Bessere Diagnostik für die Biotechnologie

Sechs Patente hat Prof. Dr. Hans Henning von Horsten schon angemeldet, und viel spricht dafür, dass auch im Forschungsprojekt „FractoGly“ wieder eine schützenswerte Innovation entsteht. „Ich will die Analyse von Mehrfachzuckern verfahrenstechnisch verbessern“, sagt der Experte für Bioprozesstechnik. Wenn er mit flinker Hand Molekülstrukturen auf einem Blatt Papier skizziert und deren Wirkung im menschlichen Körper beschreibt, dann öffnet sich die Tür zu einem wichtigen Forschungsfeld: der Biopharmazeutik. Von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln erhofft man sich weltweit neue Behandlungsmöglichkeiten bei schweren und lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs, Rheuma und Multipler Sklerose.

Biopharmazeutika stellen hohe Anforderungen

Allerdings stellen Biopharmazeutika, die auf der Basis von tierischen Zellkulturen produziert werden, sehr hohe Anforderungen an die Produktion. „Anders als bei chemisch hergestellten Arzneien ist es für die Industrie ungleich schwieriger, für stabile Bedingungen bei der Produktion zu sorgen und diesen Prozess permanent zu kontrollieren“, weiß Prof. Dr. von Horsten aus eigener Erfahrung. Er war vor seinem Ruf an die HTW Berlin viele Jahre in der Branche tätig. Um die Qualität der Arzneimittel zu sichern, sind hochempfindliche Geräte gefragt sowie schnelle und präzise Technologien und Messverfahren.

Messverfahren beschleunigen

Ein solches Messverfahren zu beschleunigen, ist das Ziel des Naturwissenschaftlers. Für die Förderung aus dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz konnte Prof. Dr. von Horsten die SERVA Electrohoresis GmbH aus Heidelberg gewinnen. SERVA stellt Geräte und Produkte für ein Trennverfahren namens Elektrophorese her. Diese robuste Technologie wiederum hat Prof. Dr. von Horsten schon immer Spaß gemacht. Die Kooperation war schnell vereinbart.

"Es besteht Innovationsbedarf"

Womit die Rede wieder auf die Mehrfachzucker kommen kann, in der Fachsprache Glykane genannt. „Zucker sorgen für die Löslichkeit von Biopharmazeutika und sind von besonderer Bedeutung für ihre Wirksamkeit“, erklärt der Naturwissenschaftler. Deshalb müssen Glykane während der Herstellung sorgfältig analysiert, genauer gesagt: freigesetzt und beispielsweise fluoreszenzmarkiert werden. Im Vorgängerprojekt war es Prof. Dr. von Horsten bereits gelungen, ein neuartiges, chemisch-oxidatives Verfahren für die Freisetzung proteingebundener Glykane zu entwickeln. Dieses Verfahren will er mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Frauke Lankamp nun optimieren und auf weitere Anwendungsgebiete im Bereich der Probenvorbereitung für proteingebundene Zucker ausdehnen. „Auf dem Markt existiert bislang noch kein geeignetes Verfahren dafür“, heißt es im Projektantrag. Es bestehe Innovationsbedarf. Prof. Dr. von Horsten wird ihn mit Freude befriedigen.

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