Mit intelligenten Tools zum passenden Bild
Wenn einer zeit seines wissenschaftlichen Lebens daran arbeitet, Technologien für die visuelle Bildsuche und das automatische Bildverstehen weiterzuentwickeln, sollte man meinen, er fotografiere leidenschaftlich gerne. Doch weit gefehlt. Das Interesse von Prof. Dr. Kai Barthel gilt vielmehr der Frage, wie sich Aussehen und Inhalt von Bildern kompakt so beschreiben lassen, dass der Umgang mit sehr großen Bildmengen vereinfacht bzw. überhaupt erst möglich wird: Wie lassen sich hunderte Bildmotive so anordnen, dass sie leicht erfasst werden können? Wie vermag man ähnliche Bilder oder sogar Bilddetails in großen Bildarchiven finden? Und wie gelingt die schnelle und intelligente Navigation durch 80 Millionen Bilder, wie sie allein die Plattform Wikimedia bietet? Weil er die Forschung dazu unermüdlich vorantreibt, rege publiziert, Awards von internationalen Konferenzen mitbringt und Drittmittel in nennenswerter Höhe akquiriert, wurde der Experte für Bildverarbeitung und Maschinelles Lernen mit dem Forschungspreis 2021 der HTW Berlin ausgezeichnet.
Die technologische Entwicklung ging schnell
In Bewegung halten Prof. Dr. Barthel nicht nur die eigene Neugier, die inspirierende Teamarbeit in der Visual Computing Gruppe und die Fragen seiner Studierenden, sondern auch die rasante technologische Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz bzw. Deep Learning. Als der Wissenschaftler und Hochschullehrer vor mehr als 20 Jahren auf eine Professur im Studiengang Internationale Medieninformatik berufen wurde, ging er davon aus, dass es noch 30 bis 40 Jahre dauern würde, bis Computer in der Lage sind, Bilder zu verstehen. Heute muss er konstatieren, dass dies tatsächlich nur zehn Jahre gedauert hat.
Chief Visionary Officer für ein Startup
Wikiview, Kiano, Akiwi oder Picsbuffet heißen die Tools, die er in den letzten Jahren kreiert hat. Das eine oder andere hätte Prof. Dr. Barthel durchaus kommerziell nutzen und sich damit selbstständig machen können, wie es seine Master-Studierenden 2009 in Gestalt der pixolution GmbH taten. Zu deren ersten Kunden gehörte mit CEWE ein beliebter Anbieter von Fotobüchern, später die renommierte Bildagentur Fotolia, die inzwischen als Adobe.Stock firmiert. Bis heute berät der Hochschullehrer seine Alumni in fachlichen Fragen, weshalb sie ihm den ehrenvollen Titel „Chief Visionary Officer“ verliehen haben.
Lieber Forschung und Lehre als kommerzieller Erfolg
Doch dem Wissenschaftler machen Forschung und Lehre mehr Spaß als die Ausarbeitung von Verträgen und die Entwicklung von Marketingstrategien. Prof. Dr. Barthel stellt die Früchte wissenschaftlicher Arbeit lieber auf Konferenzen oder Messen vor oder in Gestalt von Publikationen und diskutiert mit Fachkolleg_innen und Studierenden darüber, welche nächste Herausforderung anzugehen ist.