Wissenschaft und Bildung sollen für alle offen sein

Sie sitzen bei ihren Treffen meist um einen kleinen Tisch, verfolgen aber eine umso größere Vision: Forschungsergebnisse, Daten und Bildungsmaterialien sollten frei zugänglich sein und die Gesellschaft in den Forschungsprozess einbezogen werden. „Sie“ meint die Handvoll Mitstreiter*innen der Interessengemeinschaft (IG) Open Science an der HTW Berlin. Die kleine Gruppe dürfte nur wenigen Hochschulmitgliedern ein Begriff sein. Ein guter Grund, an einer Sitzung teilzunehmen und die engagierten HTW`ler*innen in den Mittelpunkt einer Campus Story zu rücken. Damit alle, die Interesse an dem Thema haben, aufmerksam werden und sich womöglich hinzugesellen. Sie wären herzlich willkommen.

Ein Positionspapier der IG liegt bereits vor

Open Science ist ein mächtiger Begriff. Was genau die IG selbst darunter versteht, hat sie in einem Positionspapier formuliert. Es ist naturgemäß stark von den Präferenzen der Teilnehmer*innen geprägt, die es in Gesprächen gemeinsam entwickelt haben. Denn alle Facetten des Themas können - und wollen sie - nicht abdecken. Doch die IG hofft, dass in den nächsten Monaten weitere Hochschulmitglieder hinzustoßen und eigene Perspektiven einbringen. Es ist auf jeden Fall Absicht, das Positionspapier stetig weiterzuentwickeln.

Schwerpunkt "Citizen Science-Projekte"

Drei Schwerpunkte haben sie in ihrer ersten Fassung gesetzt: erstens Citizen Science, zweitens Open Education sowie drittens Open Data und Open Access. Citizen Science-Projekte sind der ganzen IG eine Herzensangelegenheit, allen voran Prof. Dr. Florian Koch und Julia Brandt. Sowohl der Wissenschaftler im FB 3 als auch die Forschungsreferentin im Kooperationszentrum Wissenschaft-Praxis (KONTAKT) sind davon überzeugt, dass die Einbindung der Gesellschaft in die Wissenschaftsprozesse ein integraler Bestandteil partizipativer Forschung und Bildung ist und durch sie Forschung wie Lehre gleichermaßen an Lebendigkeit gewinnen. „Die Zusammenarbeit mit Citizen Scientists ist inspirierend“, sagt Prof. Dr. Koch, der selbst entsprechende Projekte realisiert hat. Er will durch die Mitwirkung in der IG dazu beitragen, dass sich die HTW Berlin für das Thema öffnet. Und Julia Brandt, die sich um die Forschungsförderung durch Drittmittel kümmert, weiß aus ihrem Tagesgeschäft, dass Citizen Science- Ansätze in Projektanträgen an Bedeutung gewinnen.

Schwerpunkt "Open Educational Resources"

Dem Schwerpunkt Open Education wiederum schenkt Angela Weißköppel als Leiterin des Lehrenden-Service-Center besondere Aufmerksamkeit. Open Educational Resources lautet das Stichwort. Gemeint ist der breite und kostengünstige Zugang zu Bildungsressourcen. Auch wenn an der HTW Berlin bereits heute einige Lehrmaterialien für Hochschulmitglieder zugänglich sind, stünde die Hochschule hier noch ganz am Anfang, findet Weißköppel. Doch sie persönlich halte es für sehr wichtig, sich in Richtung Gesellschaft zu öffnen. „Open Education trägt zur Demokratisierung des Zugangs zu Bildung bei, indem sie Wissen breiter zugänglich macht und die Möglichkeit bietet, Bildung zu teilen“, heißt es im Positionspapier. Und weiter: Insgesamt eröffne Open Education in der Hochschulbildung neue Wege für eine inklusive, flexible und innovative Bildung.

