Bleibt in Bewegung

Wie gelingt es, den Schwung für Lehrinnovationen zu erhalten, wenn ein großes Projekt endet? Angela Weißköppel bringt es so auf den Punkt:


Lehrinnovation ist kein Ziel, das man erreicht. Sie ist eine Haltung, mit der man unterwegs bleibt.

Seit 2021 begleitet sie das große Projekt Curriculum Innovation Hub (CIH) als stellvertretende Projektleiterin und übernahm inhaltlich die strategische Steuerung. Sie setzt sich auch in ihrer Rolle als Leiterin des Lehrenden-Service-Centers für die Weiterentwicklung der Lehre an der HTW Berlin ein. Im Interview spricht sie über die Entstehung, die Erfolge und das Ende des Projekts – und darüber, was vom CIH nach fünf Jahren Projektförderung bleibt.

Worum geht es bei Lehrinnovationen?

Weißköppel: Lehrinnovation bedeutet für mich, neugierig zu sein und gemeinsam etwas in Gang zu bringen. Die Hochschule verändert sich ständig – Studierende, Lehrende, Fächer, Umwelt, Gesellschaft. Deshalb muss auch Lehre in Bewegung bleiben. Es gibt keine „one size fits all“-Lösungen, sondern viele individuelle Wege. Wichtig ist, dass Lehre zu den Studierenden und zur Fachkultur passt. Am Ende geht es immer um die Frage: Wie können wir gutes Lernen ermöglichen?

Das Curriculum Innovation Hub entstand während der Pandemie. Welche Rolle spielte diese Phase für Lehrinnovationen an der HTW Berlin?

Weißköppel: Die Pandemie war ein Einschnitt. Digitalisierung wurde selbstverständlich und gleichzeitig haben wir etwas verloren: das gemeinsame Lernen auf dem Campus. Heute müssen wir wieder erklären, warum Gemeinschaft, Präsenz und Austausch so wichtig sind.

Das war letztlich auch der Ausgangspunkt für das Curriculum Innovation Hub: Wir wollten die vielen neuen Erfahrungen aus der Pandemie aufnehmen und systematisch weiterentwickeln. Denn Lehren ist anspruchsvoll und Innovation braucht Zeit, Raum und Partner*innen. Genau deshalb wurde das Projekt so konzipiert, dass Fachbereiche gemeinsam an Themen arbeiten – unterstützt vom Lehrenden-Service-Center, das Lehrende dabei begleitet, Ideen zu schärfen und umzusetzen. 

Das CIH-Projekt endet nun. Was bleibt?

Weißköppel: Lehrinnovation ist durch das Projekt sichtbarer und greifbarer geworden – und hat an der HTW Berlin einen festen Platz bekommen. In den Fachbereichen setzen Lehrende die Impulse fort. Vieles wurde direkt auf struktureller Ebene bearbeitet, sodass es skalierbar und übertragbar ist. Natürlich wird der Schwung etwas nachlassen, wenn die Projektförderung endet – aber die Hochschule hat sich insgesamt weiterentwickelt. Es sind viele Initiativen, Konzepte und konkrete Produkte oder Veränderungen entstanden, die bleiben werden.

Prüfungen besser auf Lernziele abstimmen
Der Prüfungsfinder ist ein Angebot, das Lehrende dabei unterstützt, eigene Prüfungspraktiken zu reflektieren und neue Prüfungsformen jenseits von Klausuren zu entdecken. 

Räume für hybride und studierendenzentrierte Lehre
Es sind neue Seminarräume mit flexibler Einrichtung für hybrides Lernen entstanden: Sie regen dazu an, Lehre anders zu denken und interaktivere Lernformate zu erproben. 

Animation: Tanzende Stühle

Immersive Technologien als Chance für die Lehre nutzen
Die vom CIH geförderte Community "Immersive Technologies Hub" macht Virtual, Mixed und Augmented Reality für Lehrende und Studierende zugänglich und fördert die Integration dieser Technologien in die Lehre.

Flexiblere Prüfungen und mehr Nachhaltigkeit im Studium
Bei der Überarbeitung der Rahmenstudien- und -prüfungsordnung der HTW Berlin sind Impulse aus dem Curriculum Innovation Hub eingeflossen – insbesondere zur Weiterentwicklung der Prüfungssystematik und zur festen Verankerung von fünf verpflichtenden Leistungspunkten für Nachhaltigkeitsthemen im Curriculum.

Verzahnte Curricula für Grundlagenfächer 
Zwei Professoren haben ihre Grundlagenfächer, Mathematik und Elektrotechnik, inhaltlich aufeinander abgestimmt. Das ist ein riesiger Fortschritt, weil es den Studierenden hilft, Theorie und Praxis besser zu verbinden. 

Individuelle Lernpfade für betriebswirtschaftliche Grundlagen
Die große Heterogenität der Studierenden in den betriebswirtschaftlichen Grundlagenkursen erfordert flexible Lernangebote. Das Curriculum Innovation Hub hat hierfür modulinterne Lernpfade entwickelt, die den individuellen Vorkenntnissen gerecht werden und ein Lernen im eigenen Tempo ermöglichen.

Ausbau des Beratungs- und Qualifizierungsangebots für Lehrende
Das Programm im Lehrenden-Service-Center ist gewachsen. Prüfungs-Crashkurse und individuelle Beratungen unterstützen Lehrende dabei, ihre Prüfungspraktiken weiterzuentwickeln. Auch Nachhaltigkeit rückt in den Fokus: mit BNE-Crashkurs, Website, Onlinekurs und dem entstehenden SDG-Lernpfad am Campus Wilhelminenhof. Beim KI-Stammtisch kommen Lehrende regelmäßig zum Austausch über Künstliche Intelligenz zusammen. Auf der Seite Weiterbildung für Lehrende finden Sie einen Überblick.

Wenn Sie persönlich auf das Projekt zurückblicken – was nehmen Sie mit?

Weißköppel: Dankbarkeit und Stolz. Lehre entwickelt sich immer weiter – die Frage ist nur, mit welchem Schwung. Ideen gibt es viele, aber sie müssen die Chance bekommen, ausprobiert zu werden. Große Schritte brauchen Freiräume, in denen man aus dem Alltagsrhythmus heraustreten kann. Dafür sind Projekte Katalysatoren.

Und: Curriculum Innovation Hub, das sind vor allem die Menschen. Lehrende, Studierende, Mitarbeitende in der Verwaltung und alle Kolleg*innen, die unterstützt, beraten und mitgedacht haben. Ohne dieses Miteinander wäre das Projekt nicht möglich gewesen. Lehrinnovation entsteht, wenn Menschen zusammenkommen – das ist der eigentliche Hub-Gedanke.

Entscheidend ist, dass wir in Bewegung bleiben. Als Hochschule, als Lehrende und als Lernende. 

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Beratung für Lehrende

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