Ein größeres Netzwerk und eine bessere Infrastruktur
UNITE Berlin heißt die frischgebackene Startup Factory, die das Gründungsgeschehen in Berlin und Brandenburg auf ein neues Niveau bringen wird. Der Name kommt nicht von ungefähr: Für UNITE haben sich 26 Wissenschaftseinrichtungen aus der Hauptstadtregion zusammengetan, darunter die HTW Berlin. Gemeinsam warb man Geld aus der Wirtschaft sowie von Stiftungen ein und schrieb ein so überzeugendes Antragskonzept, dass dieses im Juli 2025 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie als eines von zehn bundesweiten Leuchtturmprojekten ausgewählt und mit Fördermitteln in Höhe von zehn Millionen Euro ausgestattet wurde. Was UNITE Berlin erreichen will und welches die nächsten Schritte sind, darüber spricht Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring im Interview. Die Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Wissenschaftskommunikation der HTW Berlin war maßgeblich am Antrag beteiligt. Sie hat auch die Funktion eines Science Innovation Officer bei UNITE Berlin übernommen.
Welche Chancen eröffnet UNITE Berlin?
Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring: Ich nenne nur die drei wichtigsten Punkte. Mit UNITE Berlin entsteht zunächst einmal ein beeindruckend großes Netzwerk. Es wird sowohl denen nutzen, die gute Ideen für Innovationen haben und gründen wollen, als auch jenen, die mit ihrer fachlichen Expertise im Bereich Gründung oder mit anderen Ressourcen dabei unterstützen können. Gemeint sind Studierende, Alumni und Professor*innen an allen Hochschulen, aber auch Wissenschaftler*innen an außeruniversitären Einrichtungen sowie Mentor*innen, Expert*innen, Unternehmen oder Investoren.
Zweitens will UNITE Berlin die Gründung eines Unternehmens in der Hauptstadtregion so leicht wie möglich machen bzw. dafür sorgen, dass sich Startups optimal aufstellen können. Die Überlegungen reichen von der gemeinsamen Nutzung der in Wissenschaftseinrichtungen vorhandenen Infrastruktur über einheitliche Standards bei Patenten und Schutzrechten bis hin zu einer intelligenten Datenbank, die beispielsweise bei der Suche nach Partnern oder bei der Marktrecherche unterstützt.
Drittens will UNITE Berlin für eine größere Sichtbarkeit des Gründungsgeschehens in der Hauptstadtregion sorgen. Wir wollen zu einer Art Drehscheibe für Talente werden und das Matching zwischen Gründer*innen und Investor*innen auf ein neues Niveau bringen.
Bitte skizzieren Sie die nächsten Schritte!
Noch ist UNITE Berlin gewissermaßen selbst ein Startup. Wir sind eine gGmbH, also eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung, und es gibt nicht viel mehr als ein Geschäftsführungs-Duo, einen Aufsichtsratsvorsitzenden und mich als sogenannten Science Innovation Officer. In den nächsten Monaten müssen wir einen zentralen Standort finden, die Strukturen für UNITE Berlin aufbauen und das Geschäftsmodell entwickeln. Wir werden Schritt für Schritt ein engagiertes Team zusammenstellen und Angebote konzipieren. Im Januar 2026 sollen die ersten Programme laufen, also recht bald. Denn nach fünf Jahren muss sich unser Konzept tragen, die Mittel des Bundeswirtschaftsministeriums in Höhe von zehn Millionen Euro dienen lediglich der Anschubförderung. Allerdings konnten wir die Berliner Sparkasse, Stiftungen, private Investoren und Wirtschaftspartner wie Bayer, die GASAG, KPMG und die Deutsche Telekom ins Boot holen. Sie alle haben großes Interesse daran, die unternehmerische Ausbildung, Start-up-Programme und Strukturen von UNITE dauerhaft zu sichern.
Hat sich der Gründungsservice an der HTW Berlin erledigt?
Ganz und gar nicht. Es ist vielmehr so, dass UNITE Berlin bewusst komplementär konzipiert wurde. Deshalb spielen die Ansprechpartner*innen im Bereich „HTW Startup“ weiter eine große Rolle. Ihnen wird eine Art Lotsenfunktion zukommen. Im Gegenzug erhalten sie wichtigen Support durch UNITE Berlin. Ich denke hier an die Datenbank, von der ich schon sprach, oder an das Netzwerk als solches.
Überhaupt konnten wir unsere Erfahrungen und unser Know-How als Hochschule für Angewandte Wissenschaften in das Antragskonzept für UNITE Berlin einbringen und so zum Erfolg beitragen. Meine Kollegin Heike Hölzner, eine Expertin speziell für Entrepreneurship, entwickelte beispielsweise ein Modul „Unternehmertum“, mit dessen Hilfe unternehmerisches Wissen und Entrepreneurship-Denken in das Curriculum von allen Studiengängen integriert werden soll.
Tatsächlich bin ich ein wenig stolz darauf, dass wir uns mit dem Konzept von UNITE Berlin in zwei Antragsrunden durchgesetzt haben und sehr zuversichtlich, dass wir etwas Neues auf die Beine stellen werden. Wir haben ein gutes Konzept mit guten Ideen, wir haben Geld und viele Unterstützer*innen, die etwas voranbringen wollen.