Schwerpunkte "Open Data" und "Open Acces"

Open Data und Open Access sind die wichtigsten Themen für Eske Heister und Prof. Dr. Elisabeth Eppinger. Eske Heister arbeitet in der Hochschulbibliothek, ist Mitglied des Open Access Teams und berät die Wissenschaftler*innen der Hochschule regelmäßig dazu. Noch herrsche eine gewisse Unsicherheit, stellt Eske Heister in Gesprächen immer wieder fest. Viele fragten sich, was sie eigentlich dürfen, welche Lizenzen nötig seien und ob sie selbst über hinreichend Kompetenzen verfügten. Es bestehe, so die Erfahrung, Bedarf an Information und Aufklärung.

Open Science als gesellschaftliche Verpflichtung

„Außerdem kostet es viel Zeit, Daten so aufzubereiten, dass sie von anderen gefunden werden und nutzbar sind“, ergänzt Prof. Dr. Eppinger. Deshalb wundere es sie nicht, dass dies bis dato wenig gemacht werde. Auch die Wissenschaftlerin im Fachbereich 5 hält es für eine gesellschaftliche Verpflichtung, Ergebnisse und Daten zugänglich zu machen. Immerhin werde ein Gutteil der Forschung über Steuergelder finanziert. Prof. Dr. Eppinger interessiert sich besonders dafür, wie Anreize gesetzt und die Prozesse verbessert werden können.

Treffen im monatlichen Rhythmus

Ein Grund mehr für die Arbeit und den Austausch in der IG Open Science. Alle vier bis sechs Wochen treffen sich die Mitglieder, um das Thema voranzubringen. Im Juni 2024 sorgten sie beispielsweise dafür, dass das Kiezlabor des Berliner City Lab auf seiner Tour durch die Berliner Bezirke auch auf dem Campus Treskowallee gastierte. Unter dem vielsagenden Motto „Wissenschaft trifft Kiez“ war es Zukunftswerkstatt, Workshop, Bühne, interaktive Ausstellung oder einfach nur Treffpunkt zugleich. Mal herrschte großer Andrang, mal blieb das Publikum aus. Doch ein Anfang war gemacht, der freundlich gestaltete Container sorgte für viel Aufmerksamkeit auf dem Campus und auch für die eine oder andere Nachfrage, die gerne beantwortet wurde.

Erste Ideen werden gesammelt

Auch die IG Open Science tagte einmal dort. Noch sammelt sie Ideen, will sich erst einmal einen Überblick verschaffen, wie verbreitet der Open Science-Gedanke an der eigenen Hochschule schon ist. Und man denkt auch darüber nach, wie man dem Thema größere Sichtbarkeit verschaffen kann. „Vielleicht ließe sich einen Open Science Day veranstalten, um Forscher*innen die Möglichkeit zu geben, ihre OS-Projekte und -ansätze vorzustellen“ schlug beispielsweise Dr. Constance Holman vor. Die Forschungsmanagerin im FB 1 hat es sich explizit zur Aufgabe gemacht, die Wissenschaftler*innen ihres Fachbereichs tatkräftig dabei zu unterstützen, Open Science in ihrer Forschung umzusetzen.

Interessierte sind herzlich willkommen

An jenem Tag im Kiezlabor gesellte sich tatsächlich ein Gast zur offenen Sitzung hinzu: Prof. Dr. Berit Sandberg. Die Hochschullehrerin im FB 3 möchte das Thema Citizen Science im Wintersemester 2024/25 in ihre Lehrveranstaltung integrieren. Die Runde war hocherfreut und wird gemeinsam mit ihr nachdenken, wie sich das bewerkstelligen ließe. „So kann es weitergehen“, befand man zum Ende der Sitzung. Das nächste Treffen findet am Mittwoch, 4. September, von 14.00 bis 15.30 Uhr auf dem Campus Wilhelminenhof statt, dort in Gebäude C, Raum 303. Interessierte sind herzlich willkommen. 

Webseite der IG Open Science mit Positionspapier zum Download