Mikroplastik, Textilsiegel und andere Themen

Wie lässt sich das Thema Nachhaltigkeit sinnvoll in der Ausbildung von Verkäufer*innen, Kaufleuten im Einzelhandel sowie Schneider*innen und Näher*innen unterbringen? Eine Antwort auf diese Frage gibt die Lernwelt „LeNaTex“: in freundlichem Ton, mit verständlich aufbereiteten Inhalten und in Gestalt von originellen Formaten, beispielsweise Podcasts, Spielen oder Diskussionen mit verteilten Rollen. Die Plattform, die im Juli 2024 online ging, kann kostenlos genutzt werden. Erarbeitet wurde sie von Wissenschaftler*innen der HTW Berlin, die dabei mit Unternehmen, Branchenverbänden, Berufsschulen und den Auszubildenden selbst kooperierten. Für die Finanzierung sorgte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Impulse geben, aber auch unterhalten

„Wir wollen Impulse geben, wissenschaftlich fundiert informieren, aber auch unterhalten“, beschreiben Frederike Hainke und Gina Hamann die Intention, die das Forschungsprojekt "LeNaTex" von Anfang an prägte. Den Zeigefinger zu heben oder gar die Moralkeule zu schwingen, lag ihnen fern. Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen sorgten für die Finalisierung der Plattform, im Anschluss an ihre Vorgängerinnen Dr. Carolin Ermer, Dr. Bianca Schemel und Lisa Weißmann. Regie führten während der gesamten drei Jahre Prof. Monika Fuchs und Prof. Dr. Julia Schwarzkopf. Erstere ist Wissenschaftlerin im Studiengang Bekleidungstechnik/Konfektion, letztere im Studiengang International Business. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt beide, so kam es zu der Kooperation: "LeNaTex" steht für „LernenNachhaltigeTextilien“.

17 Module rund um Nachhaltigkeit

Was genau bietet nun "LeNaTex"? Die Plattform versammelt 17 Lernmodule rund um das Thema Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft. Beleuchtet werden alle drei Dimensionen. Es geht um die ökologische Nachhaltigkeit von Textilien, aber auch um die soziale und die ökonomische Nachhaltigkeit. Ein Modul führt beispielsweise in Mikroplastik und Mikrofasern ein, ein weiteres widmet sich Textilsiegeln, darunter der Grüne Knopf, ein drittes Modul thematisiert die Wäschepflege, denn sie spielt für die Langlebigkeit von Textilien keine unerhebliche Rolle. Auch eine Bibliothek gibt es. Dort findet man Links zu Audiodateien, zu passenden Accounts in den sozialen Medien oder Empfehlungen für Fachliteratur.

Maßgeschneiderte Inhalte für drei Zielgruppen

Das Besondere an "LeNaTex": Jedes Modul besteht aus unterschiedlich aufbereiteten Angeboten erstens für Lehrer*innen in der Berufsschule, zweitens für Ausbilder*innen im Betrieb und drittens für die Auszubildenden selbst. Das bedeutet: Jede Zielgruppe bekommt maßgeschneiderte Inhalte und kann sich ihrer ohne großen Aufwand bedienen. Die einen holen sich Inspirationen für die Gestaltung ihres Unterrichts, andere Vorschläge für das Lernen im Betrieb, die Azubis selbst werden eingeladen, sich zuhause und unterwegs auf Entdeckung in Sachen Nachhaltigkeit zu begeben. Um herauszufinden, wie die Inhalte idealerweise aufbereitet sind und wer wie gerne lernt, haben sie im Projekt die Bedürfnisse der Beteiligten abgefragt. „Wir wollen, dass die Informationen so intensiv wie möglich genutzt werden“, sagt Gina Hamann.

Digitale und analoge Angebote

Bleiben wir beim Modul „Mikroplastik und Mikrofasern“, um das Konzept von LeNaTex zu veranschaulichen. Man findet solide und mit Quellen belegte Informationen, um schlauer zu werden, Arbeitsaufträge und Aufgaben, mit deren Hilfe Ausbilder*innen das Thema aufgreifen können, und den Link zu einem Podcast, den man in der S-Bahn hören kann. Wer gerne noch Papier in die Hand nimmt, kann alles downloaden und ausdrucken. „Wir machen sowohl digitale als auch analoge Angebote“, sagt Frederike Hainke. Trotzdem konnten sie nicht alle Wünsche erfüllen. Für Erklärvideos reichten Zeit und Budget nicht; auch die Mehrsprachigkeit ließ sich nicht realisieren.

Hoffen auf Aktualisierung

Fachlich haben sich die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen im Projekt gut ergänzt. Frederike Hainke ist Maßschneiderin, die selbst dual ausgebildet wurde, und danach sowohl den Bachelor- als auch den Masterstudiengang Bekleidungstechnik/Konfektion an der HTW Berlin absolvierte. Gina Hamann machte ihrerseits den Bachelorabschluss Modedesign an der Hochschule und spezialisierte sich anschließend berufsbegleitend auf Nachhaltigkeit. Mit dem Projekt enden im Juni 2024 auch die Arbeitsverträge der beiden. Doch sie hoffen, dass sich ein Verband oder ein Unternehmen findet, der oder das "LeNaTex" am Leben erhält und die Plattform regelmäßig aktualisiert. Sie hätte es verdient.