Chris Eisenmenger
Chris Eisenmenger
Für Chris Eisenmenger war es ein besonders schönes Weihnachtsgeschenk: seit Dezember 2021 darf der HTW-Absolvent den Titel Dr.-Ing. führen. Im Mittelpunkt seiner Dissertation standen Radialventilatoren, die in vielen Haushaltsgeräten für den nötigen Luftstrom sorgen. Mit der Optimierung ihres Wirkungsgrads und ihres Geräuschverhaltens beschäftigte sich der gelernte Kfz-Mechatroniker, der an der HTW Berlin sowohl seinen Bachelor- als auch seinen Masterabschluss machte, auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „HELNoise “ bei Prof. Dr. Stefan Frank. Die Promotion erfolgte in Kooperation mit der TU Berlin.
War Ihnen schon in der Ausbildung klar, dass Sie studieren und promovieren wollen?
Chris Eisenmenger: Überhaupt nicht, während der Ausbildung dachte ich keine Sekunde an ein Studium. Aber ich hatte zwei großartige Meister, einen guten Chef und einen engagierten Berufsschullehrer, die alle meinten, ich solle nicht den Rest meines Lebens in der Werkstatt verbringen. Also erwarb ich die Fachhochschulreife und entschied mich für ein Maschinenbaustudium. Kurz vor dem Masterabschluss wies mich Prof. Dr. Stefan Frank auf die Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in seinem Forschungsprojekt hin und die damit verbundene Möglichkeit der Promotion. Dafür, und für seine unermüdliche Förderung, bin ich ihm sehr dankbar. Auch der Fachbereich 2, allen voran Prof. Dr. Wohlgemuth als Dekan, fand immer einen Weg, mich zu unterstützen.
Was macht die Beschäftigung mit Ventilatoren spannend?
Mich fasziniert, dass bei dem Thema praktischer Alltag und wissenschaftliche Komplexität aufeinandertreffen. Ventilatoren werden ständig genutzt, oft ohne, dass man das bemerkt. Für meinen Promotionsvortrag habe ich einfach ein paar Fotos in meinem Haushalt geschossen: Dunstabzugshaube, Wäschetrockner, Spielkonsole, Auto. Und das waren nur Geräte mit Radialventilatoren; Axialventilatoren habe ich gar nicht berücksichtigt. Andererseits ist die Strömungsmechanik ein ungeheuer komplexes Thema, die größten Computer rechnen daran, und das Thema Turbulenz bringt die Wissenschaft bis heute an ihre Grenzen. Aufgrund des wachsenden Umweltbewusstseins wird den Themen Wirkungsgrad und Geräuschentwicklung von Ventilatoren und anderen Strömungsmaschinen derzeit wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Genau darum ging es im Forschungsprojekt und in meiner Promotionsschrift.
Wie gingen Sie in Ihrer Dissertation vor?
Die Prüfer lobten vor allem die Kombination verschiedener Themengebiete und Methoden. Ich habe eine spezielle Auslegungsmethode genutzt und die Ventilatoren mithilfe eines evolutionären Algorithmus optimiert. Die aerodynamischen und aeroakustischen Ergebnisse habe ich sowohl rechnergestützt mittels numerischer Strömungsmechanik (CFD) als auch experimentell im Labor des Studiengangs überprüft und validiert. Der Wirkungsgrad der Ventilatoren ließ sich durch den von mir gewählten Ansatz tatsächlich verbessern. Die Lautstärke leider nicht, aber wir wissen jetzt, warum. Das ist ja auch eine wichtige Erkenntnis. Der Ansatz muss eben erweitert werden.
Was kommt nach der Promotion?
Ich werde noch das Arbeitspaket beenden, das ich im Rahmen einer Auftragsforschung übernommen habe. Am 1. Februar starte ich als Entwicklungsingenieur bei dem Unternehmen "BerlinerLuft. Technik GmbH". Dort will man den Bereich „Forschung und Entwicklung“ rings um die Themen Belüftung und Entlüftung ausbauen, und das ist genau das, was ich gerne machen möchte. Ein Traumjob quasi.
Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?
Darüber habe ich lange nachgedacht und mich schließlich für Ludwig Prandtl entschieden, welcher den Ruf als "Vater der modernen Aerodynamik" genießt. Er war meines Erachtens eines der letzten Genies im Fach Strömungsmechanik. Mit seinen überschaubaren Möglichkeiten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat er so viel auf den Weg gebracht, dass es spannend wäre, mit ihm heute zu plaudern.
Was war der schönste Moment an der Hochschule?
Es fühlte sich gut an, den Bachelorabschluss und den Masterabschluss in der Tasche zu haben. Und ich erinnere mich sehr gerne an eine „Lange Nacht der Wissenschaften“, an der wir mit dem Labor Thermo- und Fluiddynamik teilnahmen. Der Andrang war riesig, die Leute waren total interessiert, danach haben wir bei bester Laune noch lange zusammengesessen.
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Die Fragen stellte Gisela Hüttinger
HTW Berlin, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch
Berlin, 20. Januar 2022