Sitzbalken, neue Bäume und ein Street Art-Feld
Gibt es auch ein Dach, das Schatten spendet? Sind die Sitzbalken wirklich breit genug und für wie viele Leute ist dort eigentlich Platz? Die Schüler*innen der 10b des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums wollten ganz genau wissen, was sich die angehenden Facility Manager*innen der HTW Berlin und der Berliner Hochschule für Technik (BHT) für ihre Schule überlegt haben. Mit der Präsentation in der Aula des imposanten Gebäudes in Friedrichshagen ging im Januar 2023 eine von mehreren Lehrveranstaltungen des Reallabors „SpreeX“ zu Ende. Über drei Semester entwickelten Studierende aus verschiedenen Studiengängen und Fachbereichen Ideen und Lösungen für eine höhere Flächen- und Energieeffizienz. Betreut wurden sie von den Professor*innen Florian Koch, Romy Morana, Birgit Müller und Regina Zeitner. Dafür gab es Fördermittel aus dem Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm 2030 der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr, Verbraucher- und Klimaschutz.
Zuhören und auf Bedürfnisse eingehen
Ein schönerer Schulhof, neue Sitzmöglichkeiten, mehr Fahrradstellplätze, weniger versiegelte Flächen und eine Photovoltaikanlage – das waren die Themen, die Gymnasiast*innen und Studierende nach der gemeinsamen Begehung des Schulgeländes auf die Agenda gesetzt hatten. „Auch wenn Schüler*innen keine klassische Kundschaft von angehenden Facility Manager*innen sind, muss man im Masterstudiengang lernen, gut zuzuhören, auf Bedürfnisse einzugehen oder auch überzeugend vermitteln, was realisierbar ist und was nicht“, beschreibt Prof. Dr.-Ing. Regina Zeitner die Bedeutung der Lehrveranstaltung.
Fünf Teams präsentieren ihre Ideen
Auf großen Postern präsentierten die Studierenden die Ideen, die sie in fünf Teams erarbeitet hatten. Für den Schulhof neue Bäume und Rasenpflastersteine, damit sich die Fläche nicht so stark aufheizt, außerdem ein multifunktionales Feld und ein Tischkicker für die körperliche und geistige Erfrischung. Team 2 ersann Sitzbalken aus nachhaltigen Materialien, inklusive Duty-Tag, bei dem das Holz einmal im Jahr gemeinsam abgeschliffen und die Anordnung der Sitzmöglichkeiten verändert wird. Die dritte Gruppe würde den Schulhof zugunsten von Wiesenflächen, Bäumen und Sträuchern entsiegeln sowie eine Streetart-Fläche auf wasserdurchlässigem Asphalt anlegen, außerdem eine neue Müllzone mit begrüntem Dach etablieren. Team 4 will mit drei Typen von Fahrradstellplätzen aus nachhaltigem Lärchenholz ideale Voraussetzungen dafür schaffen, dass mehr Schüler*innen mit dem Rad kommen. Last but not least hatte Team 5 die Möglichkeiten für die Errichtung einer Photovoltaikanlage geprüft und das Flachdach der Sporthalle für tragfähig befunden. 110.000 Kilowattstunden könnten jährlich zusammenkommen, immerhin Strom für 67 Haushalte.
Dazu gibt es Lehr- und Lernmaterialien
Doch damit nicht genug. Denn im Reallabor SpreeX ging es nicht nur um neue Ideen und mögliche Strategien für die Umsetzung. Es galt auch, geeignete Lehr- und Lernmaterialien zu den Themen Flächen- und Energieeffizienz für Bildungseinrichtungen zu entwickeln. Sie sollen nach Projektabschluss allen Schulen per Webseite zur Verfügung gestellt werden. Deshalb waren Prof. Dr.-Ing. Zeitner und Prof. Dipl.-Ing. Thomas Kretschmer von der Berliner Hochschule für Technik – der Master-Studiengang Facility Management wird von den beiden Hochschulen in Kooperation angeboten – sehr froh, mit der Lehrbeauftragten Lucia Alvarez, gleichzeitig Promovendin im Fach Nachhaltigkeitslehre an der TU Berlin, pädagogische Unterstützung an ihrer Seite zu haben. Lucia Alvarez begleitete die Facility-Management-Studierenden bei der inhaltlichen Konzeption der besagten Lehr- und Lernmaterialien.
Schüler*innen durften zwischendurch testen
Heraus kamen Vermessungsaufgaben als Grundlage für die Neugestaltung einer Fläche, auch Vorschläge für Modellbau, Nachhaltigkeit und Statik, außerdem ein Lernspiel zum Thema Biodiversität oder praktische Medienarbeit mit Podcast und Video rund um das Thema Fahrrad. Für einen Zwischentest der Lernmaterialien waren die Schüler*innen im letzten November auf dem Campus Wilhelminenhof eingeladen.
Ein Austausch auf Augenhöhe
Mit den Ergebnissen sind alle Beteiligten zufrieden. „Da hat ein Austausch auf Augenhöhe stattgefunden“, bedankte sich Prof. Dr.-Ing. Zeitner bei der Abschlusspräsentation für die gute Zusammenarbeit. An ihr nahmen seitens des Bezirks auch Dennis Lumme, Koordinator für kommunale Entwicklungsplanung sowie Silke Sydow von der Koordinierungsstelle für Umweltbildung teil. Die Klassenlehrerin der 10b, Teresa Reichelt, behielt die Poster gleich in der Aula, um sie beim Tag der offenen Tür des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums zeigen zu können.