Alexis Mersmann
Alexis Mersmann
Seit Sommer 2021 zeigt das Quartier206 auf der Berliner Friedrichstraße in wechselnden Ausstellungen Bachelor-Abschlusskollektionen von Modedesign-Absolvent*innen der HTW Berlin. Einer davon ist Alexis Mersmann. Das Gemeinschaftsprojekt mit dem Quartier206 ermöglicht es jungen Modeschaffenden ihre Konzepte und Ideen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Kooperation mit dem Quartier206 ist vorerst bis Ende diesen Jahres geplant. Absolvent Alexis Mersmann arbeitet zurzeit selbstständig als Kostümbildner und Maßschneider.
Was hat Sie dazu bewogen Modedesign zu studieren?
Vor meinem Modedesign-Studium haben ich eine Ausbildung zum Maßschneider gemacht. Diese hatte ich damals begonnen, weil ich erkannt hatte, wie schlecht die Qualität der Fast Fashion ist. Außerdem konnte ich mich auch vom Stil wenig mit der Kleidung identifizieren. Somit erschien es mir einfach zu erlernen, wie ich Kleidung selbst herstelle. Als gelernter Schneider bleibst du das leider auch oft. Das Handwerk wird in der Industrie stark separiert vom Designprozess gesehen. So kam ich zu dem Entschluss, dass das Modedesign-Studium helfen würde, was der Schneiderausbildung an Kreativität gefehlt hatte. Es ging mir darum ein Medium zu finden, mit dem ich mich kreativ ausdrücken kann und das habe ich mit Textilien und Mode gefunden.
Was ist Ihr Selbstverständnis von Mode?
Seit meinem Studium hat sich mein Verständnis von und zu Mode stark geändert. Je tiefer ich in die Materie bin, desto offensichtlicher wurden die Probleme mit der die Industrie zu kämpfen hat. Oder besser gesagt deren Kund*innen und Arbeiter*innen. Denn es scheint, als ginge es wenigen Designer*innen oder den Aktionär*innen hinter den Firmen um Nachhaltigkeit oder respektvollen Umgang miteinander. Geschweige denn, sich ein Gesamtbild über die Industrie zu verschaffen und mit gemeinsamen Kräften an einer nachhaltigen Zukunft zu arbeiten. Der Konkurrenzgedanke, die fehlende Transparenz und der fehlende Wille miteinander zu arbeiten ist das, was der Modeindustrie am meisten schaden wird. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels, auch wenn sich einige junge Designer*innen schnell dazu verleiten lassen sich den Trott der großen Marken einzugeben. Sehen mehr und mehr Leute die Problematik und arbeiten daran sie zu verändern. Es dauert nur leider länger, als man sich das wünschte.
Mit wem würden Sie gerne einen Kaffee oder Tee trinken?
Ich bin ein Fan von der Vermenschlichung von Tieren und Gegenständen. Definitiv mit meinen Katzen. Die beiden sind sehr kommunikativ und ich wäre gespannt, was die beiden nach ihren Streifzügen durch Berlin zu erzählen hätten. Außerdem haben sie die perfekte Fellzeichnung, um sie sich in Anzügen vorzustellen.
Was war der schönste Moment an der Hochschule?
Die Verteidigung meiner Bachelor-Kollektion. Ich hatte über Jahre hinweg Panik vor Prüfungssituationen. Wobei ich während des Studiums gemerkt habe, dass ich am Ende nur präsentiere, was ich selbst erarbeitet habe und meine Gedanken und Sichtweisen weiter erläutere. Ich hatte während meines Kolloquiums mit Frau Schlöder und Frau Koczan ein Gefühl von Verständnis und Wertschätzung meiner Arbeit, welches ich zuvor noch nie hatte. Das hat einen großen Teil meiner Angst gelöst. Das Gespräch war so unterstützend und abschließend für das Studium, dass ich dachte jetzt steht mir nichts mehr im Weg und ich erobere die Welt.
Die Fragen stellte Hannah Weißbrodt, Team Kommunikation
Fotos: privat
Berlin, 20. Juli 2022