Regine Buchheim gibt der „Brain City“ ein Gesicht
Sie steht im Audimax, hat die Arme in die Hüften gestützt und lächelt den Betrachter selbstbewusst an: So wird einem Prof. Dr. Regine Buchheim in den nächsten Wochen unter anderem auf Plakaten und City-Lights in Berlin begegnen. Sie sind Teil der Kampagne „Brain City“, mit der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie in Kooperation mit dem Netzwerk der Berlin-Partner Wissenschaft bereits seit März 2016 den Wissenschaftsstandort bewerben. Der ersten Welle folgt demnächst eine zweite Welle mit neuen Motiven.
Als die Professorin am Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften gefragt wurde, ob sie das HTW-Gesicht für die Kampagne sein möchte, hat sie nicht lange überlegt. Von den Stärken Berlins als Wissenschaftsstandort ist Regine Buchheim nämlich überzeugt: Sie forscht und lehrt ausgesprochen gerne hier und kennt viele Berliner Hochschulen aus eigener Erfahrung. Seit 2006 lehrt sie an der HTW Berlin, das Studium und die Promotion absolvierte sie an der Freien Universität (und der Universität Antwerpen), später arbeitete und lehrte sie an der TU Berlin, an der Humboldt Universität führte sie ein Forschungsprojekt durch. „Vergangenheit und Gegenwart Berlins inspirieren zu Interdisziplinarität“ findet Regine Buchheim.
Dieses Statement aus dem Munde einer Expertin für internationale Rechnungslegung und externes Rechnungswesen mag den einen oder anderen überraschen. Doch Zahlen sind für Regine Buchheim eben keine trockene Materie, sondern sie gibt ihnen gesellschaftliche, politische und historische Bedeutung. Die Bilanz-Expertin unterstützte u.a. das ZDF-Magazin „frontal 21“ bei seinen Recherchen über falsche Bewertungen im Rechenschaftsbericht der FDP. Sie stärkte Verbraucherschützern fachlich den Rücken, als diese den Umgang von Fußballvereinen mit Prepaid-Karten in ihren Stadien kritisierten. Und sie kniete sich tief in die erst in den 1990er Jahren geöffneten Aktenbestände regionaler Finanzbehörden: Ihre akribischen Ausführungen darüber, wie angeblich neutrale Beamte der Finanzverwaltung auf der Basis des Steuer(un-)rechts ihren fiskalischen, wesentlichen Beitrag zur Judenverfolgung in der NS-Zeit beitrugen, schlugen in Fachkreisen durchaus Wellen. Willkommen waren sie selbst heute nicht überall. Um die Veröffentlichung in dem einen oder anderen Verlag musste sie sogar streiten.
Doch davon ließ und lässt sie sich nicht abschrecken: „Fachleute müssen den Mut zu kritischen Statements haben“, sagt Regine Buchheim. Sonst finde schlicht keine Aufklärung statt. Die Wissenschaftlerin selbst folgt deshalb schon mal der Bitte von Journalisten, den Jahresabschluss von dem einen Unternehmen oder anderen Verein kritisch durchzusehen.