Daniel Quiter

Daniel Quiter

Der Online-Handel boomt, doch immer öfter stoßen die Lieferkonzepte an Grenzen, sind Kund_innen mit dem Service unzufrieden. Der HTW-Absolvent Daniel Quiter hat sich in seiner Masterarbeit mit einem kundenorientierten Geschäftsmodell für Paketdienstleistungen auf der letzten Meile im urbanen Raum beschäftigt. Seine Erkenntnis: Wer online bestellt, wünscht sich durchaus eine umweltfreundliche Zustellung und faire Arbeitsbedingungen. Mit seiner Abschlussarbeit gewann Daniel Quiter 2020 den 1. Preis bei der Konferenz „Für eine nachhaltige Zukunft!“. Derzeit sammelt er praktische Erfahrungen als Kiezbote im Forschungsprojekt „Kundenorientierte Paketzustellung durch den Kiezboten“.

Was haben Sie genau untersucht?

In meiner Masterarbeit bin ich der Frage auf den Grund gegangen, wie ein kund_innenorientierter Service bei der Paketzustellung im urbanen Raum gestaltet werden sollte. Dazu habe ich mich der Methodik der sogenannten Conjoint Analyse bedient. Mit diesem Verfahren kann man die Präferenzen der Kundschaft für unterschiedliche Produktkombinationen und mögliche Einflussfaktoren auf das individuelle Verhalten genau analysieren.

Was könnte sich bei der Paketzustellung verändern?

Die Paketzustellung hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert, sieht man einmal von der Einführung von Paketautomaten ab. Derzeit wird vermehrt der Einsatz umweltfreundlicher Transportmittel erforscht, beispielsweise der von Lastenrädern oder Elektrotransportern. Darüber hinaus haben neue Zustellkonzepte wie die Belieferung mit autonomen Drohnen oder Robotern ein enormes Innovationspotenzial. Ich bin überzeugt, dass sich die Paketbranche grundlegend verändern und die neuen Technologien in Zukunft in nahezu 100 Prozent der Fälle bei der Paketzustellung im privaten Bereich zum Einsatz kommen werden. Aktuell sind die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür jedoch noch nicht gegeben und werden von den Kund_innen auch gar nicht akzeptiert.

Wie schaut ein anderes Geschäftsmodell aus?

Paketdienstleister müssen den Empfänger_innen individuell angepasste Produkte anbieten, und zwar aus verschiedenen Gründen: um den steigenden Paketkosten zu begegnen, um kund_innenorientiert zu handeln, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Die garantierte Zustellung an der Haustür sollte zum Premium-Produkt werden; gleichzeitig muss es kostengünstige Alternativen wie anbieterunabhängige Paketautomaten geben. Ich sehe zudem einen großen Vorteil in Paketbriefkästen, die eine garantierte Zustellung in unmittelbarer Nähe der Empfänger_innen erlauben. Gleichzeitig sehen Kund_innen eine umweltfreundliche Zustellung sowie faire Arbeitsbedingungen als Grundvoraussetzung für die Paketzustellung.

Wer würde davon profitieren?

In erster Linie die Kundschaft, die ihren Service entsprechend eigener Vorlieben auswählen kann. Der Trend zu umweltfreundlichen Transportmitteln bei der Paketzustellung kommt aber allen zugute. Der Einsatz von Lastenrädern reduziert Emissionen, holt Diesel-Transporter von den verstopften Straßen und trägt zu einer lebenswerteren Stadt bei, zumindest ein kleines bisschen. Darüber hinaus könnten Roboter die Zusteller_innen  unterstützen und so entlasten.

Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?

Ich würde am liebsten einen Tee mit meinen Opas trinken und ihnen von meinem abgeschlossenen Studium erzählen. Sie würden sich sehr für mich freuen und mir weitere Impulse für den kommenden Weg geben, da bin ich mir sicher.

Wie schauen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Ich möchte gerne ein tragfähiges Konzept für eine umweltfreundliche und kund_innenorientierte Paketzustellung etablieren, welches meine Kolleg_innen und ich derzeit im Forschungsprojekt Kiezbote erproben. Wir hoffen so einen Beitrag zu einer lebenswerteren Stadt zu leisten und gleichzeitig den Alltag vieler Online-Shopper_innen zu vereinfachen.

Daniel Quiter am Steuer eines Lastenrads
Daniel Quiter macht Pause von der Zustellung Steuer des elektrischen Lastenrads
Päckchen im Lastenrad des Kiezboten Daniel Quiter neben dem Lastenrad des Kiezboten

Ein Beitrag in der Reihe „Transfer im Fokus“

Die Fragen stellte Gisela Hüttinger, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos: Alexander Rentsch

Berlin, 29. Juni 2021