Investitionen in den Klimaschutz zahlen sich aus! Das ist eine wichtige Erkenntnis der Marktstudie „Klima. Wandel. Chance.“, die Prof. Dr. Regina Zeitner aus dem Studiengang Facility Management der HTW Berlin und Prof. Dr. Marion Peyinghaus von der hochschule 21 jetzt vorlegen. Sie befragten dazu über 400 Expert_innen der Immobilienwirtschaft sowie Studierende immobilienwirtschaftlicher Studiengänge aus Deutschland und dem internationalen Umfeld. Mit den Ergebnissen ihrer Studie wollen die beiden Wissenschaftlerinnen dazu beitragen, dass die Branche im Klimawandel nicht nur Risiken, sondern auch Chancen erkennt und Fehlinvestitionen vermieden werden. Im Gespräch erläutern sie die Zusammenhänge.

Prof. Dr. Zeitner: Gebäude verantworten rund 40 Prozent des Energieverbrauchs in der Europäischen Union. Es ist deshalb Zeit, dass die Immobilienwirtschaft aktiv wird, um Treibhausgasemissionen konsequent zu reduzieren. Ein zentrales Ergebnis unserer Studie ist, dass der Weg zur Erreichung der Klimaneutralität nicht nur Geld kostet, sondern auch lukrative Chancen bietet. Denn Mieter_innen sind bereit, für den Klimaschutz zu zahlen. Eine Mietsteigerung von rund 5,2 Prozent wird akzeptiert. Mehr noch: Je jünger die Mieter_innen, desto höher die Zahlungsbereitschaft. Dies sollte die Immobilienwirtschaft motivieren klimaneutrales Wohnen anzubieten.

Prof. Dr. Peyinghaus: Außerdem lassen sich für klimafreundliche Immobilien Wertsteigerungen von durchschnittlich 8,6 Prozent erzielen. Umgekehrt führen Klimarisiken wie Erdrutsche, Waldbrände oder Dürren zum Wertverlust von Immobilien in Größenordnungen von bis zu 25 Prozent. Interessanterweise ist dieser Wertverlust von Immobilien in Städten wie Wien, Zürich oder Berlin, die bereits heute unter Hitze leiden – man spricht hier von dem Urban Heat Island-Effekt – aktuell relativ gering. Diese Gefahr wird in der Branche derzeit womöglich unterschätzt.

Bei Bestandsbauten stellen klimaorientierte Maßnahmen eine doppelt so hohe Herausforderung dar wie im Neubau. Die von uns befragten Teilnehmer_innen rechnen deshalb mit einer Klimaneutralität des Immobilienbestands frühestens im Jahr 2064. Das sind 14 Jahre später, als im Klimaschutzplan der Bundesregierung gefordert.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Hitze wird Bürowelten und Wohnformen verändern, Raumkühlung und Balkone gewinnen an Bedeutung. Auch der Städtebau muss sich anpassen, wir brauchen Windschneisen und mehr Grün- und Wasserflächen. Diese Transformation sollte eigentlich zu einer Anpassung der Lageklassen führen, doch das wurde bisher sträflich vernachlässigt.

Auf jeden Fall! Wir haben festgestellt, dass vier von fünf Mieter_innen bzw. Arbeitgeber_innen in virtuelle Bürowelten investieren, in die Internet-Konnektivität und in Homeoffice-Lösungen. Ein Glasfaseranschluss ist damit wettbewerbsentscheidend. Das gilt übrigens gleichermaßen für Immobilien und für Städte als Wirtschaftsstandort.

Um die erfolgswirksamen Kriterien herauszufinden, haben wir elf verschiedene Aspekte untersucht, die auch Auskunft über die Zielerreichung in der Immobilienwirtschaft geben. Nachhaltigkeit landet mit einer Zielerreichung von 53 Prozent auf dem letzten Platz! Doch wie wir auch aus unserer Befragung wissen, ist Klimaschutz in der Generation Z ein Auswahlkriterium für den Arbeitgeber und somit ein entscheidender Faktor im Kampf um den Nachwuchs. Zudem sind neue Nachhaltigkeitsstandards eine große Chance, die Prozesseffizienz zu steigern. Die Immobilienwirtschaft sollte sich also anstrengen!