Audiotranskription "Wir haben einfach angefangen"
Marcel Dux: Dann herzlich willkommen an dieser Stelle zu unserem kleinen "HTW Insight" rund um das Thema Online-Lehre in diesem doch so durcheinander gestarteten Corona-Jahr. Heute zu Gast bei mir ist Professor Michael Lindemann. Er ist bei uns Professor am Fachbereich 2 im Bereich Fahrzeugtechnik, Schwerpunkt Mechatronik. Ich freue mich, Herr Lindemann, dass Sie hier heute die Zeit gefunden haben. Um vielleicht gleich auch mal mit der Tür ins Haus zu fallen: Wie ist es Ihnen denn gelungen, innerhalb der doch sehr kurzen Zeit, Ihre präsenzorientierte Lehre auf ein Online-Format umzustellen?
Michael Lindemann: Erst einmal vielen Dank für die Begrüßung. Von mir auch erst einmal einen schönen guten Tag. Wie ist es mir gelungen? Wir hatten ja Glück im Unglück, dass die häusliche Quarantäne sozusagen oder das Nichteintreten können in die HTW Berlin zu einer Zeit erfolgte, als wir gerade vorlesungsfreie Zeit hatten und wenigstens somit mental schon die Gelegenheit da war, sich auf die Situation vorzubereiten und ein Sachen in Angriff zu nehmen, insbesondere sich zu überlegen, wie man die Lehre jetzt online umgestalten kann oder auf Online-Formate umgestalten kann. Und da stellt sich dann natürlich die Frage, was bei uns im Kollegenkreis sofort aufgekommen ist, Vorlesungen in einer Art Videoformat zu halten. Wie kann man gewährleisten, dass man damit dann trotzdem alle Studierenden letztendlich abholen kann, die über mögliches technisches Equipment nicht verfügen, mal eine Kamera nicht haben oder nur mit dem Smartphone arbeiten etc. Dass man quasi asynchrone Formate dann auch bereit hält, wo die Studierenden damit unabhängig von solch einer Vorlesung die Sachen dann noch mal nachbereiten können.
Marcel Dux: Die grundsätzliche Organisation hat sich bei Ihnen jetzt auf das Thema Vorlesungen ausgerichtet. Können Sie kurz beschreiben, wie momentan das Setting bei Ihnen so typisch aussieht, wenn ich mir einen Tag bzw. eine Lehrveranstaltung bei Ihnen vorstellen muss?
Michael Lindemann: Also wenn es um Vorlesungen geht oder allgemein seminaristische Lehrformen, dann machen das meine Kollegen und auch ich hauptsächlich eigentlich über ein Videoformat, also das heißt über BigBlueButton oder anderen Tools. In dem Fall also auch Zoom oder Skype halten wir Online-Vorlesungen, wie wir es sonst auch an der Tafel tun. Das Ganze unterstützt dann auf dem Whiteboard, wie ein Tafelbild, dass dort die Inhalte weiter vermittelt werden oder es werden alte Foliensätze hergenommen und die werden nachträglich vertont und dann auf unser Videoplattform hochgeladen oder es werden Arbeitsmaterialien zusammengestellt dazu Übungsaufgaben gleich mit heraus gegeben, die die Studierenden dann innerhalb einer gewissen Zeit bearbeiten sollen und im Nachgang Fragen, die dazu aufgetaucht sind, dann entsprechend bearbeitet werden. Je nachdem, wie viel Aufwand man treiben kann und treiben will, sind so diese drei Formate, die hauptsächlichen.
Marcel Dux: Sie hatten das Whiteboard erwähnt, also die Möglichkeit, gegebenenfalls auch Notizen mitzumachen innerhalb der einzelnen Vorlesungen. Haben Sie da spezielle Technik dafür? Wird da mit Blatt Papier und Webcam gearbeitet? Wie muss ich mir das vorstellen?
