Welche Führungsmodelle haben in der Immobilienbranche Zukunft? Das wollten Prof. Dr. Regina Zeitner, HTW Berlin, und Prof. Dr. Marion Peyinghaus, hochschule 21, im Rahmen ihrer nunmehr schon 16. Marktstudie „PMRE Monitor“ herausfinden. Wie immer befragten sie dafür Expert_innen der Immobilienwirtschaft sowie den Nachwuchs in Gestalt von Studierenden immobilienwirtschaftlicher Studiengänge. Die wichtigste Erkenntnis: Es sind Inspiration und Motivation, die zum Erfolg führen, und nicht der Bonus. Im Interview geben die beiden Wissenschaftlerinnen, die gemeinsam das Competence Center Process Management Real Estate (CCPMRE) leiten, Einblick in ihre Studie.

Prof. Dr. Zeitner: Wir haben uns gefragt, ob sich die Führungskräfte bereits auf das digitale Zeitalter eingestellt haben – dies insbesondere vor dem Hintergrund der digitalen Beschleunigung durch die Corona-Pandemie. Daraus entwickelten wir drei Forschungsfragen: Welche Führungsmuster erzielen heute langfristig einen nachhaltigen Unternehmenserfolg? Steigern strukturierte Prozesse und eine gute Unternehmenskultur die Führungseffektivität? Wie gestaltet sich das Idealbild einer Führungskraft für die Mitarbeiter von morgen?

Prof. Dr. Peyinghaus: Obwohl die digitale Zusammenarbeit technisch basiert ist, liegt der wahre Erfolg im Sozialen. Die Unternehmenskultur entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des mobilen Arbeitens. Ebenso erfolgskritisch sind strukturierte Prozesse. Beide Aspekte sind im virtuellen Raum essenziell und weitaus wichtiger als das Verhalten einer einzelnen Führungskraft. Die bestehenden Managementkonzepte müssen dahingehend neu definiert werden. Der geringe Umsetzungsgrad in der Immobilienwirtschaft belegt jedoch, dass diese wichtigen Voraussetzungen für ein reibungsloses Zusammenwirken im digitalen Zeitalter noch nicht gegeben sind.

Prof. Dr. Zeitner: Überrascht waren wir von der Tatsache, dass trotz der schon seit langem bewiesenen Wirksamkeit von Prozessen und Unternehmenskultur hier noch immer große Potentiale ungenutzt bleiben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Umsetzungsgrad, insbesondere im Prozessmanagement, von den Mitarbeitern als unterdurchschnittlich bewertet wird. Schlimmer noch: In den letzten zehn Jahren hat die Prozessqualität in der Branche sogar noch um 21 Prozent abgenommen!

Prof. Dr. Peyinghaus: Die Unternehmen sollten sich darüber im Klaren sein, dass auch die beste Führung von der Erfolgsbilanz klarer Prozesse, leistungsfähiger IT-Systeme und einer guten Unternehmenskultur übertrumpft wird. Denn dies sind die wahren Beschleuniger des Unternehmenserfolgs. Unsere Marktanalyse zeigt ebenfalls, dass gute Prozesse und eine positive Unternehmenskultur ein gutes Licht auf die Führungskraft werfen, also Führungsdefizite ausgleichen können.

Prof. Dr. Zeitner: Es zeigt sich ein ganz klarer Generationsbruch in den Bereichen Aufgabenerteilung und Kontrolle. Die gegenwärtigen Mitarbeiter_innen möchten keine minutiösen Arbeitsvorgaben und schätzen Ziele mit großem Handlungsspielraum, zu detaillierte Kontrollen wirken sich eher kontraproduktiv aus. Die GenerationZ freut sich hingegen über kleinteilige Arbeitsaufträge und fordert Kontrollen aktiv ein. Führungskräfte müssen sich auf eine Aufgabenerteilung in „Twitter-Schritten“ einstellen. Auch wünscht sich die Generation Z mehr Kontakt zu den Kolleg_innen und daher auch eine geringere Homeoffice-Quote.