Markus Streichardt
Markus Streichardt
Wer Markus Streichardt von einem Forschungsprojekt oder einer Veranstaltung erzählt, kann ziemlich sicher sein, dass ihm postwendend eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler einfällt, für die oder den die Information sehr interessant ist oder ein Unternehmen, das sich vielleicht beteiligen möchte. Vernetzen und die richtigen Partner zusammenzubringen, ist seine Leidenschaft und glücklicherweise auch seine Aufgabe im Verbund-Projekt „Zukunft findet Stadt“. Mehr über das Vorhaben und seine Rolle als Transfer- und Netzwerkmanager, erzählt er im Gespräch.
Bitte stellen Sie das Projekt in zwei Sätzen vor!
Markus Streichardt: In nur zwei Sätzen? Nicht einfach, aber ich versuche es: Im Projekt „Zukunft findet Stadt“ wollen fünf Hochschulen für Angewandte Wissenschaften das Land Berlin bei den Themen Klima und Gesundheit voranbringen. Wir haben zehn Teilvorhaben definiert, arbeiten interdisziplinär zusammen und kooperieren mit externen Partnern, um die Stadtgesellschaft einzubeziehen.
Klingt gut. Und Ihre konkrete Aufgabe?
Ich bin Transfer- und Netzwerkmanager in dem Projekt. Dort kümmere ich mich insbesondere um das Format "trao“, das ist eine Transfer-Roadshow, bei der sich Wirtschaft und Hochschulen begegnen, um die Innovationsbedarfe von Unternehmen auszuloten.
Damit ich für „trao“ die passenden Akteur*innen zusammenbringe, aber auch dem gesamten Projekt inhaltliche Impulse geben kann, muss ich mich ziemlich gut in den Hochschulen auskennen bzw. mindestens gute Kontakte dorthin pflegen. Und ich baue schrittweise ein Netzwerk von Partnern auf, die Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Wissenschaft haben. Ich bin also viel unterwegs, spreche mit zahlreichen Menschen, denen ich das Projekt vorstelle und seine Teilvorhaben. Heute ist das die Industrie- und Handelskammer, morgen Berlin Partner, übermorgen gehe ich zu Unternehmen, Vereinen und zu Verbänden. Ich nehme alle in den Blick, für die die Themen Klima und Gesundheit relevant sind. Dabei bin ich immer Repräsentant aller fünf Hochschulen, auch wenn mein Büro an der HTW Berlin ist.
Ist das ein mühsames Geschäft?
Ich werde in der Regel mit Offenheit und Interesse empfangen. Das macht wirklich Freude, denn ich habe schon immer gerne Menschen miteinander ins Gespräch gebracht. Aber ich weiß natürlich, dass Professor*innen eine Menge um die Ohren haben und Unternehmen wenig Zeit. Damit ein Matching gelingt, müssen meine Ideen und Vorschläge gut passen. Dafür recherchiere ich viel, lese und nehme die Aktivitäten in der Stadt sehr breit wahr. Schließlich muss man das Rad nicht immer neu erfinden, sondern es ist klüger, vorhandene Ressourcen, Menschen und Strukturen zusammenzudenken und dann auch zusammenzubringen. Ich bin von dem Projekt „Zukunft findet Stadt“ auf jeden Fall überzeugt.
Was kann das Projekt bewirken?
Ich hoffe, dass wir einen Kulturwandel in punkto Zusammenarbeit anstoßen. Dass zum einen die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften untereinander intensiver kommunizieren und miteinander kooperieren. Der gemeinsame Auftritt im Verbund könnte zweitens dazu beitragen, dass ihre Bedeutung in Berlin stärker wahrgenommen wird, auch im Vergleich zu den Universitäten, denen oft größere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und ich hoffe, dass das eine oder andere Teilvorhaben, bspw. unser Wissenschaftsfestival „Transferale“ (mehr dazu im Kasten auf dieser Webseite) oder die geplante Matching-Plattform „HAWMatch“, künftig eine solide Grundlage darstellen wird für Kooperationsprojekte von Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Derzeit wird der Prototyp (von HAWMatch) entwickelt, das ist technisch durchaus anspruchsvoll und es wird noch ein wenig dauern.
Was war für Sie der schönste Moment an der Hochschule?
Das war die Auftaktveranstaltung zur Water Innovation Challenge, die ich mit auf den Weg gebracht habe. Es gab bereits eine Kooperation zwischen der IHK Berlin und dem HWR Startup Incubator, die uns auf eine größere Idee brachte. Die Veranstaltung haben wir in sechs Wochen geplant und umgesetzt. Was alles daraus entstanden ist, kann man online nachlesen. Besonders hervorheben, möchte ich das Innovation Work Retreat, ein weiteres Format von Zukunft findet Stadt. Zwei Tage haben sich Wissenschaftler*innen u.a. mit den Berliner Wasserbetrieben zum Thema „Legionellen“ ausgetauscht. Möglicherweise entsteht hier ein gemeinsamer Forschungsantrag. Das war und wäre wirklich ein toller Erfolg.
Welchen Stellenwert hat für Sie Diversität?
Ehrlich gesagt, ist Diversität für mich als Anspruch völlig selbstverständlich. Wir haben Diversität bei unseren Formaten immer im Blick und versuchen, sehr unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Die KiezTalks sind ein gutes Beispiel. Einer hat bereits stattgefunden, bei dem es um klimagerechte Ernährung ging und darum, ob man sie auch mit kleinem Geldbeutel hinkriegt.
Mit wem würden Sie gerne einen Kaffee oder Tee trinken?
Ich würde den Kaffee oder Tee nicht selbst trinken, sondern Menschen wie Bob Dylan und Leonard Cohen oder Salman Rushdie und Swetlana Alexijewitsch miteinander an einen Tisch setzen und für sie ein Getränk bestellen. Es wäre spannend zu hören, was sie sich zu erzählen haben.
Transferale vom 25. bis 27. September
Die Transferale ist das große Wissenschafts- und Transfer-Festival im Rahmen des Verbund-Projekts „Zukunft findet Stadt“. Fünf Berliner Hochschulen für Angewandte Wissenschaften präsentieren ihre aktuelle Forschung in den Bereichen Klima und Gesundheit, diskutieren gemeinsam mit Praxispartnern und Berliner*innen Lösungen für die Zukunft Berlins und erarbeiten co-kreativ neue Forschungsfragen für die Stadt von Morgen.
Präsentiert wird aktuelle Forschung aus den Bereichen Klima, Nachhaltigkeit, Biodiversität, erneuerbare Energien, Wasser, Smart City, Gesundheit, Pflege, Prävention, HealthTech usw. Außerdem wird es ein vielfältiges Workshop-Programm für Unternehmen, Hackathons für Studierende, Vorträge für Kinder und Jugendliche und einen Science Slam geben.
Für HTW-Angehörige ist eine Bewerbung mit innovativen Formaten bis zum 7. Mai 2024 an zukunftstadt@htw-berlin.de möglich.
Das Gespräch führte Gisela Hüttinger, HTW Berlin, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch
Berlin, 22. März 2024