Deniz Veljkovic

Deniz Veljkovic

Deniz Veljkovic studiert in Teilzeit Wirtschaftsinformatik im Bachelor. Nach dem Abschluss der Mittleren Reife hat er zunächst eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter gemacht. Neben dem Studium arbeitet er als Controller im Öffentlichen Dienst und ist freiberuflich als Berater und Tester im Bereich digitale Barrierefreiheit tätig. Vor sechs Jahren ist der 25-Jährige erblindet. Im Interview gibt er Einblicke in seinen Studien-Alltag.

Warum hast du dich für die HTW Berlin entschieden?

Von der HTW Berlin hatte ich gehört, dass sie eine der besten Hochschulen im Informatik-Bereich sein soll. Ich hatte mich zwar auch noch an anderen Berliner Hochschulen beworben, weil sie etwas günstiger zu meinem Wohnort lagen, aber letztendlich haben mich der Ruf und der grundsätzlich digitale, wenn auch nicht barrierefreie, Bewerbungsprozess der HTW Berlin überzeugt.

Du studierst in Teilzeit. Wie sind hier deine Erfahrungen?

Da ich arbeite und gleichzeitig viele Kurse belegt habe, sind die Tage schon sehr durchgetaktet. Aber ich studiere ja, weil ich ein großes Interesse an dem Thema habe. Das treibt mich an.

Was möchtest du durch dein Studium erreichen?

Das Studium eröffnet mir weitere Möglichkeiten, sei es für den Job, meine eigenen Projekte oder auch mit Blick auf Networking. Ich könnte mir auch vorstellen, meinen Geschäftsbereich um IT-Consulting zu erweitern. Mir ist aber vor allem wichtig, dass ich die Inhalte verstehe und anwenden kann.

Wie gestaltet sich dein Studienalltag im Allgemeinen?

Ich beschreibe mal eine Vorlesung, damit sich nicht blinde Menschen die Situation besser vorstellen können: Vorne spricht die Lehrperson, parallel werden Folien gezeigt, die ich mithilfe eines Screenreaders von meinem Rechner ‚lesen‘ kann, dazu gibt es alle möglichen Hintergrundgeräusche. Im Nachgang erkundige ich mich bei Lehrenden oder Kommiliton*innen über die visuell vermittelten Informationen. Viele von ihnen sind sehr hilfsbereit. Aktuell bearbeitet Leon Schüßler im Auftrag von Prof. Dr. Katharina Simbeck die Vorlesungsfolien, damit sie für mich ‚lesbar‘ sind. Das ist ein spannendes Experiment, weil hierfür Künstliche Intelligenz eingesetzt wird.

Welche Rolle spielt für dich Kommunikation?

Kommunikation ist eine absolute Grundlage für Informationen und Teilhabe. Das erfordert aber selbstverständlich auch Eigeninitiative. Jede*r versteht Dinge anders, das können andere nicht unbedingt antizipieren. Ich gehe sehr offen damit um und habe von Anbeginn an kommuniziert, dass ich nicht sehen kann. Und sage dann: „Wenn Sie mir etwas erklären, sprechen Sie mit mir einfach so, als würden Sie es mir am Telefon erklären.“

Was kann die HTW Berlin deiner Meinung nach in punkto Barrierefreiheit/Inklusion verbessern?

Es gibt leider viele Baustellen. Bei der Bewerbung hatte ich zum Beispiel große Probleme, da die PDF-Dateien nicht barrierefrei waren. Zum Glück haben mir hier Diana Wlodarczak und Anne-Kathrin Böttcher von der Studienberatung sehr geholfen und mich durch den gesamten Prozess begleitet. Auch das LSF und Moodle müssen dringend überarbeitet werden. Zum Beispiel gibt es bei Moodle ein Virtual Programming Lab Plugin, welches zum Lernen gut gedacht ist, ich aber leider nicht benutzen kann. 

Welche Tipps hast du für andere Studierende mit Behinderungen?

Das ist natürlich sehr individuell. Aber ganz fachunabhängig habe ich drei Tipps. Erstens: Kontakt mit anderen aufnehmen, die die gleiche Beeinträchtigung haben und idealerweise das gleiche studieren. Zweitens: Möglichst viele Informationen zu den Arbeitsmaterialien und zur -umgebung sammeln. So kann man mit Blick auf seine eigenen Stärken und Schwächen ausfindig machen, wo möglicherweise Schwierigkeiten auftauchen könnten. Bei mir war das zum Beispiel ein bestimmtes Programm, das ich dann vorher ausprobiert habe. Drittens: Kommunikation.

Was bedeutet für dich Diversität?

Egal, welcher Herkunft, ob arm oder reich, männlich, weiblich oder divers, gebildet oder ungebildet: Mensch ist Mensch.

Deniz Veljkovic in Gebäude A in der Treskowallee Deniz Veljkovic arbeitet am Laptop in einem Seminarraum
Deniz Veljkovic am Pult

Barrierefrei studieren

Die HTW Berlin möchte Studierenden mit einer länger andauernden oder dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigung, Behinderung oder chronischen Erkrankung eine gleichberechtigte und selbstständige Teilhabe am Studium und am studentischen Leben ermöglichen.  Deshalb können Sie sich jederzeit — auch schon vor dem Studium — per E-Mail, telefonisch oder persönlich Beratung und Unterstützung holen.

Weitere Informationen

Das Interview führte Hannah Weißbrodt, Team Kommunikation
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch

Berlin, 29. April 2024