Vom autonomen Fahrzeug bis zur mobilen Notfallsäule
Was haben ein autonomes Löschfahrzeug, eine mobile Notfallstation und Smart Glasses gemein? Sie alle wurden von Industriedesigner*innen entworfen, die an der HTW Berlin ihren Abschluss gemacht haben. Und sie wurden mit hochkarätigen Preisen ausgezeichnet: hier der Deutsche Nachhaltigkeitspreis, da der Preis „Mensch und Technik“ des Verein Deutscher Ingenieure (VDI), dort der German Design Award. Schon diese kleine Auswahl – die Liste ließe sich fortsetzen – macht klar, dass der Bachelorstudiengang Industrial Design im Fachbereich Gestaltung und Kultur der HTW Berlin ein Hotspot für den Designnachwuchs ist.
Viele Namen, Projekte und Auszeichnungen
In den mehr als zehn Jahren seit Bestehen des noch jungen Studiengangs – 2011 wurden die ersten Studierenden immatrikuliert - sind viele Namen, Projekte und Auszeichnungen zusammengekommen. Doch noch haben Prof. Pelin Celik, Prof. Jan Vietze und Prof. Sebastian Feucht einen ziemlich guten Überblick. „Manchmal ist es ein wenig Detektivarbeit“, lächelt Prof. Jan Vietze. Denn wissen wollen sie natürlich, welche Wege die von ihnen ausgebildeten Designer*innen gehen. 2019 haben sie dafür eine LinkedIn-Gruppe angelegt, sie hat inzwischen deutlich über 100 Mitglieder.
Viele Alumni bei namhaften Unternehmen
Im Gespräch wirft sich das Trio, das sich erkennbar gut versteht, munter Namen und Infos zu. Diese Absolventin ist heute bei Ikea, jener Alumnus in der Designabteilung von Porsche; zwei andere haben gemeinsam ein Unternehmen gegründet, wieder andere machen gerade ihren Master in Schweden. „An der dortigen Umea University sind unsere Absolvent*innen sehr gern gesehen“, freut sich Prof. Pelin Celik. Die Designhochschule, die einen ausgezeichneten akademischen Ruf genießt, vergibt weltweit nur bis zu 20 Master-Studienplätze.
Lösungen für Probleme und Prozesse
Was die Laiin verwundert, ist das große Spektrum der Gestaltung. Es ist so breit, dass man es kaum mit einem einzigen Studiengang in Verbindung bringt. „Wir gestalten weniger Produkte, sondern wir finden Lösungen für Probleme und Prozesse“, erklärt Prof. Sebastian Feucht. Diese enorme Breite erwarte der Markt heutzutage von Designer*innen. Sie müssten in der Lage sein, technische Geräte genauso zu entwerfen wie Arbeitsabläufe, Verpackungen und Medizintechnik, Fahrzeuge und smarte Kleidung. Es gehe eben um den gesamten Gestaltungsprozess moderner industrieller Produkte und Prozesse – von den ersten Ideen bis zur technischen Umsetzung und der Rückführung in den Stoffkreislauf.
Breites Spektrum an Themen
Deshalb also die gewaltige Breite an Themen, sowohl im Studium als auch bei den Abschlussarbeiten. In sieben Semestern hat der Designnachwuchs in Gestalt von jeweils drei Entwurfsprojekten sowie zwei Kurzzeitprojekten viele Möglichkeiten, Ideen zu entwickeln und sich auszuprobieren. Hier ein Beispiel aus dem Hauptstudium: „Ziel ist ein materialgerechter Entwurf mit Pilzmyzel-Materialien; entstehen sollen Entwürfe und Prototypen für die Raumtrennung und den Schallschutz, auch Entwürfe für andere Bereiche sind erwünscht“. So liest sich das in der Aufgabenstellung von Prof. Feucht für ein Modul im Schwerpunkt „Sustainability“. Er ist genauso zeitgemäß und gefragt wie der zweite Schwerpunkt „Human Sensitive Design“.
Eine Aufgabe wiederholt sich selten
Bei der Themenstellung für die Projekte setzt das professorale Trio auf Abwechslung, eine Aufgabe wiederholt sich selten. Das schätzen sie selbst und empfinden diese Abwechslung als motivierend. Und motiviert sein muss das Team. Bei 160 immatrikulierten Studierenden – pro Semester werden 40 Erstis aufgenommen – kommen jede Menge Entwürfe zusammen, die fachlich begleitet werden wollen. Selbst wenn mehrere Studierende ein und dasselbe Projektthema wählen und von einem Designleitfaden unterstützt werden, entstehen doch immer höchst verschiedene Arbeiten, die auch individuell besprochen werden wollen. Ein wöchentliches Feedback ist der Turnus im Studiengang.
Kontakte zu externen Partnern
Für Abwechslung bei den Themen sorgen nicht zuletzt die externen Kooperationspartner, zu denen die Professor*innen Kontakte pflegen. Regelmäßig treten Unternehmen mit Anfragen an den Studiengang Industrial Design heran. „Wir können denen auch etwas bieten“, findet Prof. Feucht. Dem baden-württembergischen Sporthersteller Leki beispielsweise Entwürfe für Gehstöcke der Zukunft, in der sicher weniger Ski gefahren wird und mehr ältere Menschen funktionale Unterstützung im Alltag benötigen. Die Entwürfe seien zwar nicht gleich in die Produktion gegangen, dürfen aber von dem Unternehmen bei der Weiterentwicklung der eigenen Produktpalette genutzt werden.
Auch hochschulintern wird oft kooperiert
Gerne kooperieren die Industriedesigner*innen auch mit Studiengängen aus anderen Fachbereichen. Beim Thema „New Urban Sportswear“ bezog Prof. Vietze seinen Kollegen Prof. Horst Fetzer aus dem Studiengang Modedesign ein. Prof. Celik hat als neuesten Partner die in Frankfurt/Oder ansässigen Gronenfelder Werkstätten gewonnen. Sie beschäftigen Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Auch dadurch kommen wieder neue fachliche Impulse.
Bewerbungen aus der ganzen Welt
Die angehenden Industriedesigner*innen wissen all das sehr zu schätzen. Sie empfehlen die HTW Berlin wärmstens weiter, weiß der Studiengang aus Befragungen im Zusammenhang mit dem Eignungstest. Den Rest besorgt die gut gepflegte Webseite. Weil der Eignungstest seit der Pandemie auch online absolviert werden kann, kommen Bewerbungen aus aller Welt. Manche haben die HTW Berlin nie gesehen, ehe sie nach Berlin kommen und ihr Studium aufnehmen. Enttäuscht werden sie ganz offenbar nicht.