Spaß statt Stress beim gemeinsamen Kochen

Was haben Zwiebeln mit Programmieren zu tun? Nichts, würde man meinen. Weit gefehlt: Das Kleinschneiden der Knollen ist nämlich der erste Schritt, wenn man mit der App „Mundet“ eine Lasagne zubereitet. Mit dem Knoblauch geht es weiter, dann wird Gemüse gewaschen etc. etc. Was „Mundet“ von anderen Koch-Apps unterscheidet: Gekocht wird zu mehreren und mit verteilten Rollen. „Alle wissen genau, was sie zu tun haben“, erklärt die HTW-Absolventin Lena Frankiewitsch. Dank App hätten alle schon beim gemeinsamen Kochen viel Spaß, ehe das fertige Gericht genossen wird. Die Beta-Version der App haben die ehemalige BWL-Studentin sowie Dennis Gottfried, Paul Höppner und Justus Ernst, ebenfalls HTW-Absolventen, nämlich des Studiengangs Angewandte Informatik, mit Hilfe von zwei Gründungs-Stipendien auf die Beine gestellt. Jetzt steht die Unternehmensgründung an. „Eine großartige Erfolgsgeschichte der Gründungsförderung der HTW Berlin“, resümiert Prof. Dr. Heike Hölzner, Professorin für Entrepreneurship.

50 Rezepte gibt es derzeit in der App

Weiße Konturen eines üppigen Munds auf orangefarbenem Grund, dazu der Schriftzug Mundet: so schaut die App aus. Die Beta-Version darf schon ausprobiert werden, und das empfiehlt sich auch, weil man die Logik dann besser versteht. Also ran an die klassische Lasagne, eines von derzeit 50 Rezepten. Mittlere Schwierigkeit, 60 Minuten Zubereitungszeit, 748 Kalorien, mit bis zu vier Leuten kann man kochen. Die Menge der Zutaten lässt sich der Zahl der Gäste anpassen, die dazugehörige Einkaufsliste herunterladen, außerdem kurz checken, ob alle Utensilien verfügbar sind, von der Auflaufform bis zum Gemüseschäler. So weit, so normal.

Mit der Eröffnung der Kochgruppe geht es los

Bei der Eröffnung der Kochgruppe wird es interessant. Als Küchenchefin kann ich nun die Leute einladen, mit denen ich zusammen in der Küche werkeln möchte. Ich teile einen QR-Code, dann legen wir los. Statt uns zu viert über ein Kochbuch zu beugen und auszuhandeln, wer was übernimmt, bekommt jede:r einen Job auf dem eigenen Smartphone angezeigt. „Zwiebeln würfeln“ heißt es bei mir; „Gemüse waschen“ bei meiner Freundin, „Gewürze mischen“ beim Dritten. Meistens zeigt ein Video präzise, was zu tun ist. Ich sehe zum Beispiel im Zeitraffer, wie die Knolle zu halbieren, der Kopf einzuschneiden, die Schale abzuziehen, dann dünne Streifen in Längsrichtung zu schneiden und diese quer zu würfeln sind. Durch meinen Klick in der App ist dieser Job klugerweise für alle anderen blockiert. Die haben ja auch anderes zu tun.

Jeder bekommt seinen Arbeitsschritt angezeigt

Schritt für Schritt geht es weiter: Das Rinderhack anbraten, den Ofen vorheizen, die Auflaufform einfetten, die Lasagne schichten. Immer ist per Klick zu bestätigen, sobald eine Aufgabe erledigt ist und die nächste an die Reihe kommen kann. Falls die Finger zu schmutzig für das Smartphone sind, genügt der Handrücken. Zwischendurch verordnet die App Putzpausen: Mehl wegräumen, Messer und Schneidbretter spülen, was halt so zu tun ist, damit man in einer Küche gut arbeiten kann und nicht den Überblick verliert. 