Michael Lindemann: Also ich habe mir im März noch ganz schnell ein Tablet bestellt, bequem mit einem Stift - wie gewohnt -, der letztendlich Notizen machen kann und schreiben kann. Ich sitze also tatsächlich jetzt in der Vorlesung immer mit dem Stift in der Hand und dem Tablet vor mir und gestalte die Vorlesung und letztendlich, wie an der Tafel entwickelt, also im Tafelbild und gebe nach jeder vollgeschriebenen Seite den Studierenden die Möglichkeit, sich von dem Bild eine Kopie zu ziehen und sage auch vorher an, wenn ich alles wieder lösche und so geht das Schritt für Schritt und habe immer ein Auge auf meinen zweiten Monitor, wo ich mich selber dann quasi sehe. Also mein eigenes Feedback bekomme und auch den Chat sehe, wenn die Studierenden Fragen haben. Da muss ich die Studierenden auch einmal loben, also es geht immer sehr zivilisiert ab. Ich hatte noch nie die Situation, dass jemand seinen Stift gegriffen hat und mir selber ins Tafelbild geschmiert hat, was ja grundsätzlich möglich ist. Also ich brauche die Funktion gar nicht abzustellen und auch alle Mikrofone sind immer aus, alle Kamera sind immer aus. Da sind die Studierenden also sehr diszipliniert.
Marcel Dux: Ich würde gerne noch mal nachfragen: Viele der Kollegen, die gerade auch mit Formeln oder mathematischen Arbeiten zu tun haben, kritisieren die momentane Situation, dass ihnen genau diese Form fehlt. Haben Sie denn Kollegen, die nicht auf diese Schriftfunktion zurückgreifen können oder andere kreative Lösungen sich ausgedacht haben, um genau diesem Problem so ein bisschen entgegenzuwirken?
Michael Lindemann: Also Sie meinen jetzt, wenn man viel mit Formeln arbeiten muss und kein Tablet hat, dass man dort dann entsprechend die Sachen dann näher bringen kann oder wie ist die Frage gemeint?
Marcel Dux: Ja, ganz genau so!
Michael Lindemann: Also weil ich ein Tablet habe, fällt es mir jetzt ein bisschen schwer, mich da hinein zu versetzen. Also ich kann auf dem Tablet auch die kompliziertesten Formeln schreiben und dort entsprechend auch das vermitteln, was ich eigentlich vermitteln will. Schwieriger ist es natürlich, wenn man so etwas in Moodle-Kursen anbietet. Also parallel zu meinen Online-Vorlesungen erstelle ich im Moodle Lerneinheiten, die sich thematisch an dem, was ich erzähle, orientieren und die häppchenweise die Inhalte noch einmal wiedergeben und dort entsprechend die Formeln und so weiter reinzubringen. Geht dann in Moodle beispielsweise ab einem bestimmten Grad nur noch mit Grafiken, das heißt, ich erstelle diese in Word oder Powerpoint und binde die dann über Grafikelemente in so eine Moodle-Lerneinheit mit Copy and Paste ein. Das wiederum geht dann sehr gut.
Marcel Dux: Dazu die Frage: Welche dieser Inhalte werden denn bei Ihnen innerhalb von Moodle als Lerneinheit aufbereitet und welche dieser Sachen werden bei Ihnen direkt in einer, ich sage einmal präsenz-, also online-synchronen Art und Weise gemacht? Gibt es da eine Art Unterscheidung nach: Das erkläre ich besser nochmal, weil es viele Fehler mit sich bringt oder wie haben Sie entschieden, für welches Format was bereitgestellt wird?
Michael Lindemann: Das hat eigentlich jeder Kollege für sich selbst entschieden. Manche machen ausschließlich Online-Vorlesungen, andere geben noch ihr Folienmaterial, was sie schon immer hatten, mit bei oder haben das noch parallel vertont. Andere, also wie meine Wenigkeit auch, ich erstellen immer diese Lerneinheiten. Quasi sehen die dann aus wie eine Art Skript, versuche die auch dann einen Tag vor der Vorlesung parat zu haben und freizugeben mit einem entsprechenden Test dahinter und mache dann am nächsten Tag die dazu passende Vorlesung. Wir haben uns aber untereinander letztendlich da keine gegenseitigen Vorgaben gemacht, sondern jeder macht es eigentlich so, wie er es in dem entsprechenden Zeitrahmen auch am besten hinbekommt.
