Go Trabi go… 60 Jahre Trabant

DDR-Werbung für den Trabant 601

Im November 1957 lief im sächsischen Zwickau der erste Trabant vom Band, der „P50“. Das Auto, das zu DDR-Zeiten in Ermangelung von Blech zu großen Teilen aus Duroplast hergestellt wurde, hat inzwischen Seltenheitswert und ist längst Kult. Die HTW Berlin hegt und pflegt eines der wenigen noch fahrtüchtigen Berliner Exemplare. Es ist ein P 601 K, Baujahr 1988. Die Geschichte einer besonderen Schenkung.

Ein Autokauf kam zu DDR-Zeiten einem Lottogewinn gleich, und zwar einem Lottogewinn, auf den man sehr lange warten musste. Herbert Hoffmann aus Berlin bestellte am 27. Juli 1978 einen Trabant Kombi. Davon zeugt eine kleine Karte, die PKW-Bestellbestätigung des IFA-Vertriebs Berlin. Schon nach knapp 10 Jahren (!) wurde der Wagen an seine Frau Brigitte ausgeliefert. Das war für die damalige Zeit relativ schnell, normalerweise dauerte es 12 Jahre und länger, ehe Käufer ihren Neuwagen in Empfang nehmen konnten. Familie Hoffmann zahlte für ihr Auto im März 1988 den stolzen Preis von 13.096,80 Mark (der DDR) — inklusive Steuer und Versicherung.
   
Vermutlich hat Familie Hoffmann viele schöne Jahre mit dem Trabant verbracht. Erst lange nach der Wende, nämlich im Jahr 2001, kaufte sie  sich einen “Westwagen”. Der Trabant war zu dieser Zeit technisch und modisch hoffnungslos veraltet. Eigentlich sollte er verschrottet werden. Aber es kam anders…
  
Denn der Sohn der Familie Hoffmann studierte zu dieser Zeit Fahrzeugtechnik an der HTW Berlin. Er fand, dass der Wagen die Schrottpresse nicht verdient habe, zumal er nur 50.000 km auf dem Tacho hatte. Seine Idee: Der Studiengang Fahrzeugtechnik könnte den Trabant als “Benchmark” der DDR-Motorisierung übernehmen, um späteren Studierenden die Eigenarten des Zweitaktmotors präsentieren zu können. Und so kam es. Die Hoffmanns schenkten ihren Trabant im Mai 2001 der HTW Berlin, um Lehre und Forschung zu bereichern.

Ach guck mal, unser Trabi!

Seitdem steht der Trabant Kombi in der Fahrzeughalle auf dem Campus Wilhelminenhof im Labor Fahrzeugtechnik - neben einem Porsche und einer BMW Isetta. Hier sorgt er nicht nur bei den jungen Studierenden für Aha-Effekte. Ältere Besucher_innen, die in der DDR geboren wurden, bekommen zum Beispiel in den Langen Nächten der Wissenschaften beim Anblick der “Rennpappe” regelmäßig glänzende Augen. Bei vielen weckt der Trabi eben schöne Erinnerungen an die Jahre, in den sie Kind oder junge Erwachsene waren.

Doch nicht nur das Fahrzeug als solches ist interessant. Hanns-Lüdecke Rodewald, Professor für Fahrzeugtechnik freut sich über die lückenlose Historie des “HTW-Trabis”: Alle Fahrzeugpapiere sind vorhanden, selbst die damalige Bestellung, die Rechnung und auch Trabant-Prospekte. “Diese Dinge sind besonders selten, zeigen sie doch, wie zu DDR-Zeiten für ein Auto geworben wurde.” 

Rodewald, ein bekennender Oldtimer-Freund, ist heute noch über die Schenkung glücklich: “Das Auto anzunehmen, war eine weitsichtige Entscheidung.” Und er meint damit nicht in erster Linie den steigenden monetären Wert des Oldtimers - sondern vor allem seinen ideellen.

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