Mixed Reality für mehr Partizipation
Brille auf, App starten, und schon verschwimmen die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt. Christoph Holtmann liebt das. Sein Faible für die Mixed Reality überrascht nicht. Schließlich hat er zunächst Game Design und dann Medieninformatik studiert. Weniger naheliegend ist, dass der Nachwuchswissenschaftler mit Hilfe dieser Technologien ein besseres Verständnis der realen Welt kreieren möchte. „Wenn eine Kommune bei der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligung der Öffentlichkeit keine schwer verständlichen Baupläne auslegt, sondern stattdessen eine App mit 3D-Visualisierungen und Feedback-Möglichkeiten anbietet, können sich Bürger*innen leichter und produktiver einbringen“, ist der Informatiker überzeugt.
"Programmieren ist ein kreativer Prozess"
Genau daran hat Christoph Holtmann im Projekt „INSPIRER“ mitgearbeitet. Das Motto des Verbundprojekts, bei dem die HTW Berlin mit Hochschulen und anderen Partnern kooperierte: „Die Stadt mitgestalten, bevor sie gebaut wird“. Zwei Apps wurden entwickelt. Ob deren Funktionen schon überzeugten oder noch Nachbesserungsbedarf bestand, testeten Bürger*innen im baden-württembergischen Fellbach; die Stadt war Projektpartnerin. „Sich in andere Menschen hineinzuversetzen und verschiedene Perspektiven auf ein und dasselbe Thema einzunehmen, macht mir viel Spaß“, sagt Christoph Holtmann. Und er setzt seinen ganzen Ehrgeiz daran, die geeigneten Tools möglichst intuitiv zu gestalten. „Diese Programmierarbeit ist alles andere als dröge, sondern ein kreativer Prozess“, findet er.
Die Hochschule gibt viel Freiraum
Dass er dafür an der HTW Berlin Freiraum hat, hält den Nachwuchswissenschaftler bis dato davon ab, einen Job in der Informatikbranche zu suchen. Stattdessen lebt er wie viele andere wissenschaftliche Mitarbeiter*innen an einer Hochschule im Ungewissen darüber, ob dem Forschungsprojekt, an das seine Stelle geknüpft ist, ein neues folgt, in das er sein Know-how einbringen kann. Doch noch blickt Christoph Holtmann gelassen in die Zukunft.
Das nächste Projekt ist schon akquiriert
Das nächste Projekt konnte er schon akquirieren. Auf einer Tagung, wo der ebenso eloquente wie einnehmende Informatiker meist schnell ins Gespräch kommt, in diesem Fall mit Vertreter*innen des Vereins „Liquid Democracy“. Gemeinsam will man bestehende Web-Plattformen zur Bürger*innenpartizipation um Augmented Reality-Technologienergänzen, um gesellschaftliche Teilhabe zu visueller zu gestalten.
Promotion als Perspektive
Und dann ist da noch die Promotion. Christoph Holtmann möchte Interaktionsmöglichkeiten entwerfen, auf deren Grundlage der dreidimensionale Raum von Anbeginn in die Entwicklung von immersiven Medien einbezogen werden kann. Bislang ist es üblich, sie auf dem PC zu entwickeln und dann zu prüfen, ob beispielsweise auf dem Smartphone oder mit der AR-Brille alles funktioniert. „Wenn ich Anwendungen gleich mit der 3D-Brille entwickle, komme ich auf Ideen, die noch besser zum Medium passen“, ist er überzeugt. Davon könnte nicht zuletzt die Stadtplanung profitieren.