Transfer spornt an und belebt die Lehre
Wie viele Praxisprojekte sie an der HTW Berlin schon realisiert hat? Prof. Dr. Regina Zeitner kann es nicht genau sagen. Es sind schlicht zu viele. Nicht immer, aber immer öfter widmen sie sich dem Thema Nachhaltigkeit. Weil sich die Architektin, die seit 2005 im Studiengang Facility Management lehrt und forscht, unermüdlich dafür einsetzt, ihr Wissen um Nachhaltigkeit auf vielfältige Art und Weise für die Praxis fruchtbar zu machen, erhielt sie 2024 den mit 4.000 Euro dotierten Transferpreis der HTW Berlin. „Prof. Dr. Regina Zeitner sensibilisiert nicht nur Studierende für ein relevantes Thema, sondern gibt auch der Hochschule und ihrem Umfeld wichtige Impulse“, steht auf der geprägten Urkunde. Die Preisträgerin steckte sie freudestrahlend in ihre Tasche.
Das Architekturstudium war eine gute Wahl
Umwelttechnik wollte die Abiturientin Regina Zeitner eigentlich studieren. Doch der Numerus Clausus war mit 1,3 zu hoch, das Ersatzfach Chemie machte ihr keine Freude, sie sattelte um auf Architektur. Eine gute Wahl, denn bereits das erste Büro, in dem sie nach Abschluss des FH-Studiums als Architektin tätig war, nahm es mit der Nachhaltigkeit richtig ernst. „Das war damals noch etwas Besonderes“, erinnert sich die gebürtige Erlangerin. Sie selbst verlor das Thema während des Zweitstudiums der Architektur an der TU Berlin und der anschließenden Promotion ein wenig aus dem Blick. Doch seitdem sie 2005 an die HTW Berlin berufen wurde, widmet sich Prof. Dr. Zeitner der Materie mit gewohnter Energie und Ideenreichtum.
Praxisprojekte aus dem Non-Profit-Sektor
Vier Semesterwochenstunden „Nachhaltigkeitsmanagement Real Estate“ stehen im Master-Studiengang „Workspace Management und Real Estate Engineering“ auf ihrem Lehrplan. Hinzukommt die Lehrveranstaltung „Pilotprojekte“, ebenfalls im Master-Studiengang. Projekte für das Nachhaltigkeitsmanagement schlägt Prof. Dr. Zeitner selbst vor; bei den Pilotprojekten entscheiden die Studierenden darüber, was sie auf die Beine stellen. Einzige Bedingung der Hochschullehrerin: Die Partner müssen aus dem Non-Profit-Sektor kommen. Denn: „Kein Budget oder ein kleines Budget zu haben, ergo wenig Ressourcen verbrauchen zu können, ist auch eine Spielart von Nachhaltigkeit“, beschreibt sie ihr umfassendes Verständnis des Handlungsprinzips. „Weniger ist mehr“, lautet ihre Devise, die für Flächen genauso gilt wie für Energie und andere Ressourcen.
Bei den Partnern ist der Transfer hochwillkommen
Bei den Projektpartnern sind die Transferaktivitäten hoch willkommen, ob es sich um eine Schule handelt oder einen Verein, einen Kinderbauernhof oder die Berliner Stadtmission. Prof. Dr. Zeitner ihrerseits freut sich, Neues zu lernen, auf andere Menschen zu treffen und mit ihren Studierenden Lösungen für die Praxis zu entwickeln. „Wenn alles gelingt, bin ich mächtig stolz auf sie“, lächelt sie. Transfer sporne überhaupt an. Denn: „Man will die Partner einfach nicht enttäuschen“. Und Transfer wirke positiv in die Lehre zurück, weil diese durch Praxisbeispiele anschaulicher und lebendiger wird, hat sie die Erfahrung gemacht. Irgendwann wurde auch die eigene Hochschule zum Gegenstand. Das lag für Prof. Dr. Zeitner schon deshalb nahe, weil sie davon überzeugt ist, dass die HTW Berlin ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit abgeben sollte. „Wir können das Thema nicht in der Lehre behandeln und als Hochschule in der Praxis schuldig bleiben“, sagt sie mit Nachdruck.
Masterplan für einen grünen und nachhaltigen Campus
So kam es zu dem deutlich umfassender angelegten Projekt „Wissen für angewandte Nachhaltigkeit an deutschen Hochschulen“, kurz „WaNdel4!“, bei dem der Masterplan für einen grünen und nachhaltigen Campus Wilhelminenhof entstehen soll. Das Konzept hat Prof. Dr. Zeitner mit ihren Kolleg*innen Prof. Dr. Friedrich Sick (FB 1) und Prof. Dr. Barbara Praetorius (FB 3) erarbeitet, die jeweils Expertise im Bereich Wärmeversorgung sowie dem Monitoring von Nachhaltigkeit einbringen. Die hochgestellte 4 steht für die Kooperation der HTW Berlin mit drei weiteren Hochschulen, die ähnliche Pläne haben und voneinander lernen wollen.
Fördermittel für die Umsetzung
„Es war mein erster Antrag auf ein großes Forschungsprojekt und er wurde tatsächlich bewilligt“, freut sich Prof. Dr. Zeitner. Man schnürte vier Arbeitspakete, passend zur jeweiligen fachlichen Expertise. Die Architektin selbst zeichnet verantwortlich für zwei von ihnen, nämlich „Klimaanpassung und Begrünung“ sowie „Smarte Nutzung von Büroflächen“. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Dr. Susann Ullrich und später Jennifer Schneidt gesellten sich dazu, das Projekt nahm Fahrt auf. Kurz vor Weihnachten 2024 kam die für alle überwältigende Nachricht: Die HTW Berlin erhält tatsächlich knapp 2,8 Millionen Euro, um den Campus Wilhelminenhof an den Klimawandel anzupassen und der Biodiversitätskrise entgegenzuwirken. Die Mittel stammen aus dem von der Europäischen Union kofinanzierten Förderprogramm BENE 2 und werden von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt vergeben. Die Hochschule selbst steuert einen Eigenanteil in Höhe von 700.000 Euro bei.
Die HTW Berlin geht mit gutem Beispiel voran!
Die Freude im Team war groß. Unter dem Motto „GRÜN-BLAUER Campus Wilhelminenhof“ wird man sich 2025 an die Umsetzung machen und dabei auch Hochschulmitglieder sowie Anwohner*innen aus der Nachbarschaft einbeziehen. Irgendwann einmal wird Prof. Dr. Zeitner ihren Studierenden in einer Lehrveranstaltung sagen können: Schauen Sie sich einfach an der eigenen Hochschule um. Die HTW Berlin ist mit gutem Beispiel vorangegangen!