„Ich will Kulturerbe zugänglich machen“

Es war Liebe auf den ersten Blick, als Dorothee Haffner, frischgebackene Professorin im Studiengang Museumskunde der HTW Berlin, im April 2009 ihr Büro auf dem Campus Wilhelminenhof bezog. Die industrielle Vergangenheit des Areals und die imposante Architektur, die davon erzählt, hatten es der studierten Kunsthistorikerin mit einem Faible für Bau- und Architekturgeschichte sofort angetan. „Der „Genius loci“ war deutlich zu spüren“, erinnert sie sich noch heute sehr genau.

Der Forschungsgegenstand passte überdies bestens in das Portfolio der Wissenschaftlerin. Ob Industriearchitektur, Stoffmustersammlung oder Künstlernachlass: Immer geht es um ein spannendes kulturelles Erbe, das Prof. Dr. Dorothee Haffner sorgfältig erschließt, nach seiner Bedeutung für Gegenwart und Zukunft befragt und dann für die Öffentlichkeit zugänglich macht.

Dafür steigt die 57jährige in Archive, knüpft Netzwerke, sucht sich Bündnispartner auch jenseits der Wissenschaft und hält beharrlich nach Finanzierungsmöglichkeiten für ihre ambitionierten Projekte Ausschau. Unzählige Publikationen, Vorträge und Forschungsprojekte kamen dabei zusammen. „Diese Ausbeute ist preisverdächtig und hat maßgeblich zur Reputation der HTW Berlin sowohl in der Fachwelt wie auch in der breiten Öffentlichkeit beigetragen“, befand eine Gruppe von Wissenschaftler_innen im Fachbereich Gestaltung und Kultur. Sie schlug Prof. Dr. Haffner für den Forschungspreis 2017 der HTW Berlin vor.

Das Preisgeld hat die Wissenschaftlerin in eines ihrer Lieblingsprojekte gesteckt: in das Berliner Zentrum Industriekultur (bzi). 2011 in Kooperation mit der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin gegründet, ist das bzi ein schönes Beispiel für die angewandte Forschungsleistung von Prof. Dr. Haffner. Was einmal klein begann, hat sich zu einer breiten Plattform von und für Initiativen entwickelt, die sich mit der Industriekultur in Berlin, aber auch darüber hinaus beschäftigen. Sie vernetzt u.a. ehrenamtliche Einrichtungen, Eigentümer, Senats- und Bezirksverwaltungen, Denkmal-Verantwortliche, Museen, Archive und Hochschulen.

Für Nicht-Wissenschaftler spannender ist die mobile Karte, mit deren Hilfe man viele Orte entdecken kann, wo die historischen Spuren des industriellen Erbes noch in Berlins Stadtbild sichtbar sind. Themenrouten laden zur Entdeckungsreise durch die Stadt ein.

Überhaupt sorgt die gut gepflegte Webseite dafür, dass die Berliner Industriekultur ins öffentliche Bewusstsein rückt. Keine Selbstverständlichkeit in einer Stadt, die Tourist_innen besonders viele Highlights zu bieten hat. „Doch es sind wunderbare Attraktionen für den dritten oder vierten Besuch in der Stadt“, sagt Prof. Dr. Haffner. Auf Landesebene weiß man diese Aktivitäten übrigens sehr zu schätzen. Im Tourismuskonzept der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe wurde das bzi zum Best-Practice-Projekt erkoren.