Marcel Dux: Haben Sie schon erste Rückmeldungen von seitens der Studierenden bekommen, wie jetzt gerade auch deren Semester beziehungsweise auch das Lernen, das gemeinsame oder das in Anführungsstrichen auch einsame Lernen im Moment aussieht? Gibt es da schon ein paar Stimmen, die Sie auch mit Blick auf Ihren eigenen Studiengang so bisschen weitergeben können?
Michael Lindemann: Ja, also direkt und indirekt. Also zum einen hängt es natürlich immer davon ab, wie das Unterrichtsmaterial auch dargeboten wird. In vielen Fällen sind die Studierenden - würde ich mal einfach behaupten - doch relativ zufrieden. Ich habe in der seminaristischen Lehrformen auch noch anderen Unterricht als Wahlpflichtfach, wo es eher um Projekte geht und wo die Studierenden auch selber Vorträge halten und im Rahmen dieser Online-Plattform dann präsentieren. Die Qualität, was die dort auch produziert haben in der Zeit, ist außerordentlich gut. Also da bin ich sehr positiv überrascht und immer wenn eine Vorlesung beispielsweise zu Ende ist, dann, wo sonst am Ende einer Vorlesung im Klassenraum geklopft wird, kriege ich immer einen ganzen Haufen von Danke-Meldungen oder auch einen "Schönen Tag" und so also eigentlich ein Feedback gegeben, dass es dort keine Beanstandung gibt. Manchmal, wenn die Unterlagen zu umfangreich sind und die Fragen, die da gestellt werden, nicht sofort das nötige Feedback auch bekommen, also seitens des Lehrenden, denn, da sagen die Studierenden dann auch, dass sie es gerne anders hätten. Also da habe ich auch schon Feedback bekommen. Ich finde es eigentlich wichtig, weil so im Online-Format, das musste ich aber auch erst mal lernen, dass man das Ganze häppchenweise noch kleiner proportioniert, als man es in einer Präsenzveranstaltung eigentlich tun würde.
Marcel Dux: Bei dem Stichwort "Rückmeldungen" bzw. "Interaktionen" wird oftmals in der Online-Umgebung kritisiert, dass das im Vergleich zu einer klassischen in Anführungsstrichen Präsenzveranstaltungen mit einigen Hürden verbunden ist. Jetzt habe ich den Eindruck, dass Studierende bei Ihnen doch recht gut sichtbar sind. Wie genau werden wir denn bei Ihnen in den Vorlesungen oder Fragen, die sich in Ihren Moodle-Kursen erstellen, wie werden denn diese Fragen beantwortet oder von Ihnen aufgegriffen? Vielleicht auch für eigene Anpassungen oder andere Inhalte, die noch produziert werden?
Michael Lindemann: Zwei Beispiele. Bei meinem Kollegen, Professor Rodewald, der unterstützt ja quasi in Laborversuchen, virtuell in Laborversuchen mit seiner virtuellen Plattformen und führt die Studierenden, ich sag mal, mit Kopfkino durch die Laboreinrichtung und sagt, jetzt gehen wir hier zum Motorprüfstand, auf dem Knopf können wir die Zündwinkel verstellen und so weiter und tatsächlich hat das zur Folge, dass die Studierende sich da auch hineindenken können. Da hat er das Feedback bekommen und dann treten die auch sofort in Interaktion und fragen auch und sprechen auch miteinander. Wenn ich reine Vorlesung halte, dann kommen die Fragen entweder über die Chat-Funktion rein, dass mir dort inzwischen Fragen gestellt werden. Ich gehe auch sofort immer darauf ein oder, das hatte ich vorher aber auch angesagt, sie sollen die Lerneinheiten durcharbeiten und wenn sie die Lerneinheiten durchgearbeitet haben und sich dort Fragen ergeben haben zu bestimmten Inhalten, sollen sie mir das vor der nächsten Vorlesung sagen, dann kann ich genau darauf noch einmal eingehen. Und so fange ich eigentlich auch jede Verlegung an, integriert mit einer Wiederholung und ansonsten während so einer Online-Vorlesung ist es allerdings tatsächlich manchmal schon gespenstisch ruhig, man sieht, dass die Teilnehmer alle im Chat drin sind, aber letztendlich ist es so wie im Klassenraum. Die, die aktiv dabei sind, das sind die paar Leute, die vorne sitzen und ein Gros der Leute ist einfach ruhig und sitzt hinten unauffällig. Ein ähnliches Abbild hat man jetzt auf andere Art und Weise in den Online-Räumen aber genauso.
