Maria Blume
Maria Blume
Für Maria Blume schließt sich im Sommersemester 2021 ein Kreis. 2010 hatte die Berlinerin ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der HTW Berlin abgeschlossen; jetzt kehrt sie als Lehrbeauftragte an die Hochschule zurück. "Aktuelle Themen der Nachhaltigkeit" heißt ihre Lehrveranstaltung. Mit dem Thema hat sie sich in den letzten Jahren branchenübergreifend beschäftigt. Derzeit ist Maria Blume für die Berliner Gewobag tätig. Mit der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft stand sie im Finale des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2021.
Welche Trends zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Stadt beobachten Sie?
Bis Anfang 2020 haben wir Urbanisierung, Sicherheit, Mobilität und Neo-Ökologie ganz vorn gesehen. Nun erkennen wir pandemiebedingt eine Verschiebung oder Beschleunigungen. Beispielsweise zeigt die Post-Corona-Trendmap des deutschen Zukunftsinstituts, dass wir künftig auch Trends wie Re-Urbanisierung, Konnektivität, Individualisierung, Glokalisierung und Gesundheitsthemen in den Blick nehmen müssen. Diese Entwicklungen möchte ich mitgestalten! Ich denke da einerseits an die resiliente Stadt. In der Pandemie ist das Bedürfnis nach einer sauberen, grüneren und ruhigeren Stadt gewachsen. Andererseits wurde die Verschmelzung von Zuhause und Büro in Gestalt des Homeoffice beschleunigt.
Wo muss mehr getan werden?
Generell müssen wir es schaffen, mutiger zu sein. Als Herausforderung sehe ich die Komplexität von Nachhaltigkeit und deren Kommunikation. Um Nachhaltigkeit greifbar zu machen, muss mehr Aufklärung stattfinden, z.B. in der Schule, in der Ausbildung und auch im Bereich Weiterbildung im Erwachsenenalter.
Welche Werte treiben Sie an, was vermitteln Sie Studierenden?
Alles beginnt für mich mit Authentizität. Ich selbst bin seit über elf Jahren mit Freude dabei und habe einen werteorientierten Job, der mich ausfüllt. Ich versuche auch mit Glaubwürdigkeit Kolleg_innen für Nachhaltigkeitsprojekte zu gewinnen. Beispielsweise gehen wir als Gewobag mit unseren Dienstleistern derzeit die nachhaltige Grünpflege an, entwickeln eine Klimastrategie 2050 und fördern die Partizipation während der unterschiedlichen Bauphasen. Da nicht alle Themen sofort angepackt werden können, muss man sich auch immer auf das Wesentliche fokussieren. Ein toller Kompass für mich ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex.
Das Thema Nachhaltigkeit möchte ich den Studierenden auch für ihren späteren Beruf mitgeben sowie Klarheit über die Komplexität von Nachhaltigkeit schaffen. Um die Theorie zu untermauern, bringe ich dazu in den Lehrveranstaltungen selbst praktischen Input ein sowie den von Netzwerkkontakten unterschiedlicher Unternehmen.
Was haben Sie aus Ihrem Studium mitgenommen?
Aufgeschlossenheit für Neues ist essentiell, auch wenn nicht alle Themen sofort Begeisterung auslösen. Als Erfolgsfaktoren erwiesen sich Ausdauer sowie ein Perspektivwechsel, den ich u.a. 2009 während meines Auslandssemesters an der Queensland University of Technology in Australien erlebte. Interkulturelle Kompetenz sowie Selbstständigkeit gepaart mit Gemeinschaftssinn habe ich dort und an der HTW Berlin mitnehmen können.
Würden Sie noch einmal BWL an der HTW Berlin studieren?
Definitiv! Ich war durch praxisnahe Lehrveranstaltungen und Seminare sowie das Angebot an Weiterbildungen unter anderem des Career Service gut auf die Berufswelt vorbereitet. In der Winteruniversität 2010 hatte ich meine Karrierepläne im Nachhaltigkeitsmanagement geschmiedet. Das Berufsbild war da noch sehr speziell. Der Praxisbezug an der Hochschule hat mir geholfen, das möchte ich mit meiner Tätigkeit als Lehrbeauftragte nun zurückgeben. Selbst mein Großvater hatte schon in den 70er Jahren seinen wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss an der HTW Berlin erhalten.
Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?
Mit Prof. Dr. Maja Göpel. Sie ist Politökonomin, Expertin für Nachhaltigkeitspolitik und Transformationsforschung und Mitbegründerin von Scientists4Future. Sie prophezeit in einem Interview: „Jetzt ist das Fenster der Möglichkeiten da!“. Über diese Möglichkeiten zur nachhaltigen Zukunftsgestaltung sowie einer gelungenen Transformation würde ich mich gern ausführlich mit ihr austauschen.
Weiterführende Links
Die Fragen stellte Gisela Hüttinger, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos: Alexander Rentsch
Berlin, 4. Mai 2021