Florian Becker-Ritterspach
Florian Becker-Ritterspach
Florian Becker-Ritterspach hat seit 2014 eine Professur für Wirtschafts- und Organisationssoziologie inne. Vorher war er bereits Professor an der German University in Cairo (GUC). Becker-Ritterspach forscht dazu, wie gesellschaftliche Institutionen — z.B. Normen, Werte oder auch formale Institutionen — wirtschaftliches Handeln konstituieren.
Was genau haben Sie mit Gazellen zu tun?
Mit den Gazellen, die die Savannen Afrikas bevölkern, relativ wenig. In der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung bezieht sich der Begriff „Gazelle“ auf besonders schnell wachsende Unternehmen. Im Forschungsprojekt „Gazellen im Industrie-Cluster (GimIC)“ gehen wir der Frage nach, warum Start-ups in Berlin im Vergleich mit anderen Regionen Deutschlands deutlich langsamer wachsen.
Vor welchen Herausforderungen stehen junge Unternehmen in Berlin?
Wir stehen mit unserem Projekt erst am Anfang. Die bestehende Forschung hat hier bereits eine Reihe von berlinspezifischen Herausforderungen identifiziert. Dazu gehören die Entwicklung hochwertiger Gewerbe- und Industrieflächen, der Ausbau einer serviceorientierten Verwaltung, die Anwerbung von Hochqualifizierten sowie die bessere Vernetzung von Forschungsinstitutionen und Unternehmen. Unser Projekt baut auf diesen Erkenntnissen auf, interessiert sich aber insbesondere dafür, wie die Netzwerkkompetenzen der Start-ups identifiziert und weiterentwickelt werden können.
Was machen Sie am liebsten an der HTW Berlin?
Zu den schönsten Momenten gehören lebendige Diskussionen mit den Studierenden. Besonders interessant finde ich Lehrveranstaltungen mit internationalen Studierenden. Diese interkulturellen Situationen bieten nicht selten spannende Diskussionen mit sehr diversen Perspektiven auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Phänomene der Gegenwart.
Was ist für Sie an der HTW Berlin unverzichtbar?
Ich habe eine ganze Weile an ausländischen Hochschulen gearbeitet. Dort kennt man in der Regel keine akademische Selbstverwaltung und auch keine Verbeamtung. Ich halte diese beiden Institutionen für unverzichtbar, da sie vor einer wirtschaftlichen und politischen Vereinnahmung von Forschung und Lehre schützen. Für unverzichtbar halte ich außerdem, dass Freiräume für mehr Forschung geschaffen werden — in Form von Forschungssemestern und Lehrdeputatsreduktion. Und nicht zuletzt braucht es eine unterstützende Administration. Deren Unverzichtbarkeit merkt man erst, wenn sie nicht funktioniert. Auch das habe ich im Ausland erlebt. An der HTW Berlin können wir da sehr zufrieden sein.
Mit wem würden Sie gern einen Kaffee trinken?
Ich habe eine große Leidenschaft für die Luftfahrt und mache gerade selber einen Privatpilotenschein. Mich fasziniert der Technikvisionär und Unternehmensgründer Elon Musk. Mit ihm würde ich mich gerne über Entwicklungswege zur klimaneutralen Luftfahrt unterhalten.
Fotos: Alexander Rentsch
© HTW Berlin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
24. September 2019