Marcel Dux: Sie haben gerade von Ihrem Kollegen dieses virtuelle Labor erwähnt. Können Sie dazu noch etwas mehr sagen, weil natürlich auch die Frage aufkommt, gerade in einem Studiengang, der sehr viel mit Haptik bzw. auch bestimmten Vorstellungen arbeitet, die wirklich mit bestimmten Dingen verbunden sind, stellt sich hier die Frage: Wie schafft man das vielleicht auch, das wissenschaftliche Denken, das technische, das ingenieurwissenschaftliche Denken zu unterstützen? Gerade in Zeiten, wo man eben nicht auf den Campus gehen kann?
Michael Lindemann: Also da haben wir verschiedene Ansätze gefunden. Das eine Beispiel, was ich schon nannte vom Kollegen Rodewald, das ist wirklich eine Art virtuelle Vorstellung alleine, also ohne Bilder. Eine zweite Möglichkeit ist, dass man tatsächlich alte Filme, Fotos oder Bilder hat, wie zum Beispiel vom Crashtest oder Ähnliches, was man dann auch zeigen kann, was zumindest, wenn man es dann noch gescheit kommentiert, eine andere Vorstellung bei dem Betrachter erfolgt, als wenn man das nur als Film laufen lässt und dann aber auch in Projekten tiefer machen,
beispielsweise zusammen mit dem Kollegen Professor Severin haben wir ein Projekt, da erarbeiten wir gerade einen Batterieprüfstand mit den Studierenden. In der Praxis ist das tatsächlich so, dass solche Systeme, bevor man die in der Hand hält, ja wirklich virtuell entworfen werden und das kann man natürlich jetzt noch umso besser üben, wenn es dann nur mit virtuellen Methoden möglich ist. In einem anderen Wahlpflichtfach, was ich habe, da wollten wir eigentlich auch ein Caddy-Bussystem zusammen bauen. Da hätten wir also alle tatsächlich zusammen in einem Raum sitzen müssen, und an solch einem Bussystem herumbasteln müssen. Das geht natürlich jetzt nicht. Nichtsdestotrotz habe ich für jeden Teilnehmer ein Microcontroller-Board bestellt. Die werde ich ihnen jetzt zukommen lassen und wir werden quasi dann die ganze Kommunikation, die sonst im Fahrzeug über Drähte stattfindet, jetzt im Internet machen. Das funktioniert auch, ist halt alles langsamer aber quasi sind das alles, ja ich sag mal Hilfsmittel und manchmal auch Krücken. Um aber das Programm irgendwie durchzukriegen und trotzdem noch anschaulich zu sein.
Marcel Dux: Habe ich das gerade richtig verstanden, dass Sie jetzt Sachen bestellt haben, die sie dann auch den Studierenden nach Hause zu kommen lassen? Dass sie dort vor Ort dann damit arbeiten können?
Michael Lindemann: Genau! Das sind Microcontroller, die werden programmiert, ganz einfach, da gibt es bestimmte PC-Tools, also Alumine-Boards beispielsweise und so und das ist ja alles softwareseitig Freeware. Also die Studierenden müssen dort jetzt nichts weiter kaufen. Und gerade dann, wenn man in solchen Online-Formaten ist, kann man auch sofort sehen, ob das Programm funktioniert, ob das Teil das macht, was es soll und so weiter und sie können dann selbst damit auch einfach mal zu Hause herum spielen und haben mal wieder etwas in der Hand, wo sie sich vielleicht ein bisschen die HTW Berlin erinnern und wo sie einfach ja auch mal andere Sachen praktisch ausprobieren können. So ist es!
