Welche Papiere für ein Berlin-Semester? Frag Lia!

Welche Dokumente brauche ich, wenn ich ein Auslandssemester an einer Berliner Hochschule absolvieren will? Lia kann es mir sagen. Lia hat auch hilfreiche Checklisten, mit denen ich den Überblick behalte, und Lia weiß, wie das mit dem Bafög geht. Auf den Namen „Lia“ haben Studierende von Prof. Dr. Olga Willner (FB 4) den Chatbot getauft, den sie im Rahmen der Summer School 2024 für das CityLAB Berlin entwickelten. Es war eine von drei Challenges, die sie in interdisziplinären Teams gemeinsam mit Kommiliton*innen der HWR Berlin aus dem Studiengang Öffentliche Verwaltung bearbeiteten. „Die Summer Schools sind ein wunderbares Format, studentische Perspektiven in unsere Arbeit als Innovationslabor zu integrieren“, sagt Jenny Huang, Referentin des CityLAB-Leiters. Dieses Mal ebenfalls mit im Boot: die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung. Denn es ist eine ihrer Aufgaben, Menschen das Ankommen in Berlin zu erleichtern.

Summer School mit drei Challenges

Knapp zwei Wochen hatten die angehenden Wirtschaftsinformatiker*innen Zeit für die Challenges. Natürlich zu wenig, um voll funktionsfähige Tools zu entwickeln und diese ausführlich zu testen. Vielmehr geht es bei den Summer Schools des CityLAB Berlin darum, dass Studierende Impulse und Anregungen in Form von ersten Prototypen in urbane Projekte und Prozesse einbringen können. Das tun sie seitdem in Kooperation mit diversen Partnern: mal mit anderen Berliner Hochschulen, mal mit Startups oder eben mit einer Landesbehörde. Und das tun sie zu völlig verschiedenen Themen, vom Bevölkerungswachstum in Berlin über die Gesundheit bis zur Radwegeinfrastruktur. Sie alle standen schon auf der Agenda der Summer Schools.

2024: Menschen die Ankunft in Berlin erleichtern

2024 also das Ankommen in Berlin unter dem Motto „Arrival City Berlin“. Wie kann man den Menschen die Ankunft in Berlin erleichtern? So lautete die - zugegeben – sehr komplexe Frage der Summer School. Der Chatbot Lia war eine Antwort der Studierenden. Lia soll internationalen Studierenden helfen, sich zwischen Visumsanträgen, Hochschulzulassungen und anderen rechtlichen Regelungen besser zurechtzufinden. Der Chatbot kann das Internet nach einschlägigen Fakten und Informationen durchsuchen und dann auf dieser Grundlage Fragen beantworten, am besten in verschiedenen Sprachen. „Wichtig war uns bei der Implementierung, dass Lia keine Antworten zusammenfabuliert, sondern nur dann Auskünfte erteilt, wenn echte Fakten gefunden wurden“, erzählt Thao Do. Andernfalls müsse Lia sagen, dass sie nicht Bescheid wisse, damit keine Fehlinformationen in die Welt gesetzt würden. Den Chatbot-Protoypen hat das Team an das CityLAB übergeben, wo man die Idee evaluieren und vielleicht weiterentwickeln wird. Überhaupt werden sämtliche Prototypen der Summer School so abgelegt, dass Interessierte mit ihnen weiterarbeiten können.

Wie kann die Webseite besser werden?

Eine zweite Gruppe warf einen Blick auf die Homepage des Willkommenszentrums Berlin. Dort werden vielfältige Informationen für Neuankömmlinge bereitgestellt. Wie gut sind sie strukturiert, wie übersichtlich ist die Darstellung, was lässt sich verbessern? Und überhaupt: Wie können die digitalen Angebote leichter zugänglich gemacht werden? Diese Frage stellte sich auch deshalb, weil die Webseite des Willkommenszentrums wenig genutzt wird, die Einrichtung aber stark überlastet ist und mangels Beratungskapazitäten Tag für Tag Menschen abweisen muss. Vielleicht könne ein digitales Assistenzsystem helfen, das Nutzer*innen gezielt durch die Online-Dienste navigiert und bestehende Barrieren abbaut, schlugen die Studierenden vor.

Befragung vor Bürgerämtern

Wie oft die digitalen Serviceangebote genutzt und wie sie bewertet werden, wollte eine dritte Gruppe während der Summer School herausfinden. Dazu befragten die Studierenden die Menschen direkt vor Bürgerämtern. „Die Antworten waren ziemlich ernüchternd“, stellten Tobias Wübben und Hassan Alhawari fest. Viele kannten die Angebote gar nicht. Und wenn doch, dann waren sie oft nicht zufrieden. „Keine schöne Erfahrung, alles sehr unübersichtlich, zu lange Wartezeiten, zu viele Klicks“, waren einige der Kommentare, die man zu hören bekommen habe. So mancher wünschte sich einen Chatbot, der Fragen beantwortet. Doch dürfe er nicht nur Hochdeutsch sprechen, sondern müsse auch die Menschen verstehen, die mit Akzent und nicht fehlerfrei sprechen.

Anknüpfungspunkte für die Optimierung gefunden

Last but not least machten die Studierenden die Probe auf das Exempel. Sie baten die Mutter eines Kommilitonen, ihren Reisepass digital zu verlängern. Ohne Hilfe ihres Sohnes schaffte sie das nicht. Das alles seien zwar nur Tendenzen und keine statistisch belastbaren Ergebnisse, sagen die beiden HTW-Studenten. Doch es hätten sich hinreichend viele konkrete Anknüpfungspunkte für die Optimierung ergeben.

Lösungen für städtische Herausforderungen

Davon ist auch Prof. Dr. Willner überzeugt. „Die Summer School hat mal wieder deutlich gemacht, dass man innovative Ansätze benötigt und interdisziplinär zusammenarbeiten muss, um fundierte Lösungsansätze für städtische Herausforderungen zu erarbeiten“, resümiert die Wirtschaftsinformatikerin, die in Forschung und Lehre einen Schwerpunkt auf den Einsatz von digitalen Technologien im urbanen Umfeld legt und Mitglied im Beirat des CityLAB ist. Auch die Summer School 2025 will sie gemeinsam mit dem CityLAB wieder so aufsetzen, dass ihre Studierenden hands-on erlernen, wie man Technologien gemeinwohlorientiert in Berlin einsetzen kann. Das CityLAB ist ein Projekt der Technologiestiftung Berlin und wird von der Berliner Senatskanzlei gefördert.

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