Andrea-Vicky Amankwaa-Birago
Andrea-Vicky Amankwaa-Birago
Andrea-Vicky Amankwaa-Birago ist Kulturwissenschaftlerin und seit über 18 Jahren unabhängig als Moderatorin, Trainerin und Beraterin in den Bereichen Empowerment von und für Frauen of Color und diversitätsorientierte Organisationsentwicklung bundesweit tätig. In ihrer Qualifikationsstelle an der HTW Berlin (FB 5) schreibt sie ihre Dissertation und untersucht dabei, wie sich Dynamiken der Wissensproduktion auf Fragen der (Un-)Gleichheit und Prozesse der Inklusion und Exklusion beziehen.
Welchen (Fach-)Themen gilt Ihre größte Leidenschaft?
Das Thema Erinnerungskultur interessiert mich. Nicht nur schwarze Erinnerungskultur, sondern querbeet. Auch beispielsweise die NS-Zeit mit ihren Minderheitsgruppen (ethische und religiöse). Das finde ich total spannend und damit arbeite ich auch sehr viel. Ansonsten interessiert mich generell Geschichte und die Themen Kulturwissenschaften, Kommunikation und Sprache.
Werfen wir einen Blick auf Intersektionalität: Was tut die HTW Berlin Ihrer Meinung nach hierfür?
Ich habe bei der Planung von Black Womxn Doing Wake Work selbst erlebt, wie Intersektionalität an der HTW Berlin funktionieren kann. Ursprünglich war das Event ein reines Community Event für marginalisierte Menschen of Color im Rahmen meiner ehrenamtlichen Arbeit für das Netzwerk Anton Willhelm Amo Erbschaft, einen Zusammenschluss von zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich für die Erinnerung an Anton Willhelm Amo einsetzen. Von Beginn an stand ich mit meiner Chefin in Kontakt, der ich von dem Vorhaben meines ehrenamtlichen Engagements erzählt hatte. Sie hat mir das "Go" gegeben, das Event an der Hochschule abzuhalten. Mir wurden die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, was mir einiges erleichtert hat. Auch mit der Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Wissenschaftskommunikation war ich in Kontakt. Die Unterstützung der Leitungsebene war da! Es geht bei dem Event nämlich genau um diese Verschränkungen, Frau sein, marginalisert sein, zivilgesellschaftliches Commitment. Wir hatten sehr viele Zuschauer:innen über Zoom und ich bin sehr stolz, dass die Veranstaltung gut angekommen ist. Allgemein war eine große Bereitschaft da. Auch nach der Veranstaltung habe ich viel Zuspruch bekommen, unter anderem von unserer Präsidentin Annabella Rauscher-Scheibe. Sie kam ebenso mit Ideen auf mich zu, wie mehr Veranstaltungen zu dem Thema angeboten werden können.
Welche Safer Spaces gibt es an der HTW Berlin? Was verstehen Sie darunter? Wo gibt es Handlungsbedarf?
Die Veranstaltung Black Womxn Doing Wake Work hat das Thema Safer Spaces mit thematisiert. Alle Referentinnen waren schwarze akademische Frauen, die aus der ganzen Welt zugeschaltet waren: Brasilien, USA, Gambia und Niederlande. Wir haben das Publikum in einem sogenannten „Sisters Talk“ teilhaben lassen und sie in Themen einblicken lassen, die uns interessieren und beschäftigen. Die Bedeutung von Schutzräumen war dabei sehr wichtig.
Die Veranstaltung ist vielleicht ein Beginn für Safer Spaces an der HTW Berlin gewesen. Generell sehe ich, dass eine große Bereitschaft seitens der Leitung da ist. Es geht ja darum, Menschen, die von Marginalisierung betroffen sind, einen Raum zu schaffen und ihnen Vernetzungsmöglichkeiten zu bieten. Ein Ort, wo Themen aufgeworfen und Fragen beantwortet werden können, wie: „Wie kann ich gut arbeiten? Wie soll ich meine Bedürfnisse artikulieren? Was sind Strategien, um besser zu bestehen? Wie kann ich Dinge adressieren?“ Es geht um die Diskussion mit Menschen, denen es ähnlich geht.
Was war die größte Herausforderung, die Sie an der HTW Berlin bewältigen mussten? Und was war der schönste Moment?
Das, was ich gerade geschildert habe, war meine bisher größte Herausforderung und gleichzeitig auch der schönste Moment. Ich hätte nicht gedacht, dass das Thema mit so viel Offenheit empfangen wird. Das hat mich sehr berührt.
Welchen Rat würden Sie einer neuen Kollegin geben?
Ich bin noch gar nicht so lange an der Hochschule, aber ich kann definitiv sagen: Auf Leute zugehen. Mit Menschen ins Gespräch kommen und Anlässe suchen. Ich freue mich beispielsweise über Veranstaltungen wie den Tag der offenen Tür. Dort treffe ich auf Leute, die nicht aus meinem Fachbereich sind. Oder den WiMi Stammtisch. Sich melden und auf sich aufmerksam machen finde ich wichtig, genauso wie sich seine eigenen Strukturen zu schaffen.
Anlaufstellen zum Thema Anti-Diskriminierung
Sie möchten sich zum Thema Anti-Diskriminierung informieren oder sich beraten lassen? An der HTW Berlin gibt es verschiedene Anlaufstellen und Angebote:
Das Interview führte Hanna Schwab, studentische Hilfskraft der Nebenberuflichen Gleichstellungsbeauftragten am Fachbereich 4
Foto: HTW Berlin/Alexander Rentsch
Berlin, 20. Juli 2023