Im Hintergrund: ein Algorithmus

Alles kommt so logisch daher, dass man fast vergisst, wie Kochbuchrezepte eigentlich aufgebaut sind. „Herkömmliche Rezepte sind statisch“, sagt Lena Frankiewitsch. „Für die App mussten wir die Aufgaben parallelisieren“, beschreibt sie die technisch anspruchsvolle Herausforderung, die ihre drei Gründungspartner zu bewältigen hatten. Sie programmierten einen Algorithmus, der die Aufgaben unter den Beteiligten verteilt. Dieser Algorithmus gibt auch die Reihenfolge der Arbeitsschritte vor. Denn, um beim Beispiel der Zwiebeln zu bleiben: Anbraten kann man sie ja erst, nachdem sie gewürfelt wurden.

Das gemeinsame Kochen fühlt sich an wie Magie

„Wer die App ausprobiert hat, erzählte, dass es sich ein bisschen wie Magie anfühlt“, lächelt Lena Frankiewitsch. Man erledige Küchenjobs, ohne genau zu wissen, was die anderen tun. Am Ende füge sich alles wie von Zauberhand zu einem fertigen Essen. Genau das hatten sie und ihr Partner sowie Mitgründer Dennis im Sinn, als sie auf die Idee für die App kamen. „Wir kochen schon immer gerne mit Freunden, doch es kostete oft viel Zeit, bis in der Gruppe geklärt war, wer was in der Küche macht“, erinnert sich die heute 26-jährige. Für diese Organisation sorgt jetzt die App, völlig konfliktfrei noch dazu.

Ein App auch für Eltern mit Kindern

Interessant ist Mundet nicht nur für alle, die trotz unterschiedlichem Know-how gerne gemeinsam kochen. Auch Eltern mit Kindern könnten Gefallen finden, schließlich zeigen die Videos dem Nachwuchs genau, was zu tun ist. Und das Quartett hat Ideen für Erweiterungen. Die App könnte bei Events zum Kennenlernen zum Einsatz kommen oder bei Geburtstags- und Dinnerparties. Ein kulinarisches Quiz würden Wartezeiten überbrücken, es könnte Informationen zu Nährstoffen und gesundheitlichen Aspekten geben, andere Sprachen würden neue Zielgruppen ansprechen. „Manchmal kommen wir förmlich in einen Rausch der Ideen“, lächelt Lena Frankiewitsch. Dann müssten sie sich zwingen, Prioritäten zu setzen. Denn eines wissen die vier schon genau: Kreative Ideen sind wichtig, aber die eigentliche Arbeit besteht darin, sie praktisch umzusetzen. Als Startup muss man einen Schritt nach dem anderen tun.

"Die HTW Berlin hat uns großartig unterstützt"

Bei all diesen Schritten seien sie an der Hochschule großartig unterstützt, lobt Lena Frankiewitsch den Gründungsbereich der HTW Berlin. Drei Coaches haben sich um organisatorische Fragen gekümmert, beispielsweise das Mundet-Büro und die Mundet-Kitchen im Gründerzentrum, außerdem in Sachen Business-Plan beraten und das digitale Prototyping begleitet. "Sie waren immer für uns da, wenn wir sie brauchten", erzählt sie. Den Prototypen konnten sie dank eines Kick-Start-Stipendiums testen, das Geschäftsmodell mit Hilfe eines Startup Stipendiums weiterentwickeln.

Jetzt steht die Unternehmensgründung an

Nun steht die eigentliche Unternehmensgründung an. „Das ist primär mein Job als zukünftige Geschäftsführerin“, sagt Lena Frankiewitsch. Das Procedere kennt sie aus dem BWL-Studium: die Rechtsform festlegen, den Gesellschaftsvertrag aufsetzen und mit einem Rechtsanwalt durchsprechen, zum Notar gehen, dann das Geschäftskonto eröffnen, sich ins Handelsregister eintragen lassen und einen Gewerbeschein beantragen. In diesem Jahr, so hat es sich das Quartett vorgenommen, wollen sie alles über die Bühne bringen. Ein großer Schritt, doch alle sind zuversichtlich, dass sie ihn schaffen. Ob das Team wohl danach den Korken einer Champagnerflasche knallen lässt und gemeinsam mit der eigenen App ein Essen zubereitet, das allen hervorragend mundet? Eine schöne Vorstellung wäre es.

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