Präsenz-Semester, aber sicher
Nach drei Semestern größtenteils im Online-Modus haben die Berliner Hochschulen mit der Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung im Juli vereinbart, dass das kommende Semester zum überwiegenden Teil wieder in Präsenz stattfinden soll. Präsident Prof. Dr. Carsten Busch (CB) und Prof. Dr. Peter Zaumseil (PZ), Dekan des Fachbereichs Wirtschaft und Recht, erläutern im Interview, wie das Wintersemester an der HTW Berlin ablaufen soll.
Was heißt die Entscheidung für die HTW Berlin? Ist Präsenzlehre überhaupt realistisch?
CB: Wir wollen so viel Präsenz wie möglich anbieten, aber auch eine möglichst sichere Lernumgebung für alle schaffen. Als größte Berliner Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit 2.600 Kursen und ca. 49.000 Einzelterminen pro Semester ist das eine enorme Herausforderung. Beim Blick auf die Inzidenzen und die Belegung von Krankenhäusern mit Covid-19-Erkrankten bleibt natürlich eine gewisse Beunruhigung. Doch wir sind vorsichtig optimistisch. Vor genau einem Jahr waren wir an einem ähnlichen Punkt und haben den Oktober über viel Präsenz geschafft – ohne Tests und Impfungen. Also muss jetzt deutlich mehr möglich sein!
Stimmt es, dass der Fachbereich Wirtschaft und Recht 100 Prozent digitale Lehre plant?
PZ: Nein, von 100 Prozent Lehre digital kann keine Rede sein. In den letzten Tagen gab es bei diesem Thema einige Verwirrung in den sozialen Medien und der Tagespresse. Diese Unsicherheit zum Status von Lehrveranstaltungen kam durch vorläufige Angaben im Studien-Planungstool der Hochschule zustande. Diese Angaben sind bereits seit Anfang der Woche aktualisiert.
Wie soll nun das Wintersemester ablaufen?
PZ: Es soll einen signifikanten Anteil an Präsenzlehre geben, also hin zur Rückkehr zum Präsenzbetrieb. Die Studierenden sind seit langem darüber informiert, dass Präsenz auf dem Campus einzuplanen ist. Präsenzlehrformate werden insbesondere dort geplant, wo dies das didaktische Ziel verlangt. Nur Vorlesungen, die rein frontal ablaufen würden, sollten aus Gründen der Risikominimierung im Online-Modus stattfinden. An Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sind dies jedoch die wenigsten Lehrveranstaltungen. Außerdem kann es im Einzelfall aus anderen sachlichen Gründen Ausnahmen geben. Wir setzen zudem auf klare Kommunikation und bitten die Lehrenden, die Studierenden zu Beginn des Semesters jeweils über das Kurskonzept, die Präsenztermine und die Prüfungsmodalitäten zu informieren.
Wie sieht das Sicherheitskonzept aus?
CB: Die Hochschule richtet zentral auf dem Campus beider Standorte Service-Points ein, an denen sich Studierende einen Nachweis für das Vorliegen des 3-G-Status (geimpft, genesen, getestet) abholen können. Die Lehrenden lassen sich diese Nachweise dann zeigen. Details sind noch in der Finalisierung, doch sollten wir auf diesem Weg ein recht hohes Sicherheitsniveau gewährleistet können. Dieses wird dann bei Bedarf durch stichprobenartige, freundliche, aber bestimmte Kontrollen in den Gebäuden unterstützt. Zudem bieten wir Test- und Impfmöglichkeiten an beiden Campus an. Die Tests sind bis zum 11. Oktober auf jeden Fall kostenlos. Danach ist die Hochschule an Vorgaben des Landes gebunden, die jedoch noch nicht feststehen.
Und was, wenn doch wieder mehr digitale Angebote nötig sein sollten?
CB: Niemand kann die Entwicklung der Epidemie sicher vorhersagen. Insbesondere in Studiengängen mit großen Gruppen ist die Planung und Durchführung der Lehre sehr herausfordernd. Die Fachbereiche haben in den letzten Semestern unter Beweis gestellt, dass sie auch unter diesen Bedingungen gute Lehre organisieren können. Ich bin sehr dankbar für das große Engagement unserer Lehrenden. Zum Glück wird dies gespiegelt durch nach wie vor ungebrochenen Lerneifer der Studierenden. Und ich bin mir sicher – gemeinsam mit Ihnen, den Studierenden, den Lehrenden, den Beschäftigten, schaffen wir auch dieses Mal ein erfolgreiches Semester für uns alle!