Eine App für Pegelstände und geplante Windräder
Im sächsischen Chemnitz arbeitet die Katastrophenleitstelle in Gestalt der Feuerwehr mit einem Hochwasserprognosesystem, das in seinem Forschungsprojekt entstanden ist; in Sachsen-Anhalt haben Tausende von Bürger_innen „seine“ App heruntergeladen, mit deren Hilfe sie über die von Hochwasser ausgehenden Gefahren informiert werden; dem Bayerischen Landesamt für Umwelt stellt Prof. Dr. Frank Fuchs-Kittowski in diesen Tagen den ersten Prototypen einer App vor, die es Anwohner_innen ermöglicht, geplante Windräder auf dem eigenen Smartphone vorab virtuell „aufzustellen“ und dadurch eine bessere Vorstellung vom neuen Landschaftsbild zu bekommen. Die Anwendung soll dazu beitragen, die Akzeptanz der oft umstrittenen Windenergieanlagen zu erhöhen, zu einer Versachlichung der Debatte beizutragen und dadurch die Energiewende zu beschleunigen.
Verbindung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Das sind nur drei Beispiele, die bestens veranschaulichen, weshalb der HTW-Wissenschaftler im Studiengang Umweltinformatik/Betriebliche Umweltinformatik (FB 2) mit dem Forschungspreis 2020 der Hochschule ausgezeichnet wurde. „Mit der Verbindung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit adressiert Prof. Dr. Frank Fuchs-Kittowski in seinen Forschungsarbeiten die Kombination von sowohl aktuellen als auch gesellschaftlich relevanten Themenbereichen“, heißt es in der Urkunde.
"Probleme machen mich hellhörig"
Impulse für seine Forschungsprojekte bekommt der Experte für die Entwicklung von Umweltinformationssystemen von vielen Seiten: oft auf wissenschaftlichen Tagungen, immer wieder von Unternehmen, die direkt auf ihn zugehen, aber auch von Studierenden und Absolvent_innen der HTW Berlin. „Probleme machen mich hellhörig“, sagt Prof. Dr. Fuchs-Kittowski, der sich selbst weniger als Umweltaktivist denn als „Technikfreak mit Umweltbezug“ bezeichnet.
Lösungen werden im Team entwickelt
Lösungen für die besagten Probleme entwickelt er grundsätzlich im Team und in Kooperation mit Anwendern. „Drei Parteien müssen in der Umweltinformatik effektiv zusammenarbeiten“, sagt der promovierte Informatiker, der viele Jahre am Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST tätig war und heute noch enge Kontakte dorthin pflegt. Erstens die Behörden, weil die Gesetzgebung eine wichtige Rolle spielt; zweitens die Wissenschaft, die für die nötigen Innovationen sorgt, und drittens kompetente IT-Unternehmen, welche die neu konzipierten Anwendungen praktisch umsetzen und später in Eigenregie dynamisch vorantreiben. Das sei vor allem in der schnelllebigen Informatikbranche wichtig.
Bekenntnis zur angewandten Forschung
Den Absolventen der TU Berlin begeistert vor allem die angewandte Forschung und dabei insbesondere der kollaborative Ansatz, sprich: die auch als Citizen Science bekannt gewordene Methode, Bürger_innen durch die eigenständige Erhebung von Daten oder Übermittlung von Beobachtungen zu Co-Forschenden zu machen, wie er dies unter anderem bei der Entwicklung des Hochwasserprognosesystems für Chemnitz in Sachsen umsetzen konnte. „Schon als die ersten Smartphones auf den Markt kamen, hat mich diese Herangehensweise fasziniert“, erinnert er sich. Seitdem hat er sich in Forschungsprojekten immer wieder mit ihr beschäftigt. Dieser innovative Ansatz wurde durch die Verleihung des Forschungspreises explizit hervorgehoben, verspreche er doch Erfolge bei der Erfassung von Daten sowie bei der effizienten Schadensbekämpfung.
Vorträge auf Konferenzen und zahlreiche Publikationen
Der Forschungspreis würdigt auch die zahlreichen Vorträge des Wissenschaftlers auf nationalen und internationalen wissenschaftlichen Konferenzen und Veranstaltungen sowie seine unzähligen Publikationen. Mehr als 200 listet die Datenbank my.htw derzeit auf. „Ich trage tatsächlich gerne vor und ich publiziere auch sehr gerne“, sagt Prof. Dr. Fuchs-Kittowski, der seit 2009 an der HTW Berlin lehrt und forscht. Schließlich wäre es schade, wenn wissenschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse in der Schublade verschwinden würden.
Ein Herz für den akademischen Nachwuchs
Meistens steht übrigens nicht nur sein Name auf den Beiträgen zu Tagungsbänden, Sammelwerken und in Zeitschriften, sondern auch der von diversen Co-Autoren, darunter sogar Studierende. Denn es ist dem Hochschullehrer ein Herzensanliegen, auch den akademischen Nachwuchs an die Wissenschaft heranzuführen.