Lena Scholpp
Lena Scholpp
Sie ist Betriebswirtin, kennt das Bankengeschäft, hat schon einen Blick hinter die Kulissen einer Unternehmensberatung geworfen, sich ausführlich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und selbst Erfahrungen als Gründerin gesammelt. Lena Scholpp bringt alles mit, was ein Business Coach für das Berliner Startup Stipendium (BSS) benötigt. Seit zwei Jahren arbeitet die 32-jährige im Startup und Innovation Center der HTW Berlin. Dort berät sie BSS-Stipendiat*innen dabei, ihre Geschäftsmodelle weiter zu entwickeln. Im Interview erzählt sie mehr darüber, wie das Stipendium vergeben wird, worauf es bei einer Unternehmensgründung ankommt und warum ihr der Job viel Spaß macht.
Das Angebot der HTW Berlin für Gründungsinteressierte scheint sehr vielfältig!?
Lena Scholpp: Oh ja. Wir motivieren und begleiten Gründungsinteressierte mit und ohne Gründungsidee, aber auch Einzelpersonen und Teams mit konkreten Ideen vor und nach der Unternehmensgründung. Wir sprechen dabei Studierende, Mitarbeitende und Alumni, aber auch externe Teams an, je nach Förderprojekt. Unser Angebot reicht von einem virtuellen Erstgespräch, in das man einfach reinhüpfen kann, über die konkrete Beratung z.B. zu den verschiedenen Stipendienprogrammen bis hin zu Coachings und Workshops. Das ist übrigens auch die Idee hinter dem Startup und Innovation Center: Alles rund um das Thema Gründung zusammenzuführen.
Was genau ist Ihre Aufgabe?
Ich bin Business Coach im Berliner Startup Stipendium, kurz BSS. Jeder Batch an neuen Startups beginnt mit einer Bewerbungsphase, in der sich Gründungsinteressierte über den Ideen-Check bei uns vorstellen. Nach Prüfung der Förderkriterien reichen sie eine Bewerbung ein, die wir uns genauer anschauen. Wieviel Potenzial hat die Idee? Wie ist das Team aufgestellt? Sind auch die formalen Voraussetzungen erfüllt? Die hat im Fall des BSS nicht die Hochschule definiert, sondern das Land Berlin. Wenn alles passt, bitten wir die Teams um Kurzpräsentationen, sogenannte „Pitch Decks“. Die nehmen wir ebenfalls unter die Lupe, checken beispielsweise, ob eine solide Wettbewerbsanalyse und eine Marktrecherche gemacht wurden. Die zehn Besten laden wir zum Pitch-Event ein. Zu erleben, wie sich die Teams präsentieren, ist jedes Mal sehr spannend, denn diese Performance ist gerade bei Startups für den späteren Erfolg wichtig. Das letzte Sagen über die Vergabe des Stipendiums hat eine Jury mit internen und externen Gründungsexpert*innen.
Was passiert nach der Stipendienvergabe?
Während des achtmonatigen Stipendienprogramms stellen wir alle nötigen Werkzeuge zur Verfügung: finanzielle Unterstützung, Büroräume, Coachings und Workshops. Ich selbst begleite die Teams als Business Coach dabei, Geschäftsmodelle und Businesspläne weiterzuentwickeln. Das passiert im Wechsel mit meinem Kollegen, der für das digitale Protoyping zuständig ist. Außerdem organisiere ich Workshops zu speziellen Themen, beispielsweise zur passenden Marketingstrategie oder zur erfolgreichen Ansprache von Kund*innen. Im Idealfall gelingt es den Teams während des Stipendiums, wirklich zu gründen und sogar, eine Anschlussfinanzierung zu organisieren. Das ist dann der Eintritt in die Business-Welt.
Was halten Sie bei einer Gründung für besonders wichtig?
Das Team muss zusammenpassen. Nach meiner Erfahrung kann ein tolles Team auch eine mittelmäßige Idee zum Laufen bringen, umgekehrt wird eine tolle Idee mit einem Team, das nur mittelmäßig gut zusammenpasst, aller Voraussicht nach scheitern. Die besten Chancen haben Gründer*innen-Teams mit unterschiedlichen Skills und gleichen persönlichen Werten und Zielen für das Startup. Schwierig wird es, wenn gleiche Skills und unterschiedliche Werte aufeinandertreffen.
Was macht besonders viel Spaß als Business Coach?
Es ist spannend, die innovativen Ideen der Startups kennenzulernen, denn jede Gründung ist einzigartig. Und ich freue mich mit den Teams, wenn es ihnen gelingt, Investments einzuwerben. Im Augenblick bin ich außerdem gespannt auf meine erste Lehrveranstaltung. Ich habe das Modul „Betriebswirtschaftliches Denken und Handeln“ im Frauenstudiengang „Informatik und Wirtschaft“ übernommen.
Mit wem würden Sie gerne einen Kaffee/einen Tee trinken?
Ich würde gerne mit Susanne Daubner, der Tagesschausprecherin, einen Kaffee trinken. Ihre Mischung aus journalistischer Integrität, Professionalität und herzlicher, menschlicher Art beeindruckt mich sehr. Sie hat sicherlich tolle Geschichten und Anekdoten aus ihrer langjährigen Arbeit zu erzählen.
Was bedeutet Ihnen Diversität?
Diversität bedeutet für mich, die Bereicherung durch unterschiedliche Perspektiven und Kulturen zu schätzen. Sie fördert Innovation und Verständnis und schafft eine inklusive Atmosphäre, in der jede*r respektiert und geschätzt wird. Für mich ist Diversität essenziell für soziale Gerechtigkeit und Fortschritt.
Weiterführende Links
Das Gespräch führte Gisela Hüttinger, HTW Berlin, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch
Berlin, 12. November 2024