Eine eigene Schrift für die HTW Berlin
Sie wirkt technisch, aber freundlich. „Es ist eine technische Schrift mit Augenzwinkern“, sagt Prof. Jürgen Huber über die neue Hausschrift der HTW Berlin. Huber hat sie exklusiv für die Hochschule entwickelt, als Professor im Studiengang Kommunikationsdesign und Spezialist für Typografie. Augenzwinkern deshalb, weil sich der eine oder andere Buchstabe der Schrift „HTWBerlin“ Extravaganzen leistet. Das große K beispielsweise hat einen heiteren Bogen, das kleine „g“ einen ungewöhnlichen Unterbau oder das „ß“ eine sehr markante Kontur.
Faulheit + Fleiß sind nötig
Sechs Schriftschnitte mit jeweils 480 Zeichen sind im Praxissemester von Prof. Jürgen Huber entstanden. Angesichts dieser Menge versteht man, warum Huber über einen Schriftentwerfer sagt, dass er idealerweise faul und fleißig zugleich sein sollte. Faul, weil er Kurven und Striche tunlichst so klug formt, dass sie sich für viele Zeichen durchdeklinieren lassen. Fleiß ist von Nöten, weil der Entwurf einer Schrift trotz kluger Konzeption eine echte Fummelarbeit ist.
Das „Ekelfach“ Typografie
Jürgen Huber macht es trotzdem Spaß, innerhalb eng definierter Grenzen sehr spezifische Lösungen und Varianten zu kreieren. Dabei hätte er sich das nicht träumen lassen, als das „Ekelfach“ Typografie im 3. Semester auf dem Lehrplan seines Kommunikationsdesign-Studiums an der Folkwang-Hochschule Essen stand. Doch schnell faszinierte es ihn, Systeme zu erschaffen, an Details zu feilen und in den Kategorien von Form und Grund zu denken, also Schwarz auf Weiß. Vermutlich passt das zu mir, sagt er selbstironisch.
Braucht es eigentlich neue Schriften?
Etwa 15 Schriften hat er seitdem entworfen, u.a. auch für den Media Markt und die Bundesregierung. Die Frage, ob man tatsächlich immer wieder neue Schriften braucht, wo es doch schon viele gibt, hat er schon oft gehört. Seine Gegenfrage: Warum wird immer wieder neue Musik komponiert, wo es doch genügend Oldies und Klassiker gibt? Eben!
Musiker komponieren neue Musik, Schriftgestalter entwickeln neue Schriften
Die Schrift ist ein Feld für die gestalterische Äußerung wie andere Felder auch. Musiker komponieren neue Musik, Designer entwerfen neue Kleider, Schriftgestalter entwickeln neue Schriften. Nicht zuletzt deshalb ist die einst kleine Szene der Typografen in den letzten Jahren stetig gewachsen. Längst bedienen sie sich einschlägiger Software, mit deren Hilfe die Ausarbeitung der Zeichen schneller von der Hand geht. Sind die Schriften deshalb heute von minderem Wert? „Schlechte Schriften gab es früher auch schon“, findet Jürgen Huber. Aber ohne digitale Hilfsmittel stünden vermutlich weniger lizenzfreie Schriften zur Verfügung, weil sich Typografen gründlicher überlegt hätten, ob sich die Mühe lohnt.
Die Hausschrift ist der I-Punkt auf dem Corporate Design
Denn die Lizenzen, die man für die Nutzung vieler Schriften zahlen muss, sind ein handfester ökonomischer Grund für eine exklusive Hausschrift, auch für die HTW Berlin. Als Hochschule, an der man Kommunikationsdesign, Modedesign und Industrial Design studieren kann, will sie ihre gestalterische Kompetenz natürlich auch offensiv kommunizieren. Die Schrift HTWBerlin ist der I-Punkt auf dem Corporate Design. Mit ihrer exklusiven Hausschrift setzt die HTW Berlin Zeichen.