser habe man im Sinn gehabt. Was deren Besitzer*innen interessiert, wenn sie Photovoltaik installieren wollen, wusste die Forschungsgruppe aus zahllosen Mails und Anfragen. Die Inhalte standen deshalb früh fest. Für die webbasierte Nutzung aufbereitet wurden sie in Zusammenarbeit mit einer Agentur. „Deren Kompetenz im Bereich Usability hat uns sehr geholfen“, sagt die HTW-Absolventin, die im Studiengang Regenerative Energien sowohl den Bachelor- als auch den Masterabschluss gemacht hat und bereits als studentische Hilfskraft zur Forschungsgruppe Solarspeichersysteme stieß.
Vorwissen ist nicht nötig
Der auch optisch ansprechende Solarisator stellt erst einmal Fragen, die man auch ohne viel Vorwissen beantworten kann. Wie viele Personen leben im Haushalt? Um wie viel Grad und in welche Richtung ist das Dach geneigt? Soll die PV-Anlage auf einer Dachfläche montiert werden oder auf zwei entgegengesetzten Flächen? Gibt es einen Batteriespeicher und eine Wärmepumpe? Wie schätze ich den energetischen Zustand des Hauses ein? Habe ich ein Elektroauto? Antworten gibt man per Mausklick. Individuelle Werte lassen sich bequem von Hand eintragen. Wenn man sie nicht kennt, macht der Solarisator Vorschläge auf der Grundlage von Durchschnittswerten. Am Ende erfährt man präzise, welcher Anteil des eigenen Strombedarfs sich durch Photovoltaik decken ließe und wieviel man dadurch sparen würde.
Gut informiert zum Fachbetrieb
„Mit dem Rechner können Eigenheimbesitzer*innen zuhause bequem erste Schätzungen anstellen“ erklärt Michaela Zoll. Sie können selbst überprüfen, ob ein Batteriespeicher mit 20 Kilowattstunden nötig ist oder vielleicht schon 10 Kilowattstunden reichen. Das könne helfen, Kosten zu senken und überdimensionierte Systeme zu vermeiden. „Echte Simulationssoftware ersetzt der Rechner natürlich nicht“, sagt sie. Doch die Menschen seien deutlich besser informiert, wenn sie einen Termin bei einem Beratungsunternehmen vereinbaren, das ihnen gegebenenfalls auch etwas verkaufen wolle.
7.500 Zugriffe pro Monat
Das Angebot kommt gut an. 7.500 Zugriffe pro Monat verzeichnet der Solarisator, seitdem er online zur Verfügung steht. Auch einschlägige Händler fragen immer wieder an, ob sie das hilfreiche Tool in ihre eigene Webseite einbinden können. „Wir geben eigentlich immer grünes Licht“, sagt Michaela Zoll. Schließlich wolle man einen Beitrag dazu leisten, dass Photovoltaik überall dort genutzt wird, wo sie Sinn macht, die Menschen mehr über sie wissen und die Akzeptanz für diese Form der regenerativen Energie wächst. Das sei auch ganz im Sinne der Klaus Tschira Stiftung, die das Projekt fördert. Deshalb wird Michaela Zoll den Rechner mitsamt Projekt auf Messen, Tagungen und Konferenzen vorstellen sowie Webinare anbieten.
Ein Tool für Mehrfamilienhäuser soll folgen
Einziger Wermutstropfen: Der Solarisator ist ein Tool nur für Eigenheime. Ein solches besitzen nicht alle, die ihre Energieversorgung umweltfreundlicher gestalten möchten. Auch Michaela Zoll bedauert das. Doch die Forschungsgruppe Solarspeichersysteme arbeite bereits daran, Mehrfamilienhäuser einzubeziehen. Neben gesetzlichen Regelungen sollen auch Faktoren wie staatliche Förderungen einfließen. „Wir machen alles, was der Energiewende nutzt, die Menschen sensibilisiert und mit Informationen versorgt“, versichert sie. Die Arbeit wird dem engagierten Team mit Prof. Dr. Volker Quaschning an der Spitze nicht ausgehen.