Wie lässt sich Industriekultur nachhaltig nutzen?
Bernd stellt das Horch Museum im ehemaligen Zwicker Audi-Werk vor, Hannah zeigt ihre Vorschläge für das Innere einer ehemaligen ägyptischen Bierfabrik, Paloma gibt Einblick in die Umwandlung einer Renault-Werkshalle zum Sitz einer Immobiliengruppe am Stadtrand von Paris, und Yang berichtet, wie aus dem historischen Kopfbahnhof in Antwerpen ein moderner Durchgangsbahnhof wurde: vier Beispiele für die heutige Nutzung von historischer Industriearchitektur. Zusammengetragen und präsentiert wurden sie von Teilnehmer*innen der ersten Summer School „Industrial Heritage x Sustainabilty“, die im August 2023 an der HTW Berlin stattfand. Sie wurde im September 2023 mit dem "Best Practise Award of the Cultural Routes" des Council of Europe ausgezeichnet, und zwar in der Kategorie "Vermittlung".
Führungen und Vorträge, Workshops und Exkursionen
Für das zweiwöchige Intensivprogramm hatten sich Katharina Hornscheidt, Jula Kugler und Karsten Feucht eine Menge einfallen lassen: Führungen und Vorträge, Workshops und Exkursionen. Jede*r Teilnehmer*in hatte sich bereits im Vorfeld der Summer School mit einem Ort der Industriekultur beschäftigt und stellte diesen den Kommiliton*innen vor. In Berlin besuchten die Studierenden gemeinsam weitere Standorte, diskutierten über Nutzungskonzepte, Projekte und Strategien. „Unsere besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem Thema Nachhaltigkeit“, sagt Jula Kugler, wie ihre Kolleg*innen für das Berliner Zentrum Industriekultur (bzi) tätig, das am Fachbereich 5 Gestaltung und Kultur angesiedelt ist. Unter dem Dach des bzi kooperiert die HTW Berlin seit vielen Jahren mit der Stiftung Deutsches Technikmuseum und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.
Im Fokus: das Thema Nachhaltigkeit
Mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ einen aktuellen Bezug zur Industriekultur herzustellen, entpuppte sich als kluger Schachzug. Beinahe 20 Studierende kamen zur Summer School auf den Campus Wilhelminenhof, nicht zuletzt dank tatkräftiger Unterstützung durch das hochschuleigene International Office. Teilnehmer*innen aus Bulgarien, Polen und England waren dabei, aber auch aus Ägypten, Kanada und China. Interkulturelle Kommunikation war also angesagt, und, nicht weniger wichtig: Interdisziplinarität. Weil beim Erhalt, der Nutzung und der Vermarktung von industriellem Erbe immer Akteur*innen verschiedener Disziplinen an einem Strang ziehen müssen, hatte das bzi das Programm nicht nur für angehende Expert*innen der Industriekultur konzipiert, sondern auch für Studierende in den Bereichen Architektur und Stadtplanung, Kultur- und Tourismusmanagement oder Kommunikationswissenschaften geöffnet.
Europäische Route der Industriekultur als Partner
Mit dem Netzwerk „Europäische Route der Industriekultur“ (ERIH) war außerdem ein renommierter Partner mit im Boot, dessen finanzielle Unterstützung half, die Gebühren niedrig zu halten. Gebrainstormt und präsentiert wurde in Halle B1 auf dem Campus Wilhelminenhof, gewohnt und gekocht im Jugendgästehaus des benachbarten Kanuvereins.
Auch das Behrens-Ufer war Thema
Apropos Nachbarschaft: Selbstverständlich stand auch ein Besuch am Behrens-Ufer gleich neben dem Campus Wilhelminenhof auf dem Programm der Summer School. Auf einer Fläche von zehn Hektar soll dort ein zukunftsweisendes, energetisch autarkes Stadtquartier für Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur und öffentliches Leben entstehen. Wie nachhaltig diese Pläne sind, auch darüber konnten die Teilnehmer*innen mit den Projektverantwortlichen diskutieren. Mit einer Abschlusspräsentation, der Übergabe der Teilnahmebescheinigungen mitsamt vier ECTS-Punkten und einer Party ging die erste Industrial Heritage Summer School an der HTW Berlin zu Ende.