Mareike Lisker
Mareike Lisker
Mareike Lisker ist seit Februar 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Frauenstudiengang Informatik und Wirtschaft und Doktorandin bei Prof. Dr. Helena Mihaljevic. Bevor die 33-Jährige an die HTW Berlin kam, studierte sie Informatik an der TU Berlin sowie Philosophie und Linguistik an der HU Berlin. An der TU Berlin schloss sie außerdem ihren Master in Theorie und Geschichte der Wissenschaft und Technik ab. Im Interview gibt sie u.a. einen Einblick in ihr Promotionsvorhaben.
Wie erklärst du Nicht-Fachleuten deine Forschung?
Ich forsche zu Content-Moderation, also dazu, wie Plattformen mit Inhalten, Bildern oder Posts umgehen, die rechtswidrig sind und gegen ihre Community-Guidelines verstoßen. Auf großen Plattformen wie X oder Facebook regelt eine zentrale Instanz, was gesagt werden darf und was nicht. Die wurden auch schon viel beforscht, aber viel Impact haben die Forschungsergebnisse nicht. Es gibt auch dezentrale Plattformen wie Mastodon, wo jede Instanz selber bestimmt, wie Inhalte moderiert werden.
Ich möchte unter anderem in einer qualitativen Studie mit Content-Moderator*innen Interviews führen und herausfinden, wie sie sich darauf verständigt haben, was auf ihrer Instanz gesagt werden darf und was nicht, welche Werte sie haben, warum sie überhaupt eine Instanz haben. Ich interessiere mich aber auch für die Policies der rund 16.000 Instanzen. Die lade ich gerade täglich herunter. Ich will schauen, was für Normen darin gesetzt werden und wie sich die Regelwerke vielleicht auch in Zusammenspiel mit aktuellen Ereignissen verändern.
Welche Tipps hast du für Promotionsinteressierte?
Mein Eindruck ist, dass es sehr viele tolle Angebote für Promotionsinteressierte gibt. Die sollte man unbedingt nutzen. Und sich auch nicht scheuen, Fragen zu stellen. Von der GEW gibt es z. B. regelmäßig einen Workshop für Promotionsinteressierte, den ich hilfreich fand. Last but not least: sich vernetzen. Das hilft enorm weiter und nimmt einem auch manchmal die Unsicherheit. Mir hat etwa die Vernetzung mit der Gesellschaft für Informatik total viel gebracht. Es gibt immer Leute, die ihr Wissen weitergeben wollen, das schätze ich sehr.
Ein Hobby, um den Kopf von der Promotion freizukriegen!
Ich boxe seit fast zwei Jahren. Letztens hatte ich meinen ersten Wettkampf. Früher habe ich lange Zeit Krav Maga gemacht, doch das Training ging immer bis 22 Uhr. Um diese Uhrzeit gehe ich inzwischen ins Bett.
Hast du einen Lieblingsplatz auf dem Campus?
Diesen Innenhof, in dem wir gerade sitzen. Ich hole mir hier gerne einen entkoffeinierten Kaffee von Ali und setze mich damit auf die Holzbänke. Jetzt im Herbst hat das natürlich auch was besonders Schönes mit der tollen Färbung der Bäume ringsum.
Was bedeutet für dich Diversität?
Das Anerkennen und Wertschätzen von Differenz. Zu merken und wertzuschätzen, dass man unterschiedliche Hintergründe hat, die Welt unterschiedlich wahrnimmt, aber auch unterschiedlich von anderen wahrgenommen wird.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Ich hätte Lust auf eine Professur. Tatsächlich war ich letztens auf einer Veranstaltung für HAW-Professorinnen. Mal sehen, ich müsste in jedem Fall noch mehr Berufserfahrung außerhalb der Hochschule sammeln und dann muss ja auch noch alles andere passen.
Weitere Informationen
Die Fragen stellte Hannah Weißbrodt, Team Kommunikation
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch
Berlin, 31. Oktober 2024