Eine Frage des Vertrauens
Was ist das Vertrauensteam und wer sind die Mitglieder?
Ulrike Richter: Das Vertrauensteam der HTW Berlin ist eine engagierte Gruppe von Hochschulangehörigen, die sich freiwillig der wichtigen Aufgabe widmen, Diskriminierungsfälle zu bearbeiten und aufzuklären. Die Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Bereichen der Hochschule, wie dem Career Service, dem Allgemeinen Studierendenservice oder dem Hochschulrechenzentrum.
Aktuell umfasst das Vertrauensteam acht Mitglieder, die in kleinen Teams je nach Fall zusammenarbeiten: Dr. Ulrike Richter, Nicole Biehl, Özgün Kaplan, Sebastian Homer, Hanna Dobrovoda, Janine Brettin, Noreen Rumschüßel und Meryem Yildiz.
Die Melde- und Beschwerdestelle spielt eine zentrale Rolle, indem sie die Arbeit des Vertrauensteams koordiniert und das Beschwerdeverfahren leitet. Mit klarer Mission und den nötigen Befugnissen ausgestattet, ist sie in der Lage, Meldungen und Beschwerden zu Diskriminierung und sexualisierter Gewalt gründlich zu klären. In Absprache mit den Betroffenen leitet sie Maßnahmen ein, die von Schlichtung bis hin zu direkter Intervention reichen, um Diskriminierung zu unterbinden. Ihr Ziel ist es, nicht nur Schäden zu begrenzen oder Wiedergutmachungen zu leisten, sondern auch durch präventive und strukturelle Maßnahmen ein sichereres und respektvolleres Hochschulumfeld zu fördern.
In welchen Fällen kann das Vertrauensteam kontaktiert werden?
Meryem Yildiz: Sie können sich an das Vertrauensteam wenden, wenn Sie von Diskriminierung oder sexualisierter Gewalt betroffen sind oder Zeug*in eines solchen Vorfalls geworden sind. Dies umfasst alle Formen von Diskriminierung, sei es aufgrund von rassistischer oder antisemitischer Zuschreibungen, ethnische Herkunft, Geschlecht (einschließlich Benachteiligung wegen Schwangerschaft oder Elternschaft), sexuelle Identität oder Orientierung, Religion oder Weltanschauung, Lebensalter, Behinderung oder chronische Erkrankung, Care-Verpflichtungen wie Kinderbetreuung und Pflege von Familienangehörigen, sozialen Status und Sprache - das Vertrauensteam und die Melde- und Beschwerdestelle stehen Ihnen zur Seite!
Wie arbeitet das Vertrauensteam, wie läuft das Beschwerdeverfahren ab?
Meryem Yildiz: Das Melde- und Beschwerdeverfahren erlaubt es sowohl Hochschulmitgliedern als auch Dritten, Diskriminierungsvorfälle über verschiedene Kanäle zu melden: über ein Online-Meldeformular, schriftlich, telefonisch, persönlich und auch anonym.
Das Vertrauensteam wird erst hinzugezogen, wenn die fallführende Person den Vorfall formell meldet. Der Prozess beginnt mit der Dokumentation der Meldung. Für jeden Fall wird ein dreiköpfiges Vertrauensteam gebildet. Unter der Koordination der Melde- und Beschwerdestelle sammelt das Vertrauensteam sorgfältig Informationen und hält den Kreis der Beteiligten klein, gemäß dem Prinzip „Need to know“. Sie unterliegt dabei keinen Weisungen und kann sowohl Zeug*innen als auch Beteiligte anhören und Akteneinsicht nehmen. Nach einer gründlichen Analyse wird in Absprache mit den Betroffenen entschieden, welche Maßnahmen, von Gesprächen bis zu Sensibilisierungsmaßnahmen oder Sanktionen, ergriffen werden. Der gesamte Prozess wird gründlich dokumentiert und für drei Jahre verschlüsselt verwahrt. Am Ende werden alle Beteiligten über das Ergebnis informiert.
Wer kann sich im Vertrauensteam engagieren? Werden noch Mitglieder gesucht?
Meryem Yildiz: Ja, das Vertrauensteam ist auf der Suche nach neuen Mitgliedern, insbesondere nach Hochschulmitarbeitenden, die sich als männlich identifizieren oder wahrgenommen werden, da sie derzeit im Team unterrepräsentiert sind. Vielfalt und Repräsentanz sind für das Vertrauensteam von großer Bedeutung. Vorausgesetzt werden Empathie, Kommunikationsfähigkeit und ein Grundverständnis für Antidiskriminierung und Diversität. Die Hochschule fördert die Mitglieder durch Weiterbildung und Supervision, während sie ihren Zeiteinsatz flexibel gestalten können.
Leistet das Vertrauensteam auch Präventionsarbeit?
Ulrike Richter: Ja, unterstützt vom Referat für Gleichstellung und Antidiskriminierung, der Zentralen Antidiskriminierungsstelle und der Melde- und Beschwerdestelle, engagiert sich das Vertrauensteam auch in der Präventionsarbeit, um ein noch sichereres und diskriminierungsfreieres Umfeld zu schaffen. Jeder gemeldete Fall bietet die Möglichkeit, das Bewusstsein zu schärfen. Die Präventionsarbeit umfasst unter anderem Sensibilisierungsgespräche, zielgruppenspezifische Schulungen, Workshops und die Bereitstellung von Informationsmaterial, um ein Bewusstsein für Diskriminierung und sexualisierte Gewalt zu fördern. Zudem unterstützt das Vertrauensteam die Vernetzung und den Ausbau bestehender Beratungsangebote an der HTW Berlin, um sicherzustellen, dass Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen für die Hochschulgemeinschaft gut zugänglich sind.
Die nächste Möglichkeit, ein Präventionsangebot selbst in Anspruch zu nehmen, ist am 10. Dezember 2024, in Form eines Workshops. Es werden Handlungsfähigkeiten von Männern im Kontext von Sexismus und sexualisierter Gewalt thematisiert. Dieser Workshop ist für alle Geschlechter offen, richtet sich aber in erster Linie an cis-Männer (Menschen, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde und die sich damit identifizieren).
Berlin, 25. November 2024 © HTW Berlin | Die Fragen stellte Anja Schuster, HTW Berlin Kommunikation | Fotos: Alexander Rentsch, Stefanie Baierl, Anja Schuster