Sophie Rolshoven
Sophie Rolshoven
Sophie Rolshoven ist Absolventin des Studiengangs Industrial Design. Für ihr multisensorisches Produkt 'luis hug' wurde sie Anfang März 2022 mit dem UX Design Award in Gold in der Kategorie "New Talent" ausgezeichnet. Im Interview erzählt sie mehr über das Produkt, ihr Studium an der HTW Berlin und ihre Wünsche für die Zukunft.
Wie kam die Idee zu ‚luis hug‘ zustande?
Durch meinen kleinen Bruder Luis. Er selbst hatte aufgrund einer Balkenagenesie eine Schwerstbehinderung. Von ihm lernte ich von Kindheit an, wie die Lebensrealität von Menschen mit Behinderung und der Menschen, die mit ihnen leben und sie pflegen, aussieht. Die Notwendigkeit für ein Produkt, das Menschen mit Behinderung dazu befähigt, selbstbestimmt ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, war das logische Ergebnis aller Beobachtungen und Erlebnisse, die ich in meiner Zeit mit meinem Bruder haben durfte. Der Fokus des Projektes war darauf gerichtet, durch eine freundliche, barrierefreie und warme Gestaltung zur Interaktion einzuladen.
Die Kombination verschiedener Technologien ermöglichte es ein besonders anpassungsfähiges Produkt zu gestalten. „luis hug“ sollte neben der Möglichkeit eigene kreative Klangwelten zu erstellen, Menschen mit Behinderung in die Lage versetzen, als eine treibende Kraft für Innovation sich in der Mitte unserer Gesellschaft zu platzieren.
Was war Ihr schönster Moment in Ihrem Studium?
Der schönste Moment für mich war der, in dem mir klar wurde, dass sich Design immer um die Bedürfnisse von Menschen und die Anforderungen, die Menschen an ihre Umgebung haben, dreht. Damit einher geht meine Erkenntnis, dass ich, wenn ich Menschen beobachte, die Konflikte ihrer Realität identifiziere und Lösungen dafür schaffe, mir keine Sorgen machen muss, obsolete Produkte zu entwerfen. Außerdem kommen die Tage und Nächte in der Modellbauwerkstatt ganz weit nach oben auf die Liste der schönsten Momente.
Wie verstehen Sie Ihre Arbeit als Designerin?
Meiner Meinung nach besteht die Aufgabe von Designer*innen darin, zu beobachten und zu hinterfragen und das daraus gewonnene Wissen auf Produkte oder Systeme anzuwenden. Hierbei ist es essenziell zu verstehen, dass wir Designer*innen nicht nur in unserem „Vakuum“ arbeiten können. Demnach sehe ich Designer*innen als Verbindungsstück zwischen Expert*innen, Ingenieur*innen, Informatiker*innen, Produzent*innen, Wissenschaftler*innen und den Nutzer*innen. Darüber hinaus sehe ich sie als Gestalter von ästhetisch ansprechenden, nutzerorientierten Lösungen für die realen Probleme realer Menschen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Für meine Zukunft wünsche ich mir, dass ich mit meinen Projekten beim Wandel hin zu einer inklusiveren Gesellschaft beitrage. Darüber hinaus möchte ich mit meiner Arbeit Menschen Freude bereiten und sie inspirieren über ihren Tellerrand zu schauen.
Weiterführende Informationen
Die Fragen stellte Hannah Weißbrodt, Team Kommunikation.
Fotos ©Sophie Rolshoven
Berlin, 22. März 2022