Stephan Matzka
Stephan Matzka
Stephan Matzka ist seit 2017 Professor für Mechatronik mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz im Studiengang Maschinenbau der HTW_Berlin.
Wo liegen die Potenziale der Künstlichen Intelligenz im Maschinenbau?
Das größte Potenzial der künstlichen Intelligenz – übrigens in fast allen Branchen, nicht nur im Maschinenbau – liegt für mich in der Anwendung, also dort, wo die Wertschöpfung stattfindet. Und da befindet sich Deutschland neben den USA und China im Spitzenfeld. Bislang können wir mit künstlicher Intelligenz, kurz KI, vor allem eine aktuelle Situation erkennen sowie künftige Entwicklungen und Ereignisse prognostizieren. Die nächste, dritte Welle der KI, wird überdies noch klären können, warum eine Situation besteht und Hinweise geben, wie dies in der Zukunft entweder wiederholbar oder - für ungewünschte Fälle - vermeidbar ist.
Arbeiten Sie selbst mit Ihren Studierenden auch an Projekten der Künstlichen Intelligenz?
Natürlich, das ist ja gerade der große Vorteil einer Hochschule: Wir verbinden Wissenschaft und Praxis. Zuletzt haben Maschinenbau Student_innen im Labor Mechatronik einen Roboter programmiert, der mit Menschen Tic-Tac-Toe spielt. Das von mir vorgegebene Ziel war, dass der Roboter in drei Runden höchstens einmal verliert. Tatsächlich hat mich der intelligente Roboter am Projektende gnadenlos abgezogen. Bitter für mich, gut für die Lehre.
Gibt es auch Risiken, die man im Auge behalten muss?
Selbstverständlich. Wie bei jeder neuen Entwicklung müssen erst Normen und Gesetze ausgearbeitet werden. Als Autos entwickelt wurden, gab es auch noch keine Geschwindigkeitsbegrenzungen. So ähnlich fühlt es sich bei KI gerade an. Meine Professorenkollegin Katharina Simbeck hat erforscht, ob künstliche Intelligenz diskriminiert, wenn sie Arbeitszeugnisse beurteilt, mit erschreckenden Ergebnissen. Hier gibt es noch viel zu tun. Positiv sehe ich die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Für mich ist die KI statt einer Gefährdung der Arbeitsplätze sogar eine langfristige Jobgarantie in Deutschland.
Wo auf dem Campus kommen Ihnen die besten Ideen?
Der Blick auf die Spree von der Mensa ist zwar phänomenal. Tatsächlich aber auf den Fluren, wenn ich eine meiner Kolleginnen oder einen Kollegen treffe. Ich war nie jemand, der im Kämmerchen grübelt, sondern bekomme die besten Ideen im Austausch mit den vielen Vordenker_innen bei uns. Und im Hörsaal mit unseren Studierenden, wo sonst sind so viele kluge und kreative Köpfe versammelt?
Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?
Da habe ich Glück: Mit meiner Frau und auf jeden Fall Espresso. Sie ist einer der Gründe, warum ich in Berlin bin, da sie an der Charité als Ärztin arbeitet. Sie ist eine absolute Visionärin und hat auf jeden Punkt eine kluge und fast immer andere Perspektive. Ansonsten hatte ich ehrlichgesagt nie ein großes Vorbild, sondern habe mir von jedem Menschen das abgeschaut, was diese oder dieser besonders gut macht und versucht, das zu übernehmen.
Was machen Sie am liebsten an der HTW Berlin?
Auf jeden Fall Lehre! Für mich ist es ein Privileg, dass ich unsere Studen_innen einen Teil ihres Weges begleiten darf. Es ist neben der großen emotionalen Komponente doch eine einfache Rechnung: Ich darf an der HTW Berlin in meinem Berufsleben ungefähr 5000 Student_innen ausbilden. Wenn auch nur ein Zehntel das gelernte Wissen anwenden, sind das 500 Ingenieur_innen, die ebenfalls vierzig Jahre in diesem Beruf arbeiten werden. Also 20.000 Ingenieursjahre; für mich als Techniker ein überragender Wirkungsgrad und als Mensch eine große Aufgabe und Verantwortung.
Fotos: Alexander Rentsch
© HTW Berlin, Projekt- und Transferkommunikation
4. März 2020