Wie kommen Waren künftig in die Stadt?
Wie kommen Waren künftig in die Stadt? Wie können urbane Lieferketten nachhaltiger und kundenfreundlicher gestaltet werden? Diese Fragen treibt Wissenschaftler*innen der HTW Berlin nicht nur in ihrer Forschung um. Beim „Urban Supply Chain Symposium“ am 28. und 29. April 2022 wollen sie auch mit allen ins Gespräch kommen, die über praktische Expertise verfügen bzw. die räumlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen gestalten: mit Handel, Logistikdienstleistern und Technologieanbietern sowie mit Verwaltung und Politik. Was sich das Team um Stephan Seeck von der zweitägigen Veranstaltung verspricht, verrät es im Interview.
Worum geht es genau?
Prof. Dr. Stephan Seeck: Es geht um nichts Geringeres als die Neuorganisation von Warenströmen in Städten. Damit meine ich nicht Highspeed-Lieferdienste wie Lieferando, Gorillas und dergleichen. Die finden zwar enorme öffentliche Beachtung, machen aber nur einen Bruchteil des Lieferverkehrs auf den Straßen aus. Relevanter ist die tagtägliche Belieferung von Tausenden von Supermärkten und Einzelhandelsgeschäften, auch von Unternehmen, und die Zustellung von Paketen aller Art an Endkund_innen. Kurz: Alles, was reinkommt in die Städte und – wenn man die Industrie mitdenkt - was sie wieder verlässt. Transportmittel erster Wahl ist bis heute der Lkw. Doch das kann und wird auf Dauer nicht so bleiben. Schon heute schrumpft die Lkw´s zur Verfügung stehende Infrastruktur, werden Einfahrverbote ausgesprochen, verschwinden Fahrbahnen zugunsten von Radwegen etc. Das Problem haben alle erkannt. Doch die Lösung ist noch nicht in Sicht.
Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Symposium?
Prof. Dr. Stephan Seeck: Wir bringen die verschiedenen Stakeholder im Bereich der urbanen Logistik an einen Tisch und dort wirklich miteinander ins Gespräch. Denn Veranstaltungen zum Thema gibt es zwar viele – wir besuchen sie regelmäßig -, doch die sind meist recht homogen ausgerichtet. Mal ist primär die Verwaltung vertreten, mal bleibt die Wissenschaft unter sich, mal kommt vor allem die Wirtschaft. Aber Lösungen für die urbane Logistik von Morgen werden nur entstehen, wenn alle zusammenarbeiten. Dafür müssen die Stakeholder erst einmal in den Dialog treten. Diesen Dialog wollen wir in Gang bringen.
Robert Teschendorf: Deshalb haben wir das Programm des Symposiums anders aufgebaut als bei einer klassischen Konferenz, wo nacheinander neueste Ergebnisse vorgestellt werden. Bei uns folgt jeder thematischen Keynote eine Podiumsdiskussion, anschließend gibt es noch ein Round Table-Gespräch, sodass alle Teilnehmer_innen zu Wort kommen und einen Beitrag leisten können.
Wer wird dabei sein?
Maximilian Engelhardt: Wir konnten vier tolle Keynote-Speaker gewinnen, die Input für die Bereiche Politik bzw. Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft geben. Kompetent und vor allem ausgewogen besetzt sind auch die sich daran anschließenden Podiumsdiskussionen. Ins Detail gehen können die Teilnehmer_innen dann an den Round Tables. Damit keine Perspektive zu kurz kommt, haben wir bei den Anmeldungen darauf geachtet, dass keine Stakeholdergruppe überproportional vertreten ist.
Sie haben auch Sponsoren dabei?
Robert Teschendorf: Ja, weil eine Abendveranstaltung den Teilnehmer_innen Gelegenheit zum persönlichen Networking geben wird. Dieses Event lässt sich nicht mit Bordmitteln bestreiten. Unsere Wahl fiel auf Sponsoren aus der Softwarebranche. Sie sind unabhängig und können ihre Kundschaft bei allen Stakeholdern der Logistik finden.
Welche Ergebnisse erwarten Sie?
Maximilian Engelhardt: Zunächst einmal wird das Symposium allen Beteiligten Gelegenheit bieten, Einblicke zu bekommen, Informationen zu beschaffen und Kontakte zu knüpfen. Dass neue Ideen entstehen, hoffen wir natürlich auch. Auf alle Fälle bereiten wir den Boden dafür.
Prof. Dr. Seeck: Einerseits wird in der Logistik derzeit viel ausprobiert und man spürt eine gewisse Aufbruchstimmung. Andererseits ist alles noch sehr zukunftsoffen und keiner weiß, wohin die Reise geht. Ich persönlich habe eine Vision, aber um die geht es nicht. Es muss perspektivisch einfach gelingen, die urbanen Warenströme auf ganz unterschiedliche Verkehrsträger zu verteilen – vom Lastenrad über Elektrofahrzeuge bis hin zu Schiffen - und dazu passende, neue Logistikstrukturen mit Makrohubs und Mikrodepots aufzubauen. Auf die Beiträge der Teilnehmer_innen dazu, wie das aussehen könnte, bin ich sehr gespannt.