Es war alles da, was zu einer echten Vernissage gehört: interessante Exponate, engagierte Redner_innen, ein aufmerksames Publikum und zuguterletzt knallte sogar der Korken einer Sektflasche. Trotzdem war alles anders, denn die Postkartenausstellung „Vogelschiss, Affenschiss und dann kam der Hirnschiss – so what?“ in der Villa Offensiv in Schöneweide wurde am 30. Oktober 2020 im virtuellen Raum eröffnet.
„Für mich ist diese digitale Vernissage eine Premiere“, gestand Oliver Igel, Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick. Er sei sehr froh darüber, dass sich Prof. Pelin Celik und ihre Studierenden in den Studiengängen Kommunikationsdesign und Industrial Design kreativ mit Alltagsrassismus und Stereotypen auseinandersetzen. Denn Rassismus sei keinesfalls nur ein historisches Phänomen, sondern auch eines in der Gegenwart, und werde durch Wort und Bild salonfähig gemacht. Aus Worten folge dann mitunter eine andere Form von Gewalt, nahm Oliver Igel auf aktuelle Ereignisse Bezug in Frankreich und Deutschland Bezug.
„Besonders für Schöneweide ist die Ausstellung wichtig“, betonte Ben Hotz als Vertreter des Zentrum für Demokratie. Schließlich sei der Bezirk viele Jahre bundesweit für seine rechte Szene bekannt gewesen. Glücklicherweise gäbe es die entsprechenden Treffpunkte, von denen immer wieder auch Gewalt ausging, heute nicht mehr. Umso dankbarer sei er dafür, dass mit den Studierenden der HTW Berlin ein anderer Esprit im Kiez da sei. Die Hochschule habe viel dazu beigetragen, dass sich Schöneweide verändert habe.
Ein Plakat mit dem Claim „Rassismus ist schweineöde, Vielfalt ist Schöneweide“ hänge heute noch in ihrem Büro, sagte Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring, seit 2011 Hochschullehrerin im Studiengang Wirtschaftskommunikation und derzeit Vizepräsidentin für Forschung und Transfer. Die Hochschule unterstütze Aktivitäten gegen Rassismus und Antisemitismus und trete ihnen als Institution selbst entgegen. Gerade habe man eine Antidiskriminierungsrichtlinie verabschiedet.
Prof. Pelin Celik dankte allen Beteiligten im Bezirk für die Unterstützung des Projekts und würdigte die Leistungen ihrer Studierenden im 2. Semester. Deren beeindruckende Entwürfe, die im Sommersemester 2020 entstanden waren, habe sie nicht in der Schublade verschwinden lassen wollen. Sie hoffe deshalb sehr, dass die Ausstellung in der Villa Offensiv bald wieder für das Publikum geöffnet sein wird.
Text: Gisela Hüttinger, HTW Berlin
Transfer- und Projektkommunikation
Berlin, 2. November 2020