Energieforschung im weißen Kittel
„Professor“ wurde Asnakech Laß-Seyoum als Kind von ihrem Vater liebevoll genannt, weil sie immer die Beste in der Schule war. Da ahnte der äthiopische Geschäftsmann nicht, dass seine Tochter den Titel tatsächlich einmal führen würde. Chemie, Mathematik und Physik waren ihre Lieblingsfächer. Sie prägten die berufliche Entwicklung von Prof. Dr. Laß-Seyoum und führten sie geradewegs zur Energieforschung. Heute widmet sich die Wissenschaftlerin ökologisch hochrelevanten Themen, wirbt mit Erfolg Drittmittel für ihre Projekte ein, ist bestens mit der Industrie vernetzt und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Für ihr „bewundernswertes Engagement“, wie es die Kolleg*innen im Fachbereich beschreiben, verlieh ihr die HTW Berlin 2023 den Forschungspreis.
Der weiße Kittel steht für fachliche Identifikation
„Ich wollte immer einen weißen Kittel tragen“, lächelt Prof. Dr. Laß-Seyoum. In diesem Outfit sieht man sie dementsprechend oft, wenn sie zwischen Labor und Schreibtisch pendelt, hier mit dem Team einen Versuch bespricht, dort Mails beantwortet oder einen Aufsatz schreibt. „Für mich als Chemikerin signalisiert der Kittel, dass ich mich mit dem Fach identifiziere und es liebe“.
"Sie sind für die Forschung geboren"
Anders wäre es Prof. Dr. Laß-Seyoum wohl nicht gelungen, nach dem Bachelor-Abschluss im äthiopischen Addis Abeba als Stipendiatin den Sprung nach Deutschland zu machen, wo sie in Windeseile die Sprache lernte und an der TU Berlin die Weiterbildung „Umweltchemie“ absolvierte. Sowohl die deutsche Sprache als auch die Stadt gefielen ihr so gut, dass sie sich für den Masterstudiengang Chemie an der FU Berlin einschrieb. Als ihr ein Professor mit den Worten „Sie sind für die Forschung geboren“ die Promotion nahelegte, ließ sich die Masterabsolventin nicht lange bitten. „Wenn man mich lobt, setzt das in mir sofort Aktivierungsenergie frei“, findet sie eine passende Metapher für dieses Persönlichkeitsmerkmal.
Schon früh im Fokus: die thermische Energieforschung
Dass sie gerne forscht, war der jungen Chemikerin während der Promotion klar geworden. Gleich im Anschluss konnte sie bei dem Berliner Mittelständler ZeoSys Energy eine eigene Forschungsgruppe übernehmen. Dort kam sie mit der thermochemischen Energieforschung in Berührung, die bis heute im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht. Viele Jahre bearbeitete sie bei dem Unternehmen einschlägige Forschungsprojekte, baute Kooperationen auf, betreute Abschlussarbeiten, auch von Studierenden der HTW Berlin. „Eine tolle Zeit mit wunderbaren Kolleg*innen“, blickt sie zurück.
"Allein hätte ich keinen Erfolg"
Ein Umstand vermochte die Wissenschaftlerin 2017 dennoch an die HTW Berlin zu locken: dass sie an der Hochschule ihre Forschung mit der Lehre verknüpfen kann. Denn die Interaktion mit Studierenden macht Prof. Dr. Laß-Seyoum nicht minder viel Freude als die Forschung. Ein tolles Team hat sie auch hier wieder um sich. „Allein hätte ich keinen Erfolg“, sagt sie bescheiden.