"Machen Sie mit, lassen Sie sich in den Akademischen Senat wählen!"

Der Akademische Senat ist das Herz der Akademischen Selbstverwaltung, alle wichtigen Entscheidungen zu Forschung, Lehre und Studium werden hier diskutiert und entschieden. Wäre die HTW Berlin ein demokratischer Staat, dann wäre der Akademische Senat sein Parlament. Die 26 Mitglieder tagen während der Vorlesungszeit alle 14 Tage. Im Gespräch erklärt der Vorsitzende Prof. Dr. Kristoff Ritlewski, warum es sich lohnt, sich in diesem Gremium zu engagieren.

Vorab: Wie kann man sich denn im Akademischen Senat engagieren? Wie wird man Mitglied?

Der Senat ist ja die Vertretung der gesamten Hochschule in allen Fragen von Forschung und Lehre. Wer nun denkt, das ginge allein die Lehrenden an, liegt falsch – das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die wir als Hochschule mit allen Beteiligten gemeinsam leisten. Aus jeder Gruppe, den sogenannten Mitgliedsgruppen, werden deshalb gewählte Vertreterinnen und Vertreter in den Senat entsandt – so setzen wir uns zusammen. Es sind deshalb Studierende, Beschäftigte aus Service, Technik und Verwaltung, Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeitende sowie Professorinnen und Professoren vertreten. Wer sich interessiert – einfach zur Wahl innerhalb der eigenen Gruppe aufstellen lassen, das wäre toll! Nicht zum Senat gehören übrigens das Präsidium, die Dekanate der Fachbereiche und die Vertretungen wie die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und der Schwerbehindertenbeauftragte. Aber sie sind immer dabei, berichten uns aus ihrer Arbeit und bereichern die Diskussion.  

Welches waren für Sie bisher die spannendsten Themen, die im Akademischen Senat behandelt wurden und warum?

Spannend, aber alles andere als erfreulich, ist die derzeitige Strategie- und Spardebatte, die uns die Berliner Senatsverwaltung, mal im Basta-, mal im Basarstil, aufgezwungen hat. Für mich als Juristen war auch die Satzungsdebatte der letzten Senatsperiode und die aktuelle laufende Arbeit an einer Antidiskriminierungssatzung sehr spannend. Ich kann aber verstehen, wenn meine Kollegen da eine andere Vorstellung von spannenden Themen haben.   

Was sind außerdem Aufgaben des Akademischen Senats?

Ansonsten ist der Akademische Senat ja quasi das Parlament der Hochschule. Die Regierung wäre in diesem Bild dann das Präsidium mit dem Kanzler. Wir entscheiden also nichts im Tagesgeschäft, sondern über die grundlegende Ausrichtung der Hochschule und beschließen wichtige Regeln wie Prüfungsordnungen oder die Satzung. Außerdem wählen wir das Präsidium und reden bei Berufungen von Professuren mit. Und wir kümmern uns um die Struktur- und Entwicklungsplanung, die Grundsätze und Qualitätssicherung in Lehre und Forschung sowie um den Haushalt.

Die massiven Kürzungen der Hochschule durch den Berliner Senat sind aktuell auch regelmäßig Thema in den Sitzungen, wie ist die Haltung des Akademischen Senats dazu?

Wir haben dazu ein Statement verfasst und auch als Pressemitteilung veröffentlicht. Persönlich möchte ich noch hinzufügen: Es ist ein gigantischer Schaden für das Image und die Zukunft der Stadt, den der Senat da gerade anrichtet. Aber es scheint ihnen entweder nicht bewusst, oder noch schlimmer: eher egal zu sein. Wenn der Regierende Bürgermeister Öl gefunden haben sollte, freuen wir uns natürlich mit ihm. In der Zwischenzeit wird diese Stadt aber auch weiterhin als „Brain City“ ihr Geld verdienen müssen, und dazu sind wir ein entscheidender Motor für Innovation und Transfer, gerade für die mittelständische Wirtschaft der Region. Wir sind die einzige Hochschule mit wachsenden Studierendenzahlen, unsere Kosten pro Studienplatz zählen zu den niedrigsten in ganz Nordostdeutschland, dennoch müssen wir unser Angebot zusammenstreichen. Das verstehe, wer will... 

Warum sollten sich gerade auch Studierende im Akademischen Senat engagieren?

Vor allem können die Studierenden hier direkt mitgestalten, wie ihre Hochschule funktioniert und sich entwickelt. Sie bekommen einen tiefen Einblick in die Hochschulpolitik und lernen, wie universitäre Strukturen arbeiten. Außerdem können Sie ihre Perspektive einbringen und sicherstellen, dass studentische Interessen gehört werden. Der Blick hinter die Kulissen ist sehr lehrreich und gibt Selbstvertrauen - das hilft später im Job ungemein. 

Wie kann ich mich über die Arbeit des Akademischen Senats informieren?

Die Sitzungen des Akademischen Senats sind in der Regel öffentlich, sodass alle teilnehmen und zuhören können. Die Protokolle werden nach den Sitzungen veröffentlicht und können eingesehen werden. Man kann natürlich auch direkt die gewählte Vertretung der eigenen Statusgruppe ansprechen und Fragen stellen, dafür haben wir immer Zeit und ein offenes Ohr. Viele Hochschulen informieren zusätzlich auf ihren Webseiten über aktuelle Themen und Beschlüsse, so auch wir.

Wie läuft eine Senatssitzung ab?

Ich versuche das halbwegs unterhaltsam zu gestalten, aber es ist formal nicht viel anders bei einer Partei- oder Vereinssitzung. Wir beginnen mit einer kurzen Begrüßung - dazu habe ich von meiner Kollegin Susan Prejawa sogar eine kleine Schiffsglocke geschenkt bekommen, was mich als Hamburger besonders freut (danke, Susan!). Dann folgt die Genehmigung der Tagesordnung und des Protokolls der letzten Sitzung. Dann werden Berichte aus verschiedenen Bereichen vorgestellt – manchmal spannend, manchmal etwas zäh. Anschließend werden die einzelnen Tagesordnungspunkte nacheinander besprochen und abgestimmt, wobei durchaus auch kontrovers diskutiert wird. Am Ende gibt es oft noch Verschiedenes, wo jeder Themen einbringen kann, bevor die Sitzung geschlossen wird.

Worauf freuen Sie sich in der aktuellen Sitzungsperiode?

Ich freue mich darauf, in dieser sehr entscheidenden Phase bei wichtigen Weichenstellungen für die Hochschule mitzuwirken und echte Veränderungen zu begleiten. Das wird hart, anstrengend und nicht immer schön ablaufen. Aber wir müssen, können und werden da neu und gestärkt wieder rausfinden. Ich sehe diesen Restrukturierungsprozess deshalb auch als Chance, dass wir uns erneuern und hinterfragen. Wer sich selbst nicht prüft, erstarrt und fällt hinter die Zeit zurück. Wir haben uns das nicht ausgesucht, aber wenn wir uns jetzt so grundlegend bewegen müssen, werden wir das gemeinsam zum besten unser Hochschule auch hinbekommen! Ansonsten finde ich den Austausch mit engagierten Kolleginnen und Kollegen aus allen Mitgliedsgruppen immer schön. Ich lerne immer gerne neue Perspektiven kennen, die ich keineswegs dann immer teile, aber ich möchte sie verstehen. Dafür sind unsere Diskussionen ein guter Ort. Und diese Erfahrung ist bestimmt für viele im Kollegium und auch für die Studierenden wertvoll, deshalb mein Aufruf: Machen Sie gerne mit, lassen Sie sich in den Akademischen Senat wählen!