Studienprojekt Nachhaltige Lieferketten: vom Bundesentwicklungsministerium nach Ghana
Im Rahmen eines Studienprojekts in Kooperation mit der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) reisten vier Studierende der HTW Berlin nach Ghana, um den Anfang solcher Lieferketten kennenzulernen. Wie es zu dem Projekt kam, und was sie auf ihrer Reise erlebt haben, erzählen die Studierenden Tobias Kusnaman, Bogdan Marchenko, Florentine Rank und Tina Timm. Weitere Projektmitglieder waren Azra Sakine Topal und Inna Dzhioeva.
Die HTW Berlin ist eine von nur drei Hochschulen, die im Projekt mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) kooperieren. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Tina: Dank der Projektverantwortlichen Prof. Dr. Julia Schwarzkopf, Professorin für nachhaltige Unternehmensführung, kam die Kooperation zustande. Sie hatte auf eine Anfrage der INA (GIZ) geantwortet, war von Beginn an interessiert und hat den Kontakt mit der INA gehalten – und natürlich uns Studierende über diese Möglichkeit informiert, da wir uns um die Plätze unter anderem mit einem Motivationsschreiben bewerben mussten.
Die Studienreise nach Ghana ist der Höhepunkt des Projekts. Was geschah bisher im Projekt, und wie wurde die Reise vorbereitet?
Bogdan: Das Projekt bestand aus zwei Teilen: dem theoretischen Teil, der drei Tage lang in Bonn stattfand, und dem praktischen Teil, der sich über 11 Tage in Ghana erstreckte. Der theoretische Teil ist entscheidend gewesen, um ein Verständnis für die Probleme in den globalen landwirtschaftlichen Versorgungsketten zu erhalten, damit die problematischsten Anbaupflanzen sowie die Herausforderungen im Zusammenhang mit den Versorgungsketten besagter Pflanzen und die am stärksten betroffenen geografischen Gebiete ermittelt werden konnten. Die Anbaupflanzen, auf die wir uns während der drei Tage theoretischen Unterrichts in Bonn am meisten konzentrierten, waren Palmen, die zur Herstellung von Palmöl verwendet werden, und Kakao, aus dem Schokolade hergestellt wird. Wir diskutierten über die Abholzung von Wäldern, Ziele der nachhaltigen Entwicklung, verschiedene Nachhaltigkeitszertifizierungen und vieles mehr.
Wie lief die Studienreise ab?
Tobias: Die Reise war gut geplant, und alles wurde von der GIZ organisiert. Wir besuchten mehrere Fabriken, um uns über deren nachhaltige Praktiken zu informieren. Wir besuchten die fairafric-Fabrik und eine Kakaofarm sowie die Fabriken von HPW für frische und getrocknete Früchte, Yvaya für getrocknete Früchte und Eden Tree für Früchte. Außerdem lernten wir die ghanaische Kultur kennen und diskutierten mit Studierenden der Universität von Ghana über die landwirtschaftliche Lieferkette.
Tina: Wir hatten ein volles Programm und besuchten verschiedene Unternehmen. Zum Beispiel besuchten wir bei fairafric, die nachhaltige Schokolade in Ghana produzieren, vormittags die Produktion. Nachmittags informierte uns ein Kakaofarmer auf einer Farm über die besten Bedingungen für die Kakaobäume. Am Ende der Tour durften wir alle reife Kakaofrüchte unter Anleitung des Farmers ernten. Die frischen Kakaobohnen schmecken übrigens hervorragend!
Florentine: Am Anfang der Reise haben wir in kleinen Gruppen eine Familie besucht und durften die Kultur besser kennenlernen. Wir haben zusammen ein traditionelles Gericht Fu-Fu und jollof rice gekocht. Mir war nicht bewusst, wie lange es dauert und wie viel Kraft dafür benötigt wird, Fu-Fu zuzubereiten. Der Austausch mit der Familie war ein guter Start, um die Kultur zu verstehen, viele Fragen zu stellen und erst einmal im Land anzukommen.
Wer konnte sich für das Studienprojekt bewerben? Wie wurden die Studierenden ausgewählt?
Florentine: Ausgelegt ist das Projekt für Masterstudierende, die sich für eine nachhaltige globale Agrarlieferkette interessieren. Das Projekt wurde uns von Prof. Dr. Julia Schwarzkopf im Kurs Nachhaltigkeitsmanagement vorgestellt, so dass alle Studierenden, die diesen Kurs besuchten, die Chance hatten sich dafür zu bewerben.
Bogdan: Ein Aufsatz zum Thema "Die wichtigsten Akteure in der internationalen Lieferkette" war Voraussetzung für die Bewerbung.
Was hat Sie auf der Reise besonders beeindruckt?
Tobias: Als ich mit den ghanaischen Studierenden sprach, erfuhr ich, dass es in Ghana schwer ist, einen gut bezahlten Job zu bekommen. Die meisten Studierenden wollen ihr Masterstudium im Ausland fortsetzen. Nachdem sie sich dieses Wissen angeeignet haben, möchten sie zurückkehren und dem Land das Wissen zurückgeben. Besonders beeindruckt bin ich von den Unternehmer*innen und anderen Menschen, die in Ghana mehr Arbeitsplätze schaffen. Sie arbeiten mit Leidenschaft und verfolgen eine Mission für das Gemeinwohl.
Florentine: Mich hat am meisten fairafric begeistert, da sie mit ihrem Konzept vor allem den Ghanaer*innen durch die lokale Weiterverarbeitung von Rohstoffen Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Ihr Ziel, die Wertschöpfung nach Afrika zu verlagern, finde ich sehr bemerkenswert und sehe ich als großen Schritt für eine nachhaltige Entwicklung in Ghana. Auch die Kultur und der Austausch haben mir viele Denkanstöße gegeben und mich positiv geprägt.
Wie hat Sie die Reise in Ihrem Studium weitergebracht?
Tobias: Diese Reise hat mir die Augen dafür geöffnet, dass es Unternehmen gibt, die sich wirklich bemühen, die Ziele der nachhaltigen Entwicklung in die Praxis umzusetzen. Meiner Meinung nach haben Unternehmen mit nachhaltigen Praktiken mehr Wettbewerbsvorteile und können länger bestehen.
Tina: Die Reise bringt mich nicht nur im Studium weiter, sondern auch beruflich. Sie hat mir gezeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur Lieferketten, sondern beispielweise auch Abfallwirtschaft, Umweltschutz, Klimaschutz etc. betrifft und uns alle angeht.
Was würden Sie anderen Studierenden empfehlen, die sich für das Thema nachhaltige Lieferketten interessieren?
Tina: Ich empfehle jedem, der die Möglichkeit hat, jegliche Erfahrung durch eine Studienreise, ein Auslandssemester oder Auslandspraktikum wahrzunehmen!
Florentine: Einfach machen! Es ist so eine Bereicherung, in ein anderes Land zu gehen und sich vor Ort alles anzuschauen. Eine Auslandserfahrung erweitert den Horizont, man lernt eine neue Kultur kennen und entwickelt sich dadurch auch persönlich weiter.
Tobias: Ich kann diese Reise nur empfehlen. Wir haben nicht nur etwas über nachhaltige Lieferkettenpraktiken gelernt, sondern auch andere Studenten mit demselben Interesse (Nachhaltigkeit) kennen gelernt. Die meisten Teilnehmenden wollen in Zukunft im Bereich der Nachhaltigkeit arbeiten oder sind an nachhaltigen Praktiken interessiert. Ich glaube, dass wir dieses Netzwerk nutzen können, um uns in Zukunft gegenseitig zu unterstützen.