Nachhaltigkeit wird sicht- und begreifbar
Wer Bäume pflanzt, handelt nachhaltig, unbedingt. Aber war`s das schon? „Keineswegs“, sagen Gina Hamann und Nathalie Scholl. Was Nachhaltigkeit bedeutet, machen die beiden HTW`lerinnen in Kooperation mit angehenden Industriedesigner*innen nun sichtbar und – genauso wichtig – begreifbar: in Gestalt eines Lernpfads zu den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung, den sogenannten Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Auf dem Campus Wilhelminenhof gibt es den SDG-Lernpfad schon. Dort lädt das Projektteam für Donnerstag, 20. November, zum öffentlichen Rundgang ein. Auf dem Campus Treskowallee soll er 2026 folgen.
Ein Gewinnerprojekt aus dem Wettbewerb "Zukunftsfähiger HTW-Campus"
Der SDG Lernpfad war eines von drei Gewinnerprojekten im Ideenwettbewerb "Zukunftsfähiger HTW-Campus". Den gab es anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der HTW Berlin im Jahr 2024. „Wir greifen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung auf“, waren sich Gina Hamann und Nathalie Scholl ziemlich schnell einig. Denn: Obwohl die SDGs vor beinahe zehn Jahren von allen 193 UN-Staaten feierlich beschlossen wurden, darunter auch Deutschland, sind die Inhalte der Agenda bis heute nicht in allen Köpfen angekommen. „Nachhaltigkeit wird häufig auf das Pflanzen von Bäumen reduziert“, hat Gina Hamann die Erfahrung gemacht. Sie kümmert sich im Lehrenden-Service-Center (LSC) speziell um Bildung für nachhaltige Entwicklung. „Doch Nachhaltigkeit hat wirtschaftliche, ökologische, soziale und kulturelle Dimensionen“, ergänzt Nathalie Scholl. Sie ist im Berliner Zentrum Industriekultur tätig, das von der HTW Berlin und dem Deutschen Technikmuseum Berlin gemeinsam getragen wird.
Lernpfad zu allen 17 Zielen
Deshalb also gibt es auf dem Campus Wilhelminenhof jetzt den Lernpfad mit insgesamt 18 Stationen. Die Inhalte entwickelten Gina Hamann und Nathalie Scholl selbst, für die Gestaltung holten sie angehende Industriedesigner*innen aus dem Fachbereich 5 ins Team. Jede der bunten Tafeln erklärt ein SDG, QR-Codes führen zur Webseite der HTW Berlin, wo man ausführliche Informationen bekommt, Denkanstöße, Diskussionsfragen und sogar konkrete Erkundungsaufträge, die auch in die Lehre bzw. den Unterricht integriert werden können. „Für die Tafeln haben wir thematisch passende Orte gewählt, sodass jeder und jede sofort eine Verbindung zum eigenen Leben herstellen kann“, sagt Gina Hamann. Das SDG 1 „Kein Hunger“ wird beispielsweise im Umfeld der Mensa zu finden sein, Für „Leben unter Wasser“, das SDG 14, bot sich ein Standort an der Spree an.
Niedrigschwelliger Zugang
Man „stolpert“ also über die SDGs, egal ob man auf dem Campus Wilhelminenhof studiert, arbeitet oder lehrt, als Kiezbewohner*in spazieren geht oder den Hund Gassi führt. Genau das ist gewollt. „Heute kann man sich diesem Thema widmen, beim nächsten Mal einem andern, die Stationen können und dürfen sukzessive erkundet werden“, beschreibt Nathalie Scholl das Konzept. Noch ein Pluspunkt des öffentlichen zugänglichen Lernpfads: Er ermöglicht es Professor*innen aller Studiengänge, die SDGs niedrigschwellig in die Lehre zu integrieren. Ein Anreiz ist insofern gegeben, als dass mit Beginn des Wintersemesters 2025/26 stufenweise fünf ECTS-Punkte für die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit in alle Studienordnungen integriert werden. Die Studiengänge stehen diesbezüglich also in der Verantwortung.
Einfache Orte, wetterbeständiges Material
Übrigens handelt der Lernpfad nicht nur vom Thema Nachhaltigkeit, sondern er ist selbst nachhaltig. „Wir haben einfach benutzbare Orte wie Rohre oder Zäune gewählt, sodass die Tafelstandorte auch dann erhalten bleiben, wenn der eine oder andere Bereich in den nächsten Jahren im Zuge des Projekts „Grün-blauer Campus“ nachhaltiger gestaltet wird“, erzählt Gina Hamann. Brand- und Denkmalschutz wurden berücksichtigt, alle Details mit der Abteilung Technische Dienste der Hochschule abgestimmt. Beim Tafelmaterial entschied man sich für Alu-Dibond, also wetterbeständige, robuste Verbundplatten.
Eine passende Rallye soll folgen
Und Nathalie Scholl hat noch größere Pläne: Sie will den Lernpfad in eine Campus-Rallye verwandeln. Das entsprechende Heft sollen Erstsemester im Sommersemester 2026/27 in ihren Beuteln finden, die zur Erstsemesterbegrüßung ausgereicht werden. „Damit erreichen wir gleich drei Ziele“, freut sie sich. Wir inspirieren zur Entdeckungstour über den Campus, vermitteln seine besondere Geschichte als ehemaliger Industriestandort und informieren über das Thema Nachhaltigkeit.
Lernpfad auf dem Campus Treskowallee soll folgen
Last but not least: Der SDG Lernpfad wird kein Privileg des Campus Wilhelminenhof bleiben. Vielmehr soll möglichst bald ein zweiter Lernpfad auf dem Campus Treskowallee entstehen. Das war der besondere Wunsch der Vizepräsidentin für Lehre, Prof. Dr. Birgit Müller, die das Projekt von Anbeginn unterstützt hat. Schließlich interessieren sich auch angehende Betriebswirt*innen Wirtschaftsjurist*innen und Nonprofit-Manager*innen dafür, wie sie selbst dazu beitragen können, eine nachhaltigere Zukunft für alle zu gestalten. Dafür zu sensibilisieren, ist der hohe Anspruch des SDG Lernpfads.