Vernetzung fördern und das Profil stärken

Die Forschungsstrategie der HTW Berlin ist in die Jahre gekommen und bedarf der Weiterentwicklung. Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring, die Vizepräsidentin für Forschung und Transfer, bezieht dabei auch die Wissenschaftler_innen der Hochschule ein. Sie wurden anonym befragt. Im Interview fasst Prof. Dr. Molthagen-Schnöring die wichtigsten Ergebnisse zusammen und gibt einen Einblick in das weitere Vorgehen.

Warum brauchen wir eine Forschungsstrategie?

Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring: Sie wird von Fördermittelgebern genauso erwartet wie vom Land Berlin. Das ist die externe Seite. Aber auch hochschulintern halte ich es für wichtig, sich in regelmäßigen Abständen darüber zu verständigen, wie wir Rahmenbedingungen und Unterstützungsstrukturen für Forschung optimieren können, und wie wir auf Anforderungen aus unserem Umfeld reagieren wollen.

Was hat die Befragung ergeben?

Wir haben die Wissenschaftler_innen gefragt, was in ihren Augen gut läuft, wo sie Verbesserungspotenziale sehen und welche Visionen sie sowohl für ihre eigene Forschung haben als auch für die Hochschule. Jede_r Dritte hat geantwortet, erfreulicherweise aus allen Fachbereichen, und das Feedback ist sehr wertvoll. 

Viele wünschen sich eine stärkere interdisziplinäre Vernetzung. Sie wollen mehr über die wissenschaftlichen Aktivitäten ihrer Kolleg_innen erfahren, auch der in anderen Fachbereichen. Die Nummer 2 auf der Prioritätenliste: der wissenschaftliche Nachwuchs und das Thema Promotion.

Durchaus kontroverse Statements gab es zu einem Thema, das ich mit „Profilbildung“ umschreiben möchte. Einige Stimmen betonen, dass Forschung sich nicht abhängig machen darf von Themen-Trends. Andere wiederum fordern, dass sich die HTW Berlin zu Themen positionieren müsse, welche die Gesellschaft beschäftigen. In diesem Zusammenhang wurden sogar konkrete Vorschläge unterbreitet, beispielsweise die Etablierung einer Art Zukunftsinstitut oder eines Think Tank an der Hochschule.

Viele Rückmeldungen gab es zum operativen Geschäft, beispielsweise zur Unterstützung durch die Personalabteilung oder die Drittmittelverwaltung. Dies sind zwar keine Bestandteile einer Strategie, die Hinweise werden aber keinesfalls unter den Tisch fallen, sondern uns helfen, unsere Prozesse weiterzuentwickeln. Weniger Handlungsspielraum hat die Hochschule bei berechtigten Klagen über mangelnde Zeit für Forschung oder die schlechtere Ausstattung bspw. gegenüber den Universitäten. Das sind Aspekte, die wir aber selbstverständlich in die Diskussion mit den politischen Akteur_innen tragen. 

Welche Schritte werden jetzt folgen?

Ich will die oben skizzierten Ergebnisse im April in der Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK) und im Akademischen Senat (AS) präsentieren. Danach sollen die wichtigsten Themen im Mai und Juni im Rahmen von vier Werkstattgesprächen vertieft werden. Pandemiebedingt muss das im virtuellen Raum stattfinden.

Ein Werkstattgespräch wird sich mit dem Thema „Interne Vernetzung/Strukturen“  beschäftigen. Wie kann man Vernetzung befördern? Welche Formate gibt es, um das gegenseitige Kennenlernen zu ermöglichen? Sind Forschungscluster noch eine angemessene Vernetzungsstruktur? Darüber, wie man Nachwuchswissenschaftler_innen besser unterstützen kann, wird im Werkstattgespräch „Nachwuchs/Promotion“ nachgedacht. Fragen der „Profilbildung und Sichtbarkeit“ der Forschung an der HTW Berlin werden Gegenstand des dritten Werkstattgesprächs sein. Das vierte Werkstattgespräch wird sich einer Herausforderung widmen, die zwar von den Befragten selten thematisiert wurde, die aber von Außen an uns herangetragen wird: „Open Access und Open Science“.

Im Anschluss an die Werkstattgespräche soll ein Entwurf der Forschungsstrategie entstehen, über den in den Gremien entschieden werden kann. 

Welche Beteiligungsmöglichkeiten gibt es?

An den vier Werkstattgesprächen können sich alle Wissenschaftler_innen beteiligen, die Interesse haben. Ich freue mich über jede_n, die/der etwas zu den Debatten beitragen möchte. Viele haben bereits im Zuge der Befragung ihre Bereitschaft bekundet. Auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen sind herzlich willkommen.

Wer entscheidet über die finale Forschungsstrategie?

Die finale Forschungsstrategie soll im Herbst von der Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK) diskutiert und im Anschluss vom Akademischen Senat verabschiedet werden. Das ist unser Zeitplan.