Ein imposantes Zeugnis großer Industriegeschichte

Akkumulatorenturm

Wozu der 25 Meter hohe und weithin sichtbare sogenannte Akkumulatorenturm auf dem Campus Wilhelminenhof früher einmal diente, das ließ sich auch im Zuge der mehrjährigen Sanierung nicht so genau herausfinden. Vermutlich handelt es sich um einen ehemaligen Druckausgleichsbehälter. Doch für Johannes Wolf, den Leiter der Abteilung Technische Dienste an der HTW Berlin, ist etwas anderes viel wichtiger: Das 1915 von den Kabelwerken Oberspree (KWO) errichtete Klinkergebäude ist baulich nunmehr sicher, in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde Treptow-Köpenick denkmalgerecht wiederhergestellt und fügt sich harmonisch in das imposante Ensemble von Industriegebäuden an der Spree ein. An diesem bemerkenswerten Standort ist die Hochschule seit 2009 zuhause. „Bei der ehemaligen Fabrikanlage handelt es sich um ein einzigartiges Monument der deutschen Industriegeschichte, mit der sich bedeutsame Leistungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik verbinden“, kann man in der Datenbank des Berliner Denkmalamts nachlesen.

Kein Bauprojekt von der Stange

„Die Sanierung des Turms war alles andere als ein Projekt von der Stange“, sagt Johannes Wolf über die Arbeiten, die Ende 2017 auf der Grundlage eines restauratorischen Gutachtens begonnen hatten. „Wir mussten Schritt für Schritt auf die Zustände reagieren, die wir jeweils vorfanden“. Vor allem die Statik sei sehr anspruchsvoll gewesen, lässt er die von seinem Team betreute Instandsetzung Revue passieren. Denn bei den vier Eckpfeilern war es mit der Entfernung des Rosts nicht mehr getan; sie mussten vielmehr vollständig erneuert und dafür der Turm mit einem zweiten, inneren Skelett abgestützt werden. Stück für Stück konnten die Teile dann herausgenommen und durch neue ersetzt werden, wofür ein Statiker im Vorfeld detaillierte Berechnungen anzustellen hatte.

Alle Klinker kamen ein Mal raus und wieder rein

Weniger anspruchsvoll, aber ebenfalls zeitaufwändig gestaltete sich die Sanierung der mit elf Zentimetern recht dünnen Klinkerfassade. Alle Ziegel mussten einmal herausgenommen und neu eingesetzt werden. Nur ein kleiner Teil konnte wiederaufbereitet werden. Der weitaus größere Teil musste von der Ziegelmanufaktur Glindow neu angefertigt werden. Sie hat sich dabei mächtig ins Zeug gelegt, denselben Farbton zu treffen.

Enge Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde

Den „historischen Look“ galt es auch, bei den Fensterbändern in der Fassade zu wahren. Überhaupt hat sich das Team von Johannes Wolf bei allen Details eng mit Dr.-Ing. Antonia Brauchle abstimmt, der Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Stadtentwicklungsamt Treptow-Köpenick. „Die haben uns wirklich ganz genau auf die Finger geschaut“, lächelt Johannes Wolf.

Sanierung mit Finanzmitteln des Landes Berlin

Wirklich froh ist der Abteilungsleiter Technische Dienste, dass es der HTW Berlin gelungen ist, Fördermittel für die Sanierung des Turms zu akquirieren, genauer gesagt: Gelder aus dem Investitionspakt Hochschulbau. Er speist sich aus jenen Mitteln, die das Land ehemals für die Finanzierung des BAföG einsetzte, ehe sie vom Bund übernommen wurden. Denn die 840.00 Euro, die in die Wiederherstellung des Industriedenkmals flossen, entsprechen ungefähr jener Summe, die er im Kalenderjahr für die Unterhaltung sämtlicher Baulichkeiten der Hochschule zur Verfügung hat. „Alles andere hätte sehr weh getan“, sagt Johannes Wolf. 

Nutzung für Fallversuche wird derzeit geprüft

Bleibt die Frage, wie das äußerlich so attraktive Industriedenkmal in Zukunft sinnvoll genutzt wird. Die Voraussetzungen sind nicht ideal: Die Grundfläche beträgt gerade einmal sechs Mal sechs Meter, ein Innenleben in Gestalt von Etagen, Treppen oder Zwischenböden fehlt. Beheizbar ist der Korpus nicht, zumindest nicht wirtschaftlich; auch eine Dämmung durfte aus Gründen des Denkmalschutzes nicht nachträglich eingezogen werden. Derzeit prüft der Kanzler der HTW Berlin, Claas Cordes, mit dem Fachbereich 2, ob der Turm künftig für die Durchführung von Fallversuchen genutzt werden kann.