Marcel Dux: Das finde ich eine super Herangehensweise zu sagen, das man dann sich so ein bisschen die HTW Berlin nach Hause holt und direkt damit arbeiten lässt. Von daher, super dass Sie da auch so flexibel sind, die Studierenden auf diese Art zu unterstützen, klingt tatsächlich prima. Ich würde noch auf eine Sache eingehen, die im Vorfeld oft diskutiert wird. Nämlich auch beim Thema der anstehenden Prüfungen. Wie sind denn Ihre Überlegungen, wie in der jetzigen Situation Prüfungen ausfallen können, die auf der einen Seite den Studierenden keine technischen Schwierigkeiten machen, auf der anderen Seite aber eine gewisse Mindestqualität in der Abfrage oder eben auch in dem Erwerb einer entsprechenden Benotung oder eben den Credit Points mit sich bringt?
Michael Lindemann: Also da sind wir alle noch ganz groß in der Findungsphase. Es gibt noch kein Patentrezept. Es gibt natürliche Klausuren, da habe ich selber Module, die viel auf Wissensabfrage basieren und die, wenn keine Kontrolle da ist, wo natürlich ich sage mal der Schummelei Tür und Tor geöffnet ist, da haben wir das Patentrezept auch noch nicht gefunden. Es gibt andere Fächer, wo man viel rechnen muss. Da ist die Sache vielleicht schon wieder einfacher. Also, da kann ich jetzt in dem Fall auch nur von mir reden. Ich habe quasi mir ein Programm geschrieben, wo individuelle Klausuren automatisiert erstellt werden. Also immer der gleiche Fragetyp, aber mit unterschiedlichen Inhalten und Werten. Gebe auch gleich die Musterlösungen für jeden Studierenden heraus und das heißt, ich kann diese Klausur über Moodle individuell jedem einzelnen Studierenden zur Verfügung stellen in einem bestimmten Zeitfenster. Er muss sie in der Zeit lösen und entweder in dem Doc-Pfeil, also unter Word, kann er es ausfüllen, direkt im Dokument und dann wieder hochladen oder als PDF auf dem Bildschirm. Dann vor sich mit einem Blatt Papier bearbeiten, abfotografieren oder scannen und so die Ergebnisse wieder hochladen und alles natürlich in der vorgeschriebenen Zeit. Und weil die Klausuren liberalisiert sind, es ist schwierig abzuschreiben, selbst wenn sie in Kontakt stünden, haben sie nicht die Zeit, da noch tiefer gehend ihre Ergebnisse auszutauschen. Dafür sind die Klausuren einfach zu umfangreich und das natürlich mit Absicht.
Marcel Dux: Da haben Sie jetzt gerade auch mit der Formulierung, dass Sie selbst entsprechend Tests generieren, die in den Aufgabenwerten sich jeweils mit Musterlösungen selbst generieren oder erstellt werden, natürlich ein super Beispiel und auch wahrscheinlich eine Menge an Nachfragen generiert, die da vielleicht auf Sie zukommen werden. Haben Sie das mit Moodle umgesetzt oder mit welcher, also wenn Sie davon sprechen, diese Tests erstellt zu haben, mit was genau wurde das dann gemacht?
Michael Lindemann: In dem Fall habe ich das einfach mit MATLAB und Dimulink gemacht. Das geht am schnellsten als Integrationsdokument. Das ist ein RTF-Dokument, was ich dann beliebig als Word-Datei oder PDF abspeichern kann. Das ist ja textbasiert, da kann man dann gut Platzhalter einbauen und dann jeweils durch andere Sachen ersetzen. In Moodle ist das natürlich auch möglich. Da muss ich aber gerade zugeben, in so einem Moddle-Test, den jetzt aufzusetzen, wo man ja auch für bestimmte Aufgabenstellungen variable Zahlenwerte vordefinieren kann, auch Zufallswerte definieren kann. Das ist ein riesengroßer Aufwand. Das würde ich jetzt in der Zeit für alle vier Prüfungen, die hier noch ausstehen, so nicht schaffen. Das werde ich vertagen, wenn es denn so sein sollte, auf den Prüfungszeitraum am Ende des Sommersemesters.
Marcel Dux: Diesen Aufwand für die Erstellung der entsprechenden Aufgaben in Moodle noch einmal kurz von Ihnen zu hören, ist es sicher auch wertvoll für all diejenigen, die sich generell jetzt mit dem Thema der Prüfung beschäftigen müssen. Nichtsdestotrotz, aber erst einmal schon mal von meiner Seite: Das, wie Sie jetzt sich generell dem Thema genähert haben, ist sehr auf der einen Seite durchdacht, auf der anderen Seite ist es pragmatisch. Das klingt super. Gibt es denn schon Überlegungen, wenn wir vielleicht, wie auch immer das Aussehen kann, im Wintersemester oder im neuen Sommersemester uns dann aus Online und Präsenz Sachen selbst zusammen stellen könnten. Was würden Sie denn auf jeden Fall gerne übernehmen und was sind Dinge, auf die Sie nicht verzichten könnten, wenn Sie denn Ihre reale Lehrveranstaltungen geben würden?
Michael Lindemann: Also ich würde nie auf meine Präsenz-Vorlesung verzichten, weil letztendlich ist es schon was anderes, wenn man die Studierenden vor sich sieht. Die ganze Reaktion, die ganzen Regungen, man weiß, wann man die Leute abgehängt hat oder wann sie noch bei der Sache sind. Das kriegt man online einfach nicht mit. Da kann ich immer nur hoffen. Und auch natürlich die wirklich praktischen Versuche, die müssen vor Ort stattfinden, die müssen am Objekt auch stattfinden. Man kann zwar erfinderisch sein drum herum, aber ob man in letzter Instanz das rüber bringt, was man mit so einem Versuch rüber bringen will, das ist natürlich immer fraglich. Aber ich sage mal im Zuge dieser Coronakrise, war es natürlich auch eine Chance, dass man viele Sachen mal anfasst, die man immer hat liegen lassen. Beispielsweise wollte ich immer schon einmal diverse Skripte umschreiben, ich wollte diverse Sachen anders machen, mehr Tests für die Studierenden vorbereiten, dass sie auch selber mal üben und probieren können und so weiter. Und genau das ist ja jetzt im Moodle in Form dieser Lerneinheiten beispielsweise entstanden. Ich hatte damals zum Beispiel immer zur Mitte des Semesters und zum Ende des Semesters ein Moodle-Test einfach zum Üben gemacht, weil die Studierenden dort Klausuren geschrieben haben. Jetzt gibt es eigentlich zu jeder Lerneinheit Moodle-Einheiten auch und Moodle-Tests, wo Studierende wirklich viel üben können. Dafür hätte ich mir nie die Zeit genommen, jetzt muss ich sie mir nehmen, weil es jetzt gerade gar nicht anders geht . Das hat auch sehr positive Aspekte und die Sachen werde ich auch aus der zukünftigen Lehre nicht mehr herausnehmen.
Marcel Dux: Herr Professor Lindemann, dann kann ich an dieser Stelle erst einmal nur vielen, vielen Dank sagen, dass Sie sich die Zeit genommen haben und finde, dass die Kombination aus der Vorlesung, die jetzt in digitaler als Online-Meeting durchgeführte Form plus den von Ihnen beschriebenen Ansätzen der virtuellen Rundschau durch die entsprechende Labore, bis hin dazu, dass Sie sogar die Bereitschaft haben, dann auch den Studierenden innerhalb Ihres Studiengangs Materialien nach Hause schicken zu lassen, einen wirklich rundum erstmal gelungenes Paket zusammengeschnürt wurde. Ich würde gerne an Sie noch abschließend die Frage richten: Wenn Sie sich jetzt anschauen, wie dieses Semester gestartet hat, gibt es etwas was Sie überrascht hat, auch vielleicht von sich selbst oder den Studierenden und gibt es etwas, was Sie sich noch wünschen im weiteren Verlauf?
Michael Lindemann: Also was mich überrascht hat und zwar positiv überrascht hat, dass muss ich immer betonen, das ist eigentlich die Bereitschaft von allen, also von meinen Kollegen. Wir haben auch wirklich viele Abstimmungsrunden dann selber hier geführt. Wir haben selten so oft miteinander gesprochen